Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 12.12.2015 11:39:06 Gelesen: 1001464# 652@  
Liebe Freunde,

auch nach vielen Jahren des Sammelns sind Briefe der 10 II b noch immer kein Standard und die meisten Marken dieser Ausgabe, wie auch der gewöhnlichen Nr. 10, eher von bescheidener Optik geprägt, warum auch immer.



Hier zeige ich einen, der vom Randverlauf, der Frische der Marke selbst und der Qualität des Abschlages von Mühlrad- und Aufgabestempel nicht leicht zu toppen sein dürfte:

Am 22.1.1867 lief er von Marktredwitz nach Falkenstein und war über 1 - 15 Loth schwer, so dass die Marke zurecht verwendet wurde.

Für den Insider noch von gewissem Interesse ist das völlige Fehlen von 3 Schnittlinien, wie man es nur bei der 10 II b sehen kann, sonst bei keiner mir bekannten Marke.

"And now for something completely different ..."

Hier stelle ich einen Portobrief vor, an dem ich die prinzipiellen Schwierigkeiten bei Auslandsbriefen Bayerns im Jahr 1851 beleuchten möchte, wenn ihr meinem Text so lange folgen wollt.



Ein Brief aus München nach Genf wurde am 29.8.1851 unfrei aufgegeben. Was war seitens der Aufgabepost zu beachten?

Im Gegensatz zu Inlandsbriefen, wo es nur 2 Gewichtsstufen gab (bis 15,625g und über 15.625g - 62,5g mit 2 Entfernungsstufen bis 12 Meilen und über 12 Meilen) und im Gegensatz zu Briefen in den damaligen Postverein (unter 15,625g, unter 31,5g usw. und bis 10 Meilen, über 10 bis 20 Meilen und über 20 Meilen) war hier ganz anders zu rechnen, nämlich auf der Basis von 1829: Sondertarif nur für Augsburg und München aus dieser Zeit mit dem PV Bayern - Zürich 8 Kr. für Briefe bis 1/2 Münchener Loth = 8,75g und einer Progression nicht von 100% je Gewichtsstufe mehr, wie noch bei Inlands- und DÖPV - Briefen, sondern von 50% je weiteres halben Münchener Loths.

Ein Franko von 8 Kr. gab es damals in Bayern daher nur für Briefe in die Schweiz, sonst nirgends mehr!

Bayerns schwarze 8 sind also klar. Die CH hatte mit dem 1.1.1849 zwar von den Kantonspostverwaltungen auf die Bundespost umgestellt, jedoch galten die Altverträge der einzelnen Kantone und Postverwaltungen derselben weiterhin fort! Daher musste Bayern diesen Brief Richtung Lindau - Zürich schicken, wo er mit über 40 Wegstunden für die Schweiz mit weiteren 8 Schweizer Kreuzern taxiert wurde, wobei man hier nur die Summe von 16 Kreuzer in tpyischer Zürcher Farbe mit 16 korrekt notierte.

Auch wenn die Schweiz nominell ein einheitliches Postgebiet war, so waren die Taxen, Gewichte, Abrechnungen, Rundungen usw. doch noch nicht völlig beim Auslandsverkehr umgestellt worden und daher noch regionale Notaionen vorhanden.

Genf kassierte daher keine 16 Schweizer Kreuzer, die es dort gar nicht gab, sondern reduzierte sie in 6 Decimes - eine Währungsbezeichung, die wir von Frankreich und seinen Satellitenstaaten her kennen. Rechnete man aber 6 mal 2,85 Kr. um, so kommt man auf 17,1 Kreuzer und kann daher diese Rundung nachvollziehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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