Thema: Auktionen: Falsche Beschreibungen in Auktionskatalogen
drmoeller_neuss Am: 12.06.2015 10:49:09 Gelesen: 67405# 28@  
Alleine der Ton macht die Musik. Bevor man über den Auktionshandel herzieht und mit Schmähkritik überhäuft, muss jeder Philatelist sich im Klaren sein, wie das Auktionsgeschäft funktioniert. Ein Auktionator kann unmöglich jedes Los selbst in Augenschein nehmen, und ist dabei auf den philatelistischen Sachverstand anderer angewiesen. Die Eierlegende Wollmilchsau unter den Sachbearbeitern gibt es nicht, d.h. es gibt keinen Menschen auf der Welt, der das Wissen von hunderten Prüfern in einer Person vereinigt. Natürlich kann man mit dem Einwand kommen, "dann müssen eben zweifelhafte Stücke vorher zum Prüfer", aber man muss auch hier der Realität ins Auge sehen, dass der Einlieferer eine Erbengemeinschaft sein kann, die schnell ihr Geld haben möchte oder die Prüfkosten in keiner vernünftiger wirtschaftlicher Relation zum Auktionserlös stehen. "Realauktionshäuser" bieten immer die Möglichkeit zur persönlichen Besichtigung, die man auch als Chance sehen kann, denn nicht jedes Detail oder jeder Plattenfehler wird vom Sachbearbeiter erkannt.

Dann kommt es auf den Einzelfall an. Wenn ein Auktionshaus Fälschungen als solche beschrieben anbietet, mag das rechtlich in Ordnung sein, im Interesse der Philatelie ist es garantiert nicht. Anders sehe ich die Lage bei Zweifelsfällen. Ein sauberer Geschäftsmann zieht im Vorfeld beanstandete Lose zurück, oder weist die Bieter auf den neuen geänderten Sachverhalt hin. Insofern schneidet sich ein Auktionshaus ins eigene Fleisch, wenn es bei der Meldung beanstandeter Lose überreagiert. Natürlich könnte man im Einzelfall eine Urheberrechtsverletzung für die nicht genehmigte Verwendung von Abbildungen auf den philaseiten geltend machen. Natürlich kann Richard dann auch über den Fall berichten, und jedes philaseiten-Mitglied könnte seine persönliche Konsequenzen daraus ziehen. Ich würde dann per Postkarte das betreffende Auktionshaus auffordern, von weiteren Zusendungen von Katalogen und Werbung abzusehen. Andere Sammler sind weniger freundlich oder haben eine grosse Altpapiertonne direkt vor der Haustüre stehen, in der ungelesene Kataloge Platz finden.

Leider werden in anderen Foren gerne Fakten und wilde Spekulationen vermischt. Ein "faules Ei" unter tausenden korrekt beschriebenen Losen heisst noch lange nicht, dass das Auktionshaus kurz vor der Pleite steht, oder die Arbeitsbedingungen dort unerträglich sind. Wenn im Falle solcher Behauptungen der Händler zopfig (über-)reagiert, kann ich das nachvollziehen.

Noch einmal die Spielregeln: Sachlich bleiben! Am besten, man ist sich hundertprozentig sicher, und kann schreiben "Das Los xyz ist falsch, weil . . .". Etwas vorsichtigere Zeitgenossen schreiben: "Ich halte das Los xyz persönlich für falsch, weil . . ."

Gar nicht gehen Formulierungen wie "Händler xyz ist ein Betrüger" (es sei denn, er ist schon rechtskräftig dazu verteilt worden), oder "Auktionshaus xyz bietet Fälschungen an, weil es in Zahlungsschwierigkeiten steckt."
 
Quelle: www.philaseiten.de
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