Thema: Potschta - Stempel auf Briefen, Briefstücken und Marken alle falsch
Reinhard Fischer Am: 19.05.2015 00:59:33 Gelesen: 270571# 153@  
Ja, da haben wir wieder den typischen Fall der so oft missbrauchten Bezeichnung "Gefälligkeitsstempel". Dummerweise benutzt es auch der Michel sehr häufig falsch für alle möglichen unprüfbaren und sogar auch für eindeutige Falschstempel.

Richtige Gefälligkeitsstempel - also Stempel, die für einen philatelistischen Zweck und nicht für die Beförderung und Entwertung verwendet wurden - kann man auf losen Marken im Normalfall nicht von Bedarfsstempeln unterscheiden, deshalb gibt es auch keine besondere Bewertung im Michel und die Marken werden ganz normal als echt und zeitgerecht geprüft. Anders ist es nur, wenn man aus irgendwelchen Gründen weiß, dass die Stempel nur für philatelistische Zwecke verwendet wurden (z.B. Württemberg 123/29, 144/49, viele DDR-Ausgaben usw.).

Im Michel gibt es dafür das Zeichen "schraffierter Kreis" (kann man hier leider nicht so einfach darstellen). Laut "Abkürzungen und Zeichenerklärung" heißt es "Abstempelung zu philatelistischen Zwecken".

Leider ist es aber im Michel die Ausnahme, dass der Begriff korrekt verwendet wird. Die Gefälligkeits-Bewertungen bei Danzig meinen aber z.B. keine philatelistischen Entwertungen, sondern nicht prüfbare Entwertungen (es gibt sehr viele Stempel, die nach Kursgültigkeit zurückgedreht wurden und bei denen kann man dann auch eine korrekte Entwertung nur auf Brief beweisen). Bewiesene Rückdatierungen gelten als Falschstempel.

Bei den China-Handstempel-Aufdrucken und den Marianen meint das Zeichen mit dem schraffierten Kreis zurückgedrehte Entwertungen, die aber vorgenommen wurden, als die Marken noch gültig waren (z.B. auf den 1.1.1900, was man damals schön fand und heute als minderwertig ansieht). Dann gibt es auch eindeutig nach der Kurszeit zurückgedrehte Stempel wie auf der Feldpost Nr. 3 (2 Kg Päckchenmarke), die wohl nie zu Sammlerzwecken entwertet wurde. Nach der Kurszeit rückdatierte Original-Stempel sind laut den philatelistischen Begriffsbestimmungen Falschstempel.

Jetzt kommt so ein Unfug auch bei der Potschta-Marke in den Michel. Ist die Frage, ob mit dem schraffierten Kreis nun nach der Kurszeit rückdatierte Stempel gemeint sind (also Falschstempel) oder "nur" nicht prüfbare Stempel. Das von Dietbeck gezeigte Attest [#146] deutet eher auf letzteres hin, was sicher auch mit Haftungsfragen zu tun hat (man stellt sich auf den Standpunkt, dass nicht zu beweisen ist, dass der Stempel zurückgedreht wurde).

Auf jeden Fall ist das aber kein "Gefälligkeitsstempel" (was aber auch nicht im Attest steht).

Reinhard

[Redaktioneller Hinweis: Siehe auch Thema "Was ist nach Michel ein Gefälligkeitsstempel ?" - http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7882&CP=0&F=1 ]
 
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