Thema: Transitpost aus Russland
bayern klassisch Am: 15.04.2015 14:51:36 Gelesen: 10801# 6@  
Liebe Sammlerfreunde,

heute zeige ich eine Bombe, die mir die Bucht beschert hat, zu einem Preis, den mir der Einsteller wegen der falsch gewählten Rubrik beschert hat. Aber der Reihe nach.



Für meine Bayern - Frankreich - Sammlung benötigte ich vor vielen Jahren unbedingt einen Brief mit dem Stempel T.B. (Transit Bavarois). Dieser war vorgesehen für Briefe aus Böhmen nach Frankreich, die nicht erst über die Südschiene Richtung Wien und dann über die Westschiene via Schweiz mit Frankreich ausgetauscht werden sollten.

Zur Kennzeichnung dieser österreichischen Briefe sollten sie mit 7 Decimes gestempelt werden, dem Ersatz, den Bayern zu fordern hatte für seinen weiten Transit von der bayerisch - böhmischen Grenze bis nach Strasbourg (wodurch die Leitung über Württemberg und Baden impliziert war).

Diese Briefe mit dem T.B. - Stempel sind alle sehr selten und James van der Linden bewertet ihn unter seiner laufenden Nr. 2759 aus dem Jahr 1822 mit 6 Punkten (hier darf man keinen Fehler machen und den T.B. - Stempel mit gleichartigen Stempeln T.B. für "Transit Berne", "Transit Badois" oder "Tansit Bale" zu verwechseln. Hat man wenig Ahnung von Leit- und Laufwegen der damaligen Zeit, ist man hier verloren.

Der richtige T.B. - Stempel hier konnte in Nürnberg, Augsburg oder Aschaffenburg abgeschlagen werden, wobei ich mir bei Aschaffenburg ehrlich gesagt nicht sicher bin. Evlt. sollte man hier Regensburg hinzu fügen, aber das wäre eine andere Geschichte.



Unser Brief wurde am 15./27. Dez. 1822 in Odessa auf der Krim geschrieben und per Forwarder T. L. Voigt in Brody (heute Ukraine) von dort nach Brody verbracht (wohl auf der Rückreise eines Transports). Die Mitnahme auf der Retoure sorgte auch dafür, dass er nicht im Rothenturm oder Semlin dem dortigen Contumaz - Amte vorgeführt und geräuchert werden musste (Cholera).

Oben rechts sehen wir den Stempel von Brody, wobei ein Aufgabedatum hier fehlt Da der Brief über Forbach (Frankreich) lief, halte ich den T.B. Stempel für den von Nürnberg.

Der Absender hatte einen unbekannten Betrag für den Forwarder ausgegeben, dieser in Brody aber 28 Kreuzer Conventionsmünze (hinten) für den 11g (oben links) schweren Brief, der für Österreich in der 2. Gewichtsstufe lag (über 1/2 bis 1 Wiener Loth = 8,75 - 17,5g).

Der mir bekannte 7 Decimes Taxstempel ist nicht zu entdecken - er war auch, wie alle anderen Taxstempel des Postvertrages Bayern - Frankreich von 1822 gewichtsunabhängig anzubringen und sagte im Prinzip nichts über die tatsächliche Vergütung bei der inneren Abrechnung der Postverwaltungen aus.



Jedenfalls hat der Empfänger des Briefes in Reims 20 Decimes gezahlt, die 1 Gulden entsprachen. Er wurde dort am 20.1.1823 beantwortet, was für eine totale Laufzeit von ca. 4 Wochen spricht.

Nun habe ich 2 T.B. - Briefe: Einen aus Österreich und einen aus Russland, wobei ich nie gedacht hätte, dass es ein solches Stück überhaupt gibt bzw. dass es mir einmal in die Hände fallen könnte ("colligere melior est quam studere").



Sollte der Text interessant sein, wäre eine Übersetzung der betreffenden Stellen nett von euch.

Vielen Dank und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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