Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 15.10.2015 16:36:08 Gelesen: 252409# 44@  
Liebe Freunde,

sieht simpel aus, aber bei genauerer Betrachtung offenbart er sich als kleiner Schatz.



Geschrieben wurde er von der Firma Johann Schubert in Wien am 20.6.1860. Empfänger war die Firma Vallaster & Leibinger in Feldkirch (Vorarlbert). Prinzipiell hätten wir also einen rein innerösterreichischen Brief vor uns, der hierfür mit 9x CM (= 11x rheinisch) zu frankieren gewesen wäre (bis 1 Loth über 20 Meilen Inland).

Aber das war dem Absender zu teuer. Statt dessen kuvertierte er ihn nach Lindau an die bekannte Adresse Spengelin & Co, wo man auch seinen Firmenstempel siegelseitig abschlug.

Mit Spengelin hatte man offenbar ein Abkommen, dass dieser die Wiener Briefe zuerst einmal auf seine Kosten frankierte und dann weiter schickte, immer unter der Voraussetzung, dass es von Lindau günstiger sein musste, als von Wien aus.

Das traf hier zu - von Lindau nach Bregenz war es ein Postvereinsbrief bis 10 Meilen, für den nur 3x rheinisch zu frankieren waren. Diese hat Spengelin später sicher von seinem Wiener Spezi erstattet bekommen.

Gebührenteilung ursprünglich: 9x CM für Österreich, abzüglich für den Transit quer durch Bayern bis Bregenz von ca. 1,5x CM = 7,5x CM für Österreich und knapp 2x rh. für Bayern.

Gebührenaufteilung durch Verstoß gegen das österreichische Postgesetz: 3x rh. für Bayern, für Österreich nichts.

Am 4.7.1860 wurde er in Lindau aufgegeben und am selben Tag nach Bregenz verbracht und in Feldkirch zugestellt. Diese Aktion hat den Absender nicht 11x rh. gekostet, sondern nur 3x rh., aber 14 Tage vom Schreiben bis zur Zustellung waren auch nicht jedermanns Sache - hier wird man es, typisch für Wien, auch nicht sehr eilig gehabt haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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