Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 06.01.2016 17:45:23 Gelesen: 997531# 685@  
@ Magdeburger [#684]

Lieber Magdeburger,

gerade bei einer Geldsendung war das Gewicht nicht unwichtig, weil man schwerlich einen hohen Geldbetrag angeben konnte, aber nur einen 5g leichten Brief vorzuweisen hatte. Das Fehlen sämtlicher Manualnummern (Aufgabe, Transit, Abgabe), kein Gewicht, Verschluss gewöhnlich usw. macht mich da schon sehr stutzig.

Die Post hätte nicht mit Kohlestift (heute: Bleistift) geschrieben, weil das gar nicht zulässig war. Bleiben nur Absender oder Empfänger. Wenn es der Empfänger, wie Adriana vermutet, gewesen sein sollte, warum hat er sich dann die Mühe gemacht, auch außen auf dem Brief den Betrag abzustreichen? Es hätte ihm doch gereicht, den wichtigen Teil des Faltbriefes, seinen Inhalt nämlich, zu korrigieren.

Umgekehrt muss es dem Absender wichtig gewesen sein, dass außen nichts auf dem Brief steht, was drin nicht war, weil es sonst eine Falschanmeldung gewesen wäre und er dem Empfänger einen Geldbetrag avisiert hätte, der gar nicht im Brief vorhanden war.

Die Portostufen hat die damalige Taxispost selbst regelmäßig nicht verstanden - deshalb gab es ja das Absatzfranko, d. h. man sollte nur bis zu einem gewissen Punkt, oft ein postalisches Drehkreuz, frankieren, so dass es intern keiner Verrechnungen bedurfte. Das macht es für alle undurchsichtig und nicht nachrechenbar, was für die Reichspost ja ideal war.

Vlt. hätte der Brief auch einfach 6 Kr. kosten können, aber wegen Gewichtserhöhung war er teurer, wobei damals immer eine 50%ige Erhöhung die Regel war. Aber bei 60 Gulden Wertbrief wären wir m. E. auf ein höheres Porto gekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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