Thema: BDPh in Not: Beitragserhöhung um 6 Euro vorgeschlagen
0nickyet Am: 03.09.2015 11:06:30 Gelesen: 8893# 21@  
Der BDPh hat Funktionen der Interessenvertretung nach außen und soziale Integration nach innen zu vollbringen, d.h. er muss seinen Zweck erfüllen und zugleich die Organisation selbst erhalten. Diese beiden Aspekte sind niemals deckungsgleich. In jedem Fall gilt: Der BDPh ist kein Unternehmen, sondern ein Verband. Unternehmensberater können sicher Firmen retten, aber mit denselben Methoden schnell einen Verband zerstören.

Wer nur über Funktionen spricht, tut sich leicht mit Einsparungsvorschlägen und Streichung von Leistungen. Wer an die soziale Integration denkt, versteht oft nicht, warum 50 Cent pro Monat eine "Verbandskrise" auslösen sollen. Und wenn die beiden Aspekte gegeneinander ausgespielt werden, zerlegt der Verband sich selbst.

Das wichtigste dürfte sein, eine realistische Aufstellung von Funktionen des Verbandes separat von einer Bestandsaufnahme der sozialen Leistungen zu machen, und in beiden Fällen nicht nur Änderungsbedarfe zu diskutieren, sondern auch zu berücksichtigen was anderen (!) Mitgliedern wichtig sein könnte. Beispielsweise kann erst dann entschieden werden, welche Optionen es für die "Philatelie" überhaupt gibt. Persönlich habe ich erhebliche Zweifel, dass man das zentrale Kommunikationsorgan eines Mitgliederverbandes in eine kommerzielle Zeitschrift umwandeln kann, ohne zugleich sowohl die Zeitschrift in ihrem bisherigen Charakter als auch den Mitgliederverband zu zerstören.

Kompliziert wird das Problem, weil die Fragen von einer sozial sehr uneinheitlichen Mitgliedschaft diskutiert wird:
Am einen Pol gibt es tausende Briefmarkensammler, denen diese Freizeitbeschäftigung eine ernsthafte kulturelle Betätigung ermöglicht, für die sie ein paar Euro pro Monat aufwenden. Und am anderen Pol sind Anleger, deren Interesse an der Philatelie um Markenpreise und Werte kreist. Die erste Gruppe ist erheblich größer, wird aber kleiner und ist wirtschaftlich zunehmend unbedeutsam. Die zweite Gruppe ist klein, wird aber ökonomisch - und vielleicht auch zahlenmäßig - immer stärker und ist wirtschaftlich für ganze Berufszweige (Händler und Auktionatoren, Prüfer, Fachverlage) zentral. Und viele sind freilich irgendwo mittendrin.

Das macht die Diskussion nicht einfacher - aber wer versucht, komplizierte Fragen "einfach" zu lösen, wird vom Ergebis negativ überrascht werden.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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