Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 18.09.2007 20:55:18 Gelesen: 1330058# 14@  
Stapelweise geklebte Geschichte: Heinz Klawitter aus Höfen ist seit 50 Jahren auf der Jagd nach Briefmarken – Sammeln liegt in seiner Natur

Pforzheimer Zeitung (16.09.07) - Die Flamme lodert immer noch. Auch nach mehr als 50 Jahren ist es ungebremste Sammelleidenschaft, die den Philatelisten Heinz Klawitter (77) aus Höfen umtreibt. Und das, obwohl er mit seiner Sammlung schon zweimal von Neuem angefangen hat.

Für Heinz Klawitter ist das Sammeln von Briefmarken mehr als ein Hobby – es ist eine Passion. Abertausende von Marken aus aller Herren Länder hat Heinz Klawitter in mehr als einem Dutzend Ordner einsortiert. Seine Frau Anni weiß, dass die Jagd nach einem vollständigen Satz oder einem fehlenden Stück ihrem Mann einfach keine Ruhe lässt.

Rastlos sondiert er den Markt, studiert Sammlermagazine wie das Magazin „Philatelie aktuell“ oder durchforstet das „Gebetsbuch der Briefmarkensammler“, wie Heinz Klawitter den Michels-Katalog nennt.

Also unterstützt sie ihn bei der ständigen Suche. Sie hält Ausschau nach fehlenden Stücken, begleitet ihn zu Flohmärkten und Sammlertreffen. „Als Briefmarkensammler müssen Sie die Augen immer offen halten und dürfen nicht schlafen“, sagt Heinz Klawitter. Das bedeutet auch, dass er unmöglich an einem gebrauchten Briefumschlag vorbeigehen kann, ohne einen fachmännischen Blick auf die Marke zu werfen. Auch Haushaltsauflösungen können für Klawitter einen wahren Fundus an interessanten Marken eröffnen.

Nicht nur Briefmarken finden sich auf Klawitters Liste der zu sammelnden Gegenstände. Briefumschläge, Ansichtskarten, Münzen sowie Dokumente und Abzeichen aus dem Zweiten Weltkrieg: Das systematische Zusammentragen und Aufbewahren liegt ganz offensichtlich in seiner Natur. Das mag Ergebnis sein aus einem romantischen Wunsch heraus, Geschichte zu konservieren, sie zu katalogisieren und zwischen Albumdeckeln einzuordnen. Womöglich macht es ihm auch einfach nur einen Heidenspaß und entzündet seinen Ehrgeiz stets von Neuem.

Er selbst kann sich nicht erinnern, unter welchen Umständen die Briefmarke seine Begeisterung weckte. „Ich habe schon als Schüler mit dem Sammeln angefangen“, sagt er. Trotz der folgenden turbulenten Jahre sollte ihm dieses Hobby erhalten bleiben. Geboren in Preußisch-Friedland/Landkreis Schlochau (heute Polen) verschlug es Heinz Klawitter 1945 während der ausklingenden Wirren des Zweiten Weltkrieges zunächst nach Rostock und später über Husum nach Pelborn, wo er bis 1949 blieb. Über Biberach und Mundelkingen kam er schließlich 1954 nach Calmbach. Seine Briefmarkensammlung hatte er bis dahin bereits zweimal aufgelöst, einmal zu Kriegszeiten und dann zu Beginn seines Lebensabschnitts in Baden-Württemberg.

„Meine Heimat war verloren gegangen. Und mit ihr auch solche Freuden wie das Briefmarkensammeln“, erinnert er sich. Nicht nur seine Heimat sollte zurückbleiben, auch die Mitbringsel von dort. Aber: „Ich konnte nicht widerstehen.“ Also blieb er dem Postwertzeichen treu. Und fand in dem damaligen Postmeister Karl Weimer aus Bad Wildbad einen ähnlich begeisterten Sammler. Beide wurden zu den Aktivposten der Briefmarkenfreunde Bad Wildbad, einer losen Untergruppierung des Bundes Deutscher Philatelisten. Eine festere Struktur fanden sie beim Calwer Briefmarkenclub, einem eingetragenen Verein.

Briefmarken, so sagt Heinz Klawitter, seien aufgeklebte Geschichte. Auch deshalb sammelt er ausschließlich gestempelte Exemplare. Diese werden oft in großen Mengen, als so genannte Kiloware, sehr preiswert angeboten. Allerdings kann es passieren, dass in der Briefmarkenmenge die Übersicht verloren geht. Es dauert lange, um wieder Ordnung zu schaffen. Mehr als einen Meter hoch stapeln sich die Ordner Heinz Klawitters mit Dubletten. Dubletten dienen den Sammlern als Tauschmittel. Gestempelte Marken vermitteln durch den Stempel noch zusätzliche Informationen über Datum und Ort der Verwendung.

Das Ablösen der Marken im Wasserbad sowie das filigrane Einsetzen in die selbst gefertigten Einsteckbücher nimmt viel Zeit Heinz Klawitters in Anspruch – sehr zum Leidwesen seiner Frau Anni.

(Quelle: http://www.pz-news.de/kultur/lifestyle/berichte/95745/)

Meterhoch stapeln sich die Ordner mit Dubletten im Hause der Klawitters.

Foto: Schiel


 
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