Thema: Neuheiten: Strategien gegen die Markenflut
Vernian Am: 04.06.2016 19:09:38 Gelesen: 18116# 3@  
Hallo,

wie im Grunde schon beantwortet finden sich die meisten Sammler nicht mit dem Status Quo ab, sondern ändern ihr Sammelverhalten.

Als Frankreich so ab etwa 2000 immer mehr "spezielle Ausgaben" produzierte (zu Beginn waren das vor allem so Dinge wie "Marke mit personalisiertem Andruckfeld", die teilweise nur von Großkunden bestell- bzw. bezahlbar waren) wie alle möglichen Ganzsachenprodukte und vor allem Marken, die auf ganz bestimmte Themen zugeschnitten waren wie Glückwunsch- oder Beileidsmarken (gibt's bei uns inzwischen ja auch schon), sowie spezielle Varianten von Ausgaben, da sind binnen weniger Jahre sehr massiv Sammler vor allem im eigenen Land abgesprungen. Da ja auch weiterhin nahezu alle französischen Briefmarken seit Beginn an frankaturgültig sind folgte nicht nur das Einstellen des Sammelns von Neuausgaben ab einem bestimmten Zeitpunkt, sondern offenbar auch bei vielen das Auflösen der (zumindest postfrischen) Sammlungen. Zu Beginn konnten diese Sammlungen zur Frankaturverwendung noch zu 100% des Frankatur-Nennwertes verkauft werden, binnen kurzen wurden aber nur noch 80% gezahlt, und ich glaube inzwischen werden insbesondere für Franc-Nennwerte sogar nur noch 50% und weniger vom Nennwert bezahlt - gleichzeitig werden die alten Marken massenweise zur Frankatur verklebt, kaum ein Sammler, aber auch viele Kleinunternehmer wie etwa Buchantiquare, die so ihre Versandkosten durch unterwertigen Markenankauf niedrig halten, der nicht die alten Marken verklebt ... Interessanter Nebenaspekt könnte sein, das tatsächlich irgendwann so viele älteren postfrischen Marken verklebt worden sind das die Bestände so gering werden, das dies aufhört und plötzlich so mancher postfrische Wert sogar tatsächlich eine Wertsteigerung erfährt.

Ich habe Neuheiten Frankreich Vollständigkeit mit dem Jahrgang 2005 abgeschlossen. Bundesrepublik sogar ursprünglich 2000, allerdings durch Tausch inzwischen einige weitere Jahrgänge komplettiert. Mit Ausnahme einiger Sammelgebiete, wo die Neuheitenanzahl überschaubar und niedrig ist, sammle ich bei Deutschland und Frankreich nur noch was ich a) durch Posteingang oder b) Tausch herein bekomme, und c) kaufe ich selber Neuheiten nur wenn sie mir gefallen. Insbesondere fallen bei mir da die Selbstkleber raus sofern sie motivgleich sind wie die Naßkleber - denn wozu zweimal das gleiche Bild im Album, noch dazu eines kleiner? (in Hinsicht auf unsere deutschen Ausgaben)

Wenn die Postverwaltungen eines erreicht haben mit ihrer Ausgabepolitik der letzten 15-20 Jahre, dann, denn Vollständigkeitswahn bzw - Zwang bei Sammlern zu beenden. Der frühere Sammlertyp, der einfach "alles" über Abonnement von der Versandstelle bezog an Neuheiten und dann nur noch einsortierte, der dürfte inzwischen schon wegen der Kosten ziemlich rar geworden sein. Ein weiterer Grund (für mich) ganz schnell ein solches Abonnement oder Vollständigkeitssammeln einzustellen ist es, wenn plötzlich bestimmte Ausgaben nicht im Abo ausgeliefert werden und man mühsam, meist deutlich teurer über Händler, die fehlenden Ausgaben besorgen muss. Das Highlight schlechthin ist Unzuverlässigkeit bei philatelistischen Diensten. Ich hatte vor Ewigkeiten ein Abo bei der griechischen Post - als die Lieferungen plötzlich unvollständig wurden und andere Probleme auftraten war Schluss für mich. Derzeit kämpfe ich mit dem phil. Dienst der franz. Post, hier klappt neuerdings auch nichts mehr. Ich besorge mir da inzwischen gewünschte Marken als Online-Kunde, da der reguläre Abo-Dienst offenbar nichts mehr auf die Reihe bekommt. Einzelbestellung funktionieren bislang zum Glück noch.

Sammeln soll in erster Linie Spaß machen - wer sich über zu viele Ausgaben ärgert, der macht etwas verkehrt, die einfache Lösung: Nicht kaufen bzw. keinen Wert mehr auf Vollständigkeit legen.

Gruß

V.
 
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