Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Deutsche Gebiete Marienwerder: Literaturempfehlungen zu Germania-Marienwerder
kneerhag Am: 16.05.2024 22:55:11 Gelesen: 367# 1 @  
Ich bin neu hier im Forum und habe mich mehr oder weniger wegen diesem angemeldet. Ich sammle seit etwa 25 Jahren Briefmarken und hatte zu Anfang viel Hilfe vom Berliner Händler Heinemann und er weckte meine Liebe für die Germania. Mit der Zeit interessierte ich mich immer mehr für die Nebengebiete und so kam ich zu Libau, Allenstein und Marienwerder. Mit der Zeit konnte ich auch einiges zusammentragen und 2005 dokumentierte ich schon für mich selbst Unterschiede bei den Aufdrucken, welche heute als AFI bis IV im Michel stehen.

Das Thema Aufdruckfälschung ist gerade bei Marienwerder m. M. sehr interessant, da bei einer so geringen Auflage, das Angebot doch recht umfangreich ist. Auch verwundert es mich immer wieder, dass die gebrauchten Marken i. d. R. sehr sauber entwertet wurden. Wenn auch eine Marienwerder Marke im Schnitt mit 30-40 Euro noch erschwinglich ist, macht die Menge den Schaden und wenn selbst Prüfzeichen keine Sicherheit mehr geben, muss man sich selbst helfen. Von daher wollte ich nach Literaturempfehlungen zum Thema Germania-Marienwerder fragen.

Gruß Hagen
 
Matthias Bock Am: 18.05.2024 22:40:58 Gelesen: 225# 2 @  
Speziell zu den Aufdrucken gibt es nicht viele Veröffentlichungen. Folgende Werke können hilfreich sein:

Schwenzfeger, A. / Landré, G. / Dr. Henkel: Die Briefmarken von Marienwerder. Heft 21 der Schriftenreihe Neues Handbuch für Briefmarkenkunde, Frankfurt a.M. 1964

Ausgehend von dieser Veröffentlichung wurde einst die Typisierung im Michel-Katalog erarbeitet, hier werden neben den Abstandsmaßen auch noch einige Feldmerkmale erwähnt, die es nicht in den Michel geschafft haben. Das Heftchen sollte sich noch problemlos beschaffen lassen.

Bauer, W.: Die Aufdruck-Typen von Marienwerder auf Germania-Marken, in: Handbuch der Germaniamarken, Arge Germania, 1995.

Bauer beschrieb hier ausschließlich die Merkmale und Abstandsmaße der Nummern 16 und 22-25, Basis hierfür war seine Sammlung, in der diese Aufdrucke plattiert wurden.

Klein, Dr. U. E.: Marienwerder-Aufdrucke: echt oder falsch? Selbstverlag, 1991.

Ein Überblick über den damaligen Forschungs- und Kenntnisstand mit diversen kleineren hilfreichen Hinweisen.

Zur Historie der Aufdruckfälschungen so viel - die ersten Aufdruckmarken sind seinerzeit ohne Kenntnisnahme der philatelistischen Öffentlichkeit hergestellt und auch in gewissem Umfang postalisch verwendet worden. Aus heute existierendem Belegmaterial lässt sich recht gut herauslesen, dass die beiden in Danzig ansässigen Briefmarkenhändler Baggo und Vogeler Anfang April 1920 als erste erkannten, was hier geschehen war. Die beiden kauften vermutlich alles Material im Abstimmungsgebiet auf, dessen sie habhaft werden konnten. Später in Marienwerder eintreffende Händler mussten dann "improvisieren", um an Marken der Nummern 17, 19, 20 und der Probedrucke zu kommen. Urmarken des Deutschen Reiches waren im Reich selbst ja noch reichlich vorhanden, die Mitarbeiter der Druckerei Groll in Marienwerder halfen bei den notwendigen Druckarbeiten.

Viele Grüße,
Matthias
 
kneerhag Am: 19.05.2024 04:15:24 Gelesen: 193# 3 @  
Hallo und vielen Dank für die Literaturliste.

Das Heft Schwenzfeger, A. / Landré, G. / Dr. Henkel: Die Briefmarken von Marienwerder. Heft 21 der Schriftenreihe Neues Handbuch für Briefmarkenkunde, Frankfurt a.M. 1964, konnte ich bereits bestellen. Die weitere Literatur lässt sich sicher nur mit Geduld zusammentragen.

