Thema: Neuentdeckung: Deutsches Reich 154 I mit kopfstehendem Aufdruck
Brigitte Am: 31.05.2016 09:38:20 Gelesen: 13450# 1@  
Über die sensationelle Neuentdeckung einer Marke des Deutschen Reichs mit kopfstehendem Aufdruck berichtet unser Mitglied Norbert Blistyar in der Michel Rundschau Mai 2016:

Deutsches Reich MiNr. 154 I mit kopfstehendem Aufdruck - Die Geschichte einer Neuentdeckung

Es ist uns allen bekannt, dass bestimmte Gebiete der Philatelie und die dazugehörigen Markenausgaben mit großer Sorgfalt und Hartnäckigkeit bis ins kleinste Detail von Sammlern erforscht wurden und werden. So auch die Inflationsjahre 1920 bis 1923. Die Fülle der im Katalog gelisteten Angaben dazu ist das Ergebnis intensiver Nachforschungen zu diesem Thema. Umso mehr staunt man bei der Nachricht, dass fast 100 Jahre nach Erscheinen der Markenserie, die 1921 erstmals an die Schalter kam, nun noch etwas Neues zu entdecken sein soll. Kaum zu glauben, aber so etwas gibt es doch – wie bei der hier vorgestellten Marke Deutsches Reich MiNr. 154 I a mit kopfstehendem Aufdruck. Die Geschichte der Auffindung dieser Marke ist durchaus mit der anderer Neuentdeckungen vergleichbar.



Ich erinnere mich, vor etwas mehr als 10 Jahren ein mittelgroßes Steckbuch zum Kauf gesucht zu haben. Bei einem der Händler, der auf Briefmarkenmessen immer wieder gebrauchte Steckbücher anbietet, wurde ich fündig. Es war ein gut erhaltenes Steckbuch mit ein paar darin übriggebliebenen Marken. Auch die Marken waren gut erhalten, doch es waren nur solche, die üblicherweise als Massenware bezeichnet werden. Darunter aber auch die Marke mit dem kopfstehenden Aufdruck. Getreu dem Motto und auch der Überzeugung, dass wenn etwas nicht im MICHEL steht, es nur mit Vorsicht zu genießen sei, legte ich sie erst einmal als Kuriosität beiseite. Eine solche Marke mit kopfstehendem Aufdruck ist im MICHEL-Katalog unter den Abarten und Aufdruckfehlern zu dieser Ausgabe nicht gelistet, und daher tippte ich eher auf eine Fälschung oder Spielerei. Vor 5 oder 6 Jahren zeigte ich die Marke dann auf einer Messe den dort anwesenden Prüfern, die sie von Hand zu Hand weiterreichten und mir dann den Rat gaben, sie doch zu einer eingehenden Prüfung einzuschicken. Ich legte sie nochmals beiseite, und da ich kein Infla-Sammler bin, schlummerte die Marke wieder mehrere Jahre vor sich hin.

Es kommt aber die Zeit, da man altersbedingt unter seinen Marken Ordnung macht und nach und nach so manches abgibt. Und so entschloss ich mich, auch die fragliche Marke einem namhaften Prüfer vorzulegen, ohne mir jedoch große Hoffnungen zu machen. Umso größer war die Überraschung dann, als das Attest in meinen Händen lag und die Marke als echt befunden wurde. Wie aus dem Attest ersichtlich, wurde auch dem Prüfer zum ersten Male eine solche Marke vorgelegt.



Drucktechnisch gesehen ist es anzunehmen, dass es wenigstens 100 solcher Marken mit kopfstehendem Aufdruck gegeben hat. Der Schalterverkauf und die Gültigkeit für das Publikum währten für diese Ausgabe nur fünf Monate, von August 1921 bis Januar 1922. Ob die anderen Marken unerkannt im Postverkehr aufgebraucht wurden oder erst danach im Innendienst Verwendung fanden, können wir anhand eines postfrischen Exemplars leider nicht beurteilen. Es könnte theoretisch natürlich sein, dass eine solche Abart in den zurückliegenden 95 Jahren schon einmal gefunden wurde, da sie aber bisher im MICHEL-Katalog nicht gelistet ist, ist dies zu bezweifeln.

Nun soll aber diese Neuentdeckung auch ein Aufruf an alle Sammler sein, die Augen immer offen zu halten, denn Wunder kann es immer noch geben.

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Quelle: Michel Rundschau 05/16 / Autor: Norbert Blistyar / Philaseiten bedankt sich beim Autor und dem Schwaneberger Verlag für die freundliche Genehmigung zur Nachveröffentlichung.
 
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