Thema: Japan: Kriegsgefangenenpost
ragiko Am: 07.06.2015 05:47:22 Gelesen: 61387# 6@  
@ Dudley [#8]

Auch unter der Kriegsgefangenen und ihren Angehörigen gab es Markensammler. Da Japan und Deutschland im WK1 auf unterschiedlichen Seiten standen, wurden die "feindlichen" Deutschen interniert, aber es ging dort nicht sehr streng zu. Es gab Lagerorchester und Fußballturniere, Weihnachtsfeiern und Kuchenbäckereien, die Deutschen konnten innerhalb des Lagers nach Herzenslust tummeln.

Die Karte ist ein rein philatelistischer Beleg. Der Stempel ist der Sonderstempel (Ortsname ist Fukuoka), der für ebendiese Ausgabe aufgelegt wurde, das Datum der 12. November, also zwei Tage nach Ausgabe. Auch die Karte wurde zum gleichen Anlass verkauft.

Für eine Postkarte nach Tsingtau ist die Frankatur alles andere als portogerecht. Ein kompletter Satz mit Sonderstempel, ungeachtet der Überfrankatur, keine Textzeile - es ist ganz das, was Philatelisten damals eben bei neuen Markenausgaben taten und keine übliche Kriegsgefangenenpost. Man muss bedenken, dass seinerzeit eine neue Sonderausgabe etwas Sensationelles hatte, die letzte war 1906 erschienen, das lag neun Jahre zurück. Umso wilder stürzte sich die Sammlerschaft auf die neue Ausgabe und produzierte Belege mit Sonderstempel, was das Zeug hielt, weshalb weder der Satz noch der Beleg noch der Sonderstempel heute sonderlich wertvoll oder gefragt sind. Dennoch hat die Karte wegen "Tsingtau", "Lager" und Zensurstempeln durchaus ihren eigenen Wert und Reiz.

Beste Grüße aus Nippon !
 
Quelle: www.philaseiten.de
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