Interessant ist der Umstand, dass die gefälschten Marken fast nahtlos zu den regulären Marken entstanden. Hier wird ein Vergleich des Aufdrucks hinsichtlich der Farbe sicherlich zielführend sein. Da auf die Druckerei zurückgegriffen wurde, waren mit großer Wahrscheinlichkeit die originalen Klischees im Einsatz. Umso mehr bin ich über eine Mi.22, 1 Mark auf 2 Pfennig erstaunt. Würde man bei dieser den Aufdruck "Mark" wie bei allen anderen Marken auch mit einbeziehen, würde sich hier die Bezeichnung Mi.22 AIb anstatt AIa ergeben.

Mal schauen, ob Heft 21 da schon etwas mehr Licht ins Dunkel bringt.

Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bedanken.

Viele Grüße
Hagen
 
Stefan Am: 19.05.2024 09:57:00 Gelesen: 165# 4 @  
@ kneerhag [#3]

Interessant ist der Umstand, dass die gefälschten Marken fast nahtlos zu den regulären Marken entstanden. Hier wird ein Vergleich des Aufdrucks hinsichtlich der Farbe sicherlich zielführend sein. Da auf die Druckerei zurückgegriffen wurde, waren mit großer Wahrscheinlichkeit die originalen Klischees im Einsatz.

Die "Fälscher" für die in der Druckerei Groll in Marienwerder zeitnah nachträglich produzierten Briefmarken hatten einen Punkt nicht bedacht bzw. übersehen: für den Aufdruck der einzelnen Ausgaben wurden die Druckplatten zwischendurch zerlegt und die einzelnen Druckstöckel in sich mit Lettern wieder neu zusammengesetzt (je nach Bedarf) - die Markwerte (Mi-Nr. 22-25) unterscheiden sich von den Pfennigwerten (Mi-Nr. 15-19 und der Markwert Mi-Nr. 20) durch die zusätzliche Währungsangabe "Mark" (also eine Zeile mehr an Lettern in den Druckstöckeln einzubauen). Da die Druckerei nicht über ausreichend einheitliche Lettern für den Druck verfügte, kommen bei Fälschungen Buchstabenkombinationen vor, welche bei den Originalen nicht existieren. Einzelne Lettern weisen auch unterschiedliche Abnutzungsgrade (Ausbrüche) auf, welche sich bei den Originalen innerhalb der Druckstöckel konkreten Bogenfeldern zuordnen lassen und sich bei Fälschungen an anderer Stelle wiederfinden. So lässt echt und falsch unterscheiden. Das Prinzip ist in dem Buch [1] ganz gut beschrieben. Zusätzlich sollte auch die Farbe der Urmarken berücksichtigt werden.

Das Prüfgebiet "Abstimmungsgebiet Marienwerder" ist ein anschauliches Lehrbeispiel, wo man grundsätzliche Prinzipien und Vorgehensweisen lernen kann zu verstehen, wie sich echte und falsche Aufdrucke unterscheiden lassen (können). Bei dem Abstimmugnsgebiet Oberschlesien (Mi-Nr. 10-12 und 10F) ist die Vorgehensweise zur Unterscheidung von echt und falsch ähnlich (zuzüglich Aufdruckfarbe(n) und Farbe der Urmarken).

Gruß
Stefan

[1] Schwenzfeger, A. / Landré, G. / Dr. Henkel: Die Briefmarken von Marienwerder. Heft 21 der Schriftenreihe Neues Handbuch für Briefmarkenkunde, Frankfurt a.M. 1964
 
Matthias Bock Am: 19.05.2024 10:55:39 Gelesen: 143# 5 @  
@ kneerhag [#3]

Umso mehr bin ich über eine Mi.22, 1 Mark auf 2 Pfennig erstaunt. Würde man bei dieser den Aufdruck "Mark" wie bei allen anderen Marken auch mit einbeziehen, würde sich hier die Bezeichnung Mi.22 AIb anstatt AIa ergeben

Generell sind sogenannte "unmögliche" Typen (also in Abweichung von den in der Literatur angegebenen) ein Hinweis auf später von Fragmenten der Originalklischees hergestellten Aufdruckfälschungen.

Bei der Nummer 22 verhält es sich so, dass das M in Mark einheitlich gesetzt werden konnte, da die Aufdruckplatte nur aus 20 Feldern bestand. Erst bei der Erweiterung auf 50 Marken je Druckplatte mussten M mit schrägen Beinen herangezogen werden, da die Druckerei nicht genügend einheitliche Lettern in der Größe besaß.

Viele Grüße,
Matthias
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.