Thema: Der BDPh und seine Arbeitsgemeinschaften - eine gemeinsame Zukunft ?
stephan.juergens Am: 07.04.2016 23:11:54 Gelesen: 16094# 31@  
@ Hobbyphilatelist [#29]

Die Argen, die an der Bundesstelle angebunden sind, sind keine Mitglieder und daher auch nicht von der Satzung betroffen. Die Satzung braucht deshalb nicht geändert werden.

Nur die Mitglieder solcher ArGen müssen zwangsweise Mitglieder in einem BDPh-Ortsverein oder anderweitig BDPh-Mitglied sein.

Soweit alles richtig und m.E. auch gut/sinnvoll - und für einen in einem Ortsverein organisiertes Mitglied nachvollziehbar: in einem Ortsverein sammeln sich die Mitglieder des Verbandes, die an einem Ort/einer Region wohnen und in einer Arge die Mitglieder des Verbandes die die an einem Thema (Sei es jetzt "Bayern Klassisch" oder "Motiv Bergbau") arbeiten. Die meisten Mitglieder wohnen an einem Ort, es mag Gründe geben auch in einem anderen Ort Mitglied zu sein (z.B. Umzug, zweiter Wohnsitz, etc ...) und sicherlich gibt es Gründe in mehreren Argen Mitglied zu sein ("mehrere Sammelgebiete"). Nicht jedes Ortsvereinsmitglied wird sich einer Arge anschließen wollen/müssen (die Arge für das beliebte Sammelgebiet "Bund" ist m.E. für die meisten Bund-Sammler viel zu spezialisiert) aber soweit können sicherlich die meisten Ortsvereinsmitglieder die Existenz der Argen nachvollziehen.

Und den Arge-Mitgliedern kann man auch klarmachen, worum sie im BDPh sein müssen: die Mitgliedschaft ist "örtlich" organisiert, die Argen sind eine weitere Organisierung der gleichen Mitglieder nach inhaltlichen Kriterien. Das die Argen für die eigenen Aufgaben (d.h. hauptsächlich Rundbrief) eigenen Beiträge (über die Mitgliedsbeiträge des BDPh, der über den Ortsverein zu entrichten ist) erheben ist auch logisch: Man kann ja in mehreren Argen Mitgleid sein, und bekommt dafür auch mehr Leistungen.

Was nicht nachvollziehbar ist, sind Argen (und hier fangen wir mit historisch älteren an), die Mitglied in einem Landesverband sind. Dies ist natürlich historisch gewachsen mit Vereinen wie dem Berliner oder Münchener Ganzsachensammler-Verein oder dem Verein der Deutschlandsammler Infla Berlin die als "inhaltlich" arbeitende Vereine auch einen regionalen Bezug hatten und selbstverständlich in den entsprechen Landesverbänden waren.

Das es im Gegenzug auch "Ortsvereine" gibt, bei denen ein nennenswerter Teil der Mitglieder nicht "vor Ort" ist (man muss hier nicht umbedingt die Royal Philatelic Society London oder den New York Collectors Club vor Augen haben) klassische deutsche Vereine wie der Dresdener von 1877, der BCH in Hannover und für eine lange Zeit sicherlich auch der WPhV in Stuttgart haben ähnliche Mitgliederstrukturen (Anmerkung: Damit haben wir eine vierte Organisationsform der Argen - es gibt Argen, die an einzelne Ortsvereine angeschlossen sind und die Mitglieder über diesen Ortsverein an den BDPh anmelden/anbinden. Satzungstechnisch ist dies eine Variante von 3.).

Das Problem mit den Argen, die Mitglied in einem Landesverband sind ist folgendes: Diese treten als direkte Konkurrenz zu den Ortsvereinen auf, haben teilweise recht große Stimmenzahlen auf den Landesverbandstagen, beteiligen sich aber wenig an der Arbeit vor Ort (sprich sie führen als bundes- bzw. weltweit aktive Vereine wenige Tauschtage und nahezu keine Ausstellungen durch) und haben (strukturbedingt) andere Interessen als die Ortsvereine.

Genauso unverständlich aus der Sicht der Ortsvereine sind die VPhA - Arbeitsgemeinschaften. Hier haben wir einen "Landesverband" (den VPhA) der verbandspolitisch wie ein Landesverband agiert, aber keinerlei räumlichen Bezug Bezug hat. Wo soll der VPhA z.B. Ausstellungen oder Verbandstage organisieren? M.E. ist der VPhA immer parasitär bei Veranstaltungen von Ortsvereinen oder anderen Landesverbänden (die wiederum bei einem Ortsverein zu Gast sind) "zu Gast". Ich kann mir ja noch vorstellen, dass es BDPh-Mitglieder gibt, die gerne in einer Arge sein wollen, sich aber mit dem Vorsitzenden (oder anderen Mitgliedern ihres Ortsvereines) soweit verkracht haben, dass sie dort nicht mehr Mitglied sein wollen, aber dass dies mehrere Tausend sind, für die zwei verschiedene Konstrukte der Mitgliedschaft existieren, ist mit gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar.

