Thema: Altdeutschland Preussen Belege
Magdeburger Am: 02.04.2015 15:17:14 Gelesen: 640771# 185@  
@ Magdeburger [#184]

Liebe Sammelfreunde,

bei den gezeigten Beleg handelt es sich um eine Paketbegleitung incl. Postvorschuß von Magdeburg nach Berlin.

Recht wahrscheinlich stammt er vom 17.03.1838. Der Nierenstempel ist hier in recht später Verwendung und auch in dieser Zeit mir nur auf Fahrpostbelegen bekannt.

Oben wurde notiert: "Hierauf sind uns vom Wohllöblichen Königlichen Ober Post Amte Sieben&zwanzig Sgr. 6 Pfennige avancirt (Unterschrift)". Es ist eine recht ungewöhnlich Formulierung des Postvorschußes. Der Betrag von 27 Sgr. 6 Pfennige wurde darüber nochmals notiert!

Unten wurde notiert: "Hierbei ein Ballot Tuch in grau Leinen signiert H 7406.", was 32 Pfund gewogen hat.

Als Empfänger lese ich ein Herr Siegm Herpiets (in) Berlin Gertraud Straße

Unten sind 1 1/2 notiert worden, was das ProCura von 75% für die aufgebende Postanstalt ist. Mit dem Postvorschuß von 27 1/2 Sgr. ergibt dies die weitere Notierung von 29 Sgr.

Die weitere Taxierung ist jetzt folgendermaßen:

1/2 Sgr. ProCura (25% für die ausgebende Postanstalt) + die Gewichtstaxe, welche hier gilt + Geldporto für den Postvorschuß.

Erstmal die Ermittlung der Gewichtstaxe:

Die Entfernung nach Berlin beträgt etwa 17 Meilen. Laut Taxordnung galt 3 Pfennige je Pfund von 5 zu 5 Meilen und damit ergibt sich 3 Pfennige * 32 Pfund * 4 (15-20 Meilen) = 384 Pfennige = 32 Sgr.

Bei Geldsendungen, wozu auch Postvorschußsendungen zählten, galt bei unter einem Thaler, das das einfache Briefporto anzuwenden war. Dies betrug nach Berlin 4 Sgr.

Damit läßt sich nun die Gesamttaxe ermitteln:

Die 29 Sgr. (Postvorschuß + 75%iger ProCuraAnteil) + 1/2 Sgr. (25%iger) ProCuraAnteil + 32 Sgr. Gewichtstaxe + 4 Sgr. Geldporto = 65 1/2 Sgr. wie notiert.

Auch erkennt man noch den Stempel C 1, welcher in der Magdeburger Packkammer abgeschlagen wurde. Er steht für den Fahrpostcurs Magdeburg - Berlin.

Der siegelseitige rote Stempel stammt von der Berliner Packkammer, allerdings kann ich nicht erkennen welcher. Theoretisch sind erstmal zwei möglich, welche sich nur durch einen Buchstaben unterscheiden. Prof. Bruns führte die beiden in Frage kommenden Stempel mit den Bezeichnungen 4.8 und 4.9., auch soll es jeweils zwei Typen geben. Eventuell kann ein Berlinsammler noch mehr sagen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
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