Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 20.03.2016 21:22:33 Gelesen: 982599# 732@  
@ bayern klassisch [#731]

Liebe Freunde,

Herr Michelson vom Auktionshaus Köhler in Wiesbaden, eh der beste Auktionator im ganzen Land, war so nett, mir diesen hier am Samstag zuzuschlagen und hat damit eine ca. 30jährige Leidenszeit beendet, denn so lange jagte ich ihm schon hinterher.

Bei 2 Auktionen zuvor war der Stand meiner damaligen Portokasse einfach zu tief, beim letzten Mal bat mich mein leider viel zu früh verstorbener Sammlerfreund Hilmar Kraus, ihm den zu lassen, was ich in einem Anflug an geistiger Umnachtung auch prompt tat - und nun war es so weit, ich durfte meine Jugendliebe nach einem anstrengenden Bietergefecht (bayern klassisch gegen den Rest der Welt des Internets) mit nach Hause nehmen. Endlich!

Angefeuert von einem anderen Wahnsinnigen aus dem Großraum Straubing hielt ich durch und freue mich sehr, ihn heute hier präsentieren zu dürfen.



Geschrieben vom kgl. Advokaten Dr. Vogl in Kempten und gerichtet an Herrn Johann Martin Grüßer in Altdorf Canton Uri in der Schweiz, wurde er unter Chargé mit 14 Kr. frankiert, womit er über 1 - 15 Loth wog. Die Chargégebühr von 7 Kr. war bar bezahlt worden - es war somit ein 21 Kr. Brief. Am 24.9.1868, also dem 1. Monat des neuen Vertrages Bayerns zur Schweiz vom 1.9.1868, ging er auf die Reise, um bereits einen Tag später (!!) in Altdorf aufzuschlagen.

Doch die Zustellung konnte nicht erfolgen, wie wir siegelseitig sehen: "Adressat verreißt. Jetzige Adresse unbekannt". Mit der Bahnpost und dem Schiff über den Bodensee nach Romanshorn war er gekommen und so ging es auch wieder zurück. Als er - wieder nur einen Tag später - in Kempten eintraf, nahm man jedoch nicht den bei der Aufgabe eingesetzten Zierstempel zur Hand, sondern den Halbkreisstempel der Type Winkler Nr. 14, wodurch wie den Parallelbetrieb in Kempten belegen können.

Siegelseitig für die Akten notierte der akribische Advokat Dr. Vogl seinen Präsentatiosvermerk vom 27.9.1868 und überließ ihn so seinen Akten, bis ihn einer aus dieser Enge befreite und er letztlich heuer vor mir liegen darf. Für mich ist es einer der schönsten 10 Bayernbriefe der Kreuzerzeit.

14 Kr. in Marken wurden üblicherweise mit 7 Kr. + 7 Kr. schnell geklebt und attraktiv wäre eine solche Frankatur sicher auch. Aber eine 3 - Farben - Frankatur in dieser Weise kenne ich sonst nicht von Bayern und wenn die nächste dereinst kommen sollte, hoffe ich, dass der Stand meiner Portokasse wieder so hoch ist, dass ich mir auch diesen sichern kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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