So wie ich als Arge Mitglied von meinen Ortsvereinen die Solidarität (und das Verständnis) für die Argen erwarte (und sei es, dass sie mitbekommen, dass sich ein "neueres" Mitglied für bestimmte Themen interesiert, dass dann auf die entsprechende Arge/Motivgruppe hingewiesen wird, kann ich als Ortsvereinsmitglied auch erwarten, dass ich die Argen mit den Ortsvereinen solidarisch zeigen und sicherstellen, dass ihre Mitglieder in einem Ortsverein Mitglied sind. Das es Argen gibt, die sich für den einfacheren Weg entschieden haben und ihre Mitglieder über einen Landesverband oder den VPhA an den BDPh anbinden ist ein historisch gewachsenes, in den 1920er Jahren (also weit vor Verantwortungsbereich des aktuellen Bundesvorstands) liegendes unsolidarisches Verhalten. Gepaart mit der Arroganz mancher Arge-Altvorderen ist der Eindruck von den Breitensportlern in den Ortsvereinen und den Spitzensportlern in den Argen nachvollziehbar. Dass in den Argen sich auch viele Breitensportler (meist als "lesende" Mitglieder) tummeln und die meisten Spitzensportler (sprich die erfolgreichen Aussteller) auch in Ortsvereinen (meist sogar in den Vorständen) aktiv sind, wird dann leicht übersehen.

Kurz: Statt eine neue Form der Mitgliedschaft für Arge-Mitglieder im BDPh zu generieren, wäre es m.E. sinnvoller gewesen, bei der bestehenden Vielfalt zu reduzieren. Ich denke, dass es durchaus einige Arge-Vorstandsmitglieder gibt, die außer der Art und Weise, wie die eigene Arge an den BDPh angebunden ist, die anderen Alternativen nicht kennen und schon gar nicht die Vor- und Nachteil der eigenen und der anderen Arten nennen können. In den Regeln für die Anerkennung als Arbeitsgemeinschaft im BDPh (die man interessanterweise auf der Webseite des VPhA nachlesen kann, obwohl sie m.E. für dessen Mitglieder gar nicht gelten) ist explizit nachzulesen, dass die Arge für alle Mitglieder die BDPh Mitgliedsnummer nachzuweisen hat (bzw bei ausländischen Mitgliedern darauf zu achten hat, dass diese Mitglieder in einem der FIP angeschlossenen Verband sind). Also kann es eigentlich gar nicht so viele Mitglieder in den Argen geben, die nicht Mitglied im BDPh sind, dass sich eine eigene neue Mitgliedschaft lohnt.

Dass dies anders ist, zeigt diese teils heftig geführte Debatte. Also wäre es sinnvoller gewesen, statt einer neuen Lösung die bestehenden Formen (und sei es die "ungeliebte" Direktmitgliedschaft oder die VPhA Mitgliedschaft) zu fossieren und die Argen, die die BDPh-Mitgliedschaft ihrer Mitglieder nicht nachweisen, mit Sanktionen zu belegen. "Keine Stände mehr in Sindelfingen oder Essen" und "Keine Veröffentlichung in den Literaturnachrichten in der philatelie" sind zwar die wenigen Sanktionsmöglichkeiten, die zur Verfügung stehen und für eine nicht sonderlich aktive Arge wahrscheinlich auch nicht sehr schmerzhaft, aber als "Warnschuß" sind diese Maßnahmen sicherlich zu gebrauchen. Die Keule (Aberkennung der Anerkennung als Arge im BDPh) könnte man ja auch ab und an mal androhen oder anwenden. Wer sich unsolidarisch gegenüber den BDPh Mitgliedern verhält (und die Mitgliedschaft von Nicht-BDPh-Mitgliedern in den Argen ist unsolidarisch) sollte sich nicht mit dem Namenszusatz "im BDPh" schmücken dürfen. Die Lösung, solchen Argen (und Nicht-BDPh-Mitgliedern) mit einem finanziellen Sonderangebot entgegen zu kommen erinnert an die Art und Weise, wie die Politik mit Steuerflüchtlingen umgeht: wenn ihr euch selbst anzeigt gibt einen Steuerrabatt. Anreize zur "Steuerehrlichkeit" sehen anders aus. (Z.B. könnte man das Ankaufsprogramm für die Veröffentlichung z.B. nach dem Prozentsatz der Mitglieder, die im BDPh sind staffeln.
 
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