Thema: Philatelistische Bibliotheken vor dem Aus? / Stiftung streicht alle Mittel
stephan.juergens Am: 06.03.2016 09:37:54 Gelesen: 30613# 79@  
[#73] und [#76]

Bevor man sowas schreibt einfach nur mal das Copyright berücksichtigen.

Wenn die Philatelistischen Büchereien anfangen, die Zeitschriften der Argen zu Scannen, wird das massiv Ärger geben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Argen überhaupt in der Lage sind, solche Zustimmungen zu geben, weil längst nicht zu jedem Autoren noch Kontakt besteht - und schon gar nicht zu den Erben der Autoren.

Da die wenigsten Autoren Honorare von den Argen bekommen haben, wird es auch nahezu nie schriftliche Unterlagen geben, aus denen sich Nutzungsrechte in anderen Medien als der gedruckten Mitgliederzeitschrift ergeben.

Und wenn es solche gibt: Warum sollten sich die Argen die digitale Verwertung ihrer Materialien durch die Bibliotheken aus der Hand nehmen lassen? Wenn sie sich die Mühe gemacht haben, die Rechte für die einzelnen Artikel zu klären/einzuholen, dann ist es kein großer Schritt mehr, dass z.B. auf DVD zu brennen und über eine Webseite zu vertreiben.

Als "Literaturschaffender" habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu den Bibliotheken - klar, für die Recherche können die ganz nützlich sein - aber wenn man mitbekommt, dass man teilweise mehr Leser (Kopierer) in den Bibliotheken hat als eigene Mitglieder fragt man sich manchmal schon, warum man die Exemplare für Bibliotheken auch noch über die Mitgliedsbeiträge der Arge-Mitglieder subventioniert. Die "Ankaufpreise" des BDPh sind in den letzten Jahren so weit gesunken, dass von einer finanziellen Förderung der Argen durch den BDPh eigentlich nicht mehr die Rede sein kann. Das deckt in vielen Fällen gerade noch die Druckkosten - Honorarzahlungen (bei uns bestehen die nur aus einem kostenlosen Autorenexemplar für Nichtmitglieder, Autoren, die Mitglieder sind, bekommen gar nichts) müssen voll aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert werden.

Regelungen wie ein Ausleih- und Kopierverbot für die letzten drei bis fünf Jahrgänge der Arge-Rundschreiben würde ich in den Bibliotheken für eine Selbstverständlichkeit halten - aber das Gegenteil ist der Fall, teilweise wird ja sogar damit geworben, dass man sich durch die Mitgliedschaft in einer Bibliothek die Mitgliedschaft in zig Arbeitsgemeinschaften sparen kann.

Dass dies keine Theorie ist, kann ich leicht mit einem Beispiel beweisen: Ich habe jüngst aus dem Nachlass eines verstorbenen Sammlers die Jahrgänge 1995 bis 2010 von "Der Ganzsachensammler" des Schweizer Ganzsachensammlervereins ersteigert. Die Jahre 1995 bis 2004 kamen im gedruckten Original - die letzen vier Jahrgänge waren FARBFOTOKOPIEN (Nein, der SGSV hat da nicht die Druckart geändert - sonst wären auf den Farbkopien ja nicht die Spuren der Heftung zu sehen). Mal abgesehen vom wirtschaftlichen Nutzen (20 Farbkopien sollten auch nicht so viel preiswerter sein als der Einzelpreis der Hefte, der mit 5 bzw 7 SFr auf den Händen angegeben wird) geht dem Verein so ein Mitglied verloren.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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