Thema: Was ist nach Michel ein Gefälligkeitsstempel ?
jmh67 Am: 20.05.2015 20:09:16 Gelesen: 21285# 19@  
Mir scheint, uns fehlt ein deutsches Äquivalent zum englischen Ausdruck "CTO" oder "Cancelled to order", der die von den Herausgebern der Briefmarken veranlassten Entwertungen für Sammelzwecke meint, also z. B. Bogenentwertungen oder Versandstellenstempel, die oft auch als solche zu erkennen oder registriert sind. Da würde ich auch autorisierte Rückdatierungen einbeziehen.

Es gibt auch noch den Begriff "favour cancel", den man wörtlich mit "Gefälligkeitsstempel" übersetzen kann, der aber enger gefasst ist als im Deutschen, weil er nur Entwertungen bezeichnet, die auf Wunsch des Kunden auf vorgelegten Marken angebracht wurden. Wenn es überhaupt einen Unterschied zu Entwertungen aus dem Postverkehr gibt, dann sind diese Gefälligkeitsstempelungen allenfalls durch den saubereren Abschlag zu erkennen und eventuell dadurch, dass lose Marken noch Gummi haben oder die Marken nicht auf adressierten Sendungen kleben. Selbst heute gibt es nicht immer klare Zeichen dafür, dass eine Sendung tatsächlich versandt wurde, Barcodes oder dergleichen fehlen öfters mal. Bei abgewaschenen Marken weiß man es ja sowieso nicht mehr, ob es eine Bedarfs- oder Gefälligkeitsentwertung war, ditto bei Sonderstempeln, die vielleicht in der Nachstempelzeit angebracht wurden.

Vielleicht kann man ja als Katalogsymbole den schraffierten Kreis für erkennbare CTOs weiterverwenden und das früher übliche G im Kreis für "favour cancels", wenn letztere doch irgendwie anders als verkehrsgestempelte Stücke zu "bewerten" sind, z. B. wenn sich bestimmte Stempeldaten häufen (dann könnten sie aber nach meinem Verständnis schon wieder CTO sein). In manchen Ländern gibt oder gab es außerdem noch spezielle Entwertungen für telegrafische oder für fiskalische Zwecke, für die mir gar keine Katalogsymbole bekannt sind, obwohl sie eigentlich Sinn hätten.

Nicht eindeutig bestimmbare Stempel (knappe Eckstempel, Wellen vom Maschinenstempel, undeutliche Abschläge etc.) könnte man mit einem durchgestrichenen Kreis kennzeichnen, wie er mal für "schlecht gestempelt" vorgeschlagen wurde. Unautorisiert rückdatierte Stempel (sofern als solche nachweisbar) sehe ich aber auch schlicht und einfach als falsch an.

Jan-Martin
 
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