Thema: Deutschland: Fälschungen zum Schaden der Post
Stefan Am: 28.09.2015 20:16:51 Gelesen: 28576# 28@  
Das nachfolgende Beispiel geht in einem Grundsatz in die gleiche Richtung wie die Nitribit-Marke von 1968 oder die Lenin-Marke von 1970 (siehe Hinweis nach Mi-Nr. 618 im Katalog). Den Beispielen ist gemein, dass es sich formell nicht um eine Fälschung handelt, da dieses ein Original voraussetzt. Allerdings wurde die deutsche Bundepost um das Entgelt betrogen, wenn derartige "Marken" zur Frankatur verwendet wurden und unbeanstandet (d.h. ohne Nachporto) bei dem Empfänger ankamen.

Im Jahr 1985 wurde der bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauss 70 Jahre alt. Da lebende Persönlichkeiten (mit regulärer Ausnahme der Bundespräsidenten und sicherlich nicht ganz regulärer Ausnahme des Papstes Benedikt XVI - Mi-Nr. 2599) üblicherweise nicht auf bundesdeutschen Briefmarken abgebildet werden, wurde eine entsprechende Marke modelliert, um den 70. Geburtstag von F. J. Strauss zu ehren:



Die Marke weist eine "Nominale zu 1,20 + 3,80 DM auf. Entgegen der für Briefmarken der Bundesrepublik üblichen Kammzähnung wurde die Linienzähnung verwendet. Das gezeigte Exemplar wurde maschinell am 27.12.1990 in 4050 Mönchengladbach entwertet (Unterscheidungsbuchstabe mb).

Die Zeitschrift "Der Spiegel" vom 07.04.1986 (Ausgabe 15/1986) schrieb zu dieser (oder einer vergleichbaren) "Fälschung" (1):

"Franz Josef Strauß, 70, bayrischer Ministerpräsident, wurde zur philatelistischen Kuriosität. Bremer Briefmarken- und Strauß-Fans wollten den CSU-Vorsitzenden zum runden Geburtstag mit einem Sechser-Block (Abb.) feiern. Die Post lehnte ab, weil Lebenden, ausgenommen Bundespräsidenten, solche Ehre nicht zuteil wird. Jetzt wird Strauß im Sechser-Pack und als Postwertzeichen ungültig für 50 Mark in Kaufhäusern feilgeboten - kleine Schreibfehler ("Franz-Joseph Strauss") inbegriffen."

Zehn Jahre später, am 06.09.1995, erhielt Franz Josef Strauss eine Marke zum 80. Geburtstag (Mi-Nr. 1818), wobei er sieben Jahre zuvor (1988) verstarb.

Gruß
Pete

(1) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13517315.html
 
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