Thema: Deutsches Reich Briefe erzählen Geschichten
Max78 Am: 15.12.2015 08:29:26 Gelesen: 5585# 4@  
Ein schönes Thema, EdgarR, danke schön.

Auch ich finde Belege mit ungewöhnlichem Gebrauch/ Postwegen interessant. Sind Sie hauptsächlich aus den Zeiten bekannt, als Papier Mangelware war, wie z.B. gegen Ende des 3. Reiches oder der alliierten Besetzung, so habe ich eine wie oben gezeigte "Zweifachverwendung" aus einer Zeit vor 1900 inklusive "Bastelkunst" noch nicht gesehen.

Um beim Thema zu bleiben möchte ich eine Postsache aus dem Jahre 1941 zeigen. Anfang/Mitte 1941 machte sich der Papiermangel im öffentlichen Leben spürbar bemerkbar. Es werden erstmals kirchliche Druckaufträge verweigert, zahlreiche deutsche Rundfunkzeitschriften und andere Presseerzeugnisse werden eingestellt, einige Tageszeitungen müssen ihren Umfang verringern (darunter auch der Springer Verlag). In der Zeitschrift "Der Vierjahresplan" heisst es schließlich am 13. Dezember 1941:

"Rohstoffmangel ist Problem Nr.1. Die Zeitschrift stellt mit Besorgnis fest, dass der für die Herstellung von Lebensmittelkarten pro Monat notwendige Papierbedarf 2000 bis 3000 Tonnen beträge. Angesichts der zunehmenden Verknappung von Rohstoffen vor allem in den Bereichen Edelmetalle, Leder, Papier, Kautschuk, Wolle und Energie wird versucht, durch den verstärkten Einsatz von Ersatzstoffen sowie durch umfangreiche Sammelaktionen Abhilfe zu schaffen... Auf Grund des herrschenden Papiermangels wurde bereits die zugeteilte Papiermenge für Zeitungsverlage um 25 % herabgesetzt. Viele Zeitungen haben ihr Kultur- und Lokalbeiträge auf ein Minimum reduziert, um in ihren zwei- bis vierseitigen Ausgaben Platz für politische Meldungen zu schaffen."

Hier nun die Postsache, die gleich 2 mal wiederverwendet wurde, sprich 3 Tagesstempel aufweist (Tagesstempel, Poststellenstempel und Gelegenheitsstempel):



Auf den ersten Blick ein ganz normale Postsache abgesendet vom Postamt Velten (Mark) nach Berlin



Auf den zweiten Blick schon ein wenig mehr auf dem Kerbholz: Am 21.08.41 vom Postamt Fraustadt nach Vehlefanz gesendet, wurde dort der Tagesstempel + Postamt Fraustadt-Vermerk durchgestrichen und nach Velten weitergeleitet (mit schönem Poststellenstempel vom 11.10.1941). Dort angekommen wurde das ganze überklebt und ging schließlich auf die letzten Kilometer nach Berlin.

Vorerst der Beleg mit der häufigsten "Wiederverwendung" in meiner Sammlung, bald noch ein Beispiel aus der alliierten Besetzung,

mit besten Grüßen Max
 
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