Thema: (?) (2877) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 04.08.2015 14:04:48 Gelesen: 1015383# 578@  
Liebe Freunde,

auf solch einen Brief wartete ich noch, hielt seine Existenz für möglich, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich und dann kam er zum Sofortkauf in der Bucht an und musste nicht lange dort verweilen.



Vom württembergischen Stadtschultheißenamt Ulm wurde ein Dienstbrief (!) an das bayerische Landgericht Lauingen frankiert und chargiert abgesandt, der am 22.7.1867 6 Kr. Franko und 6 Kr. Recogebühr kostete. Aber nicht etwa in Ulm, wie sich das gehört hätte, sondern in Neu-Ulm, was die Aufgabepost wohl so stark verwirrt hat, dass sie den roten Chargé - Stempel sogar gegen die Vorschrift siegelseitig abschlug, was man bei Baden hin und wieder, bei Bayern aber praktisch nie findet. Voila - hier kam alles zusammen.

Unter der Reco - Nr. 703 aufgenommen, wurde er am selben Tag in Lauingen zugestellt. Der Inhalt betrifft eine verlorene Rechtssache einer bayerischen Dame, die für die Kosten aufzukommen hatte. So war der einen Pech des anderen Glück!

Die Entfernung war hier überhaupt nicht ausschlaggebend, denn Ulm und Lauingen lagen im 10 Meilen Rayon, der nur 3 Kr. bei der Aufgabe frankiert gekostet hätte. Aber als Postvereinsbrief wäre er mit 3 Kr. je Loth zu frankieren gewesen, während er nun als innerbayerischer Brief bis 15 Loth wiegen durfte, um maximal 6 Kr. wie hier zu kosten. Also dürfen wir davon ausgehen, dass er mindestens in der 3. Gewichtsstufe lag, so dass sich der illegale Grenzübertritt über die Donau gelohnt hatte.

Wenn ich jetzt noch einen bayerischen Brief aus Neu-Ulm fände, der in Ulm aufgegeben wurde ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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