Thema: Wertschätzung: Tansania
Stefan Am: 09.10.2015 00:35:34 Gelesen: 6748# 8@  
@ lueckel2010 [#4]
@ M.Schliebs [#1]

Sieht fast nach "Füllmaterial" für Briefmarkenpäckchen (z. B 100 Stück "Alle Welt") aus, die früher in Kaufhäusern, Schreibwarengeschäften usw. angeboten wurden. Jedenfalls nichts "Werthaltiges"!

Eben diese Bogen aus Tansania habe ich in den 1990er Jahren in Angeboten des Versandhändlers Goldhahn gesehen. Zu den Ausgaben der Marken zu 10 Sh. und 20 Sh. gehören normalerweise die Wertstufen zu 1,50 Sh. und 4 Shilling von 1986, welche ebenfalls bogenweise als vollständiger Satz zu vier Bogen angeboten werden. Die Ausgaben zu 30 Sh. und 40 Sh. stammen aus zwei weiteren Sätzen von 1985 und waren der Höchstwert des jeweiligen Satzes. Diese Marken wurden seinerzeit m.W. als sog. Katalogschlager angeboten.

@ M.Schliebs [#5]

Aber kleine Nachfrage meinerseits, wieso steht so ein hoher Betrag in diesem Michel und dann sind die Marken aber real nichts wert ?

Seit Ende der 1980er Jahre hatte die Wirtschaft in Tansania mit einer höheren Inflationsrate zu kämpfen, welche sehr gut anhand der steigenden Briefmarkennominalen ersichtlich ist. Dadurch waren Briefmarken und Blocks aus den Jahren bis ca. 1987 nicht mehr in dem Maß verkehrsfähig und wurden auf der örtlichen Post Ladenhüter. Ehemals unter Berücksichtigung des Wechselkurses (Bsp. DM und Shilling) im Michel-Katalog preislich gut notierte Briefmarken und Blocks (zweistellige DM-Beträge) wurden binnen weniger Jahre quasi wertlos. Da Michel i.d.R. alle vier Jahre Überseekataloge herausgibt, standen diese Marken und Blocks im seinerzeit aktuellen Michel-Afrika-Katalog von 1989 noch recht hoch, während die Währung in Tansania selbst bereits massiv nachgegeben hatte und man diese Marken und Blocks im Land selbst immer billiger und in größeren Mengen kaufen konnte (gemessen am Preis umgerechnet von Shilling in DM, Dollar usw.). Katalogpreisrücknahmen konnten naturgemäß erst in den späteren Katalogausgaben (vor allem in den Ausgaben von 1993; 1997 und 2002) erfolgen. Als Beispiel, welches mir ad hoc einfällt: Tansania Block Nr. 42 und 43 (85. Geburtstag Queen Mutter) wurden im Katalog von 1989 mit 50,00 DM pro Stück notiert (Nominale pro Block von 120 Sh., Ausgabe 1985). Heute stehen diese Ausgaben mit jeweils 0,40 Euro im Katalog - seinerzeit (Pseudo-)Katalogschlager und heute Ladenhüter in Briefmarkenalben.

Derartige Bogen wie in Beitrag 1 gezeigt waren für mich 2011 die Grundlage für Spielereien und Dachziegelfrankaturen (damals Auslandsporto zu je 800 Sh.), als sich ein Sammlerkollege vor Ort im Urlaub befand [1] und dort die Briefe bei der Post aufgab:



Da 2011 genügend Marken und Bogen vorhanden waren bzw. auf Briefmarkentauschtagen problemlos für kleines Geld beschafft werden konnten, wurden munter portogerechte Briefe beklebt.

Die in Beitrag 1 gezeigten vier Schalterbogen mit einem Portowert von gesamt 5000 Shilling hätten aktuell einen umgerechneten Frankaturwert von 2,04 Euro bzw. entsprächen in etwa dem Porto von drei Auslandssendungen bis 20g aus Tansania nach Europa. Nach [2] entsprachen 5000 Sh. am 08.10.1985, also heute vor 30 Jahren, umgerechnet rund 895 DM, d.h. 1 Sh. = 0,178825 DM. Fünf Jahre später, am 08.10.1990, entsprechen 5000 Sh. bereits nur noch 44,48 DM.

Zu den Schalterbogen aus Cuba:

Hierbei handelt es sich um Stücke, welche Gefälligkeitsentwertungen tragen. Die Stempel wurden während der Briefmarkenproduktion ebenfalls gedruckt. Derartiges gab es auch in der DDR. Dort wurden (wie in Cuba) Briefmarken produziert, um diese gegen Devisen in das kapitalistische Ausland zu verkaufen. Gerüchteweise wurde gefälligkeitsentwertete Standardware DDR (ohne Sperrwerte) gegen die Erstattung des Papierpreises zuzüglich einer kleinen Gewinnmarge in großen Mengen, definitiv allerdings weit unter Nominalwert ungebrauchter Briefmarken, verkauft. Mich würde es nicht überraschen, wenn Cuba ähnlich gewirtschaftet hat. Der Michel-Katalog richtet sich in der erstmaligen Katalogisierung nach den Beschaffungskosten der Marken (Neuheitendienst). Derartige Gefälligkeitsentwertungen wie die Beispiele aus Cuba gelangen sicherlich nicht in einem Rutsch nach der Herstellung sondern sukzessive auf den Handelsmarkt "Briefmarken".

Gruß
Pete

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=88135#M9 (Beitrag 9)
[2] http://fxtop.com/de/historische-wechselkurse.php?A=5000&C1=TZS&C2=DEM&DD1=&MM1=&YYYY1=&B=1&P=&I=1&DD2=08&MM2=10&YYYY2=1985&btnOK=Gehen
 
Quelle: www.philaseiten.de
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