Thema: Montenegro Exilausgaben oder Fälschungen ?
Marcel Am: 19.06.2016 22:37:00 Gelesen: 10986# 7@  
Hallo!

Ich habe mich in letzter Zeit den Ausgaben, genannt "GAETA", gewidmet und versucht nähere Informationen zu finden.

Es gibt unzählige Widersprüche, bei den Einen sind es Cinderellas [1], bei den Anderen sind es Exilausgaben usw.. Doch eine Seite gibt vielleicht Aufschluß [2]. Boris Jabucanin hat hier einen Artikel verfasst, der genau diese Markenproblematik behandelt und teilt seine Erkenntnisse über diese Ausgabe.

So schreibt er, das in historisch philatelistischen Kreisen die GAETA-Ausgabe zwischen 1916 und 1918 geschaffen wurde. Es wurde auch angenommen, das die Neuauflage mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" nach der Kapitulation Montenegros im Januar 1916 entstand, anlässlich der Befreiung von Österreich-Ungarn. Es gibt auch Meinungen privater Herkunft. Zur Unterstützung dieser Tatsache kann festgestellt werden, das sämtliche Kataloge die Ausgabe als "orthodoxe Ausgabe der Exilregierung Montenegros - datiert 1916" beschreibt.

Doch betrachtet man die historischen Fakten, so macht die eine oder andere These keinen Sinn.

So ging Nikola I. (König von Montenegro) zuerst ins Exil nach Italien, kurz danach aber schon nach Frankreich. So war von März bis November Bordeaux der Sitz der Exilregierung. Während seines Aufenthalts in Bordeaux wurden französische Marken mit dem Aufdruck "S.P. du M. Bordeaux" versehen und wurden mit Zustimmung Frankreichs für die amtliche Korrespondenz Montenegros Exilregierung verwendet.



Es bestand keine Notwendigkeit für eine eigene Ausgabenpolitik. 1918 änderte sich die politische Situation, der Krieg war vorbei, dennoch konnte Nikola I. nicht zurück, da am 24.11.1918 auf der Nationalversammlung die bedingungslose Vereinigung Montenegros mit Serbien beschlossen wurde. Nikola I. war gestürzt. Einige Analysten gehen davon aus, das die Marken mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" für diesen Zeitraum sprechen.

Frankreich unterstützte Nikola I. nicht mehr und so verließ er Frankreich und zog nach Italien. Aber auch Italien wollte Serbien nicht kritisieren und unterstützte ihn nicht. Bereits 1918 bildeten sich noch unter österreichisch-ungarischer Besatzung in Montenegro aufständische Bewegungen und so kam es Weihnachten zu blutigen Auseinandersetzungen mit dem serbischen Militär. Ein Teil der montenegrinischen Armee und Flüchtlinge gingen nach Italien, wo sie ein Militärlager in Gaeta und Sulmona errichteten und darauf warteten zurückzukehren um die endgültige Befreiung Montenegros. Vergeblich, aufgrund fehlender internationaler Unterstützung. Italien weigerte sich die Kosten für das montenegrische Konsulat in Rom, sowie Kosten für Soldaten, deren Familien und Anhänger Nikolas I. zu zahlen. Nikola I. kehrte im Mai 1920 Italien und kehrte nach Frankreich zurück, erst nach Cannes, dann nach Antibes, wo er im März 1921 verstarb.

Obwohl in manchen Kreisen angenommen wird, das der Aufdruck "Freies Montenegro" zu Propagandazwecken entstand und in Gaeta vertrieben wurde, so spricht dagegen die Zeit 1919-21, die Notwendigkeit und das fehlende Material für die Druckausgabe.

Wann also wurden die Marken hergestellt?

Eine Antwort gibt dank Forschung das Vermächtnis von Dr. Pera Soc (1884-1966), der Minister der Exilregierung und später leitender Postbeamter und Bibliograph in Jugoslawien war. Er hatte das Thema mit großem Interesse verfolgt, jedoch wahrscheinlich wegen dem starren kommunistischen Systems nicht vollständig entmystifiziert. Wertvolle Hinweise erhielt er durch Joseph Zef Asik, einem Philatelisten und ehemaligen Postbeamten aus Shkodra und Schulverwalter in Vitomirica. Zef Asik war Mitglied einer angesehenen ehrlichen katholischen Familie (Vater war Prof. für orientalische Sprachen und Priester).

Auf die Anfrage von Soc antwortete Asik:

"bereits 1913 kündigte der montenegr. Staat unter Nikola I. ein neues Markenprogramm (Bilder des Königs Nikola I.) in Paris an (Druck Mongin-Litograph - Paris, zu dieser Zeit einer der angesehensten). Aber die Ausgabe kam nicht in den Umlauf, da Österreich-Ungarn Montenegro bereits besetzte."

Zur Unterstützung dieser Behauptung ist die Tatsache, dass heute Briefmarken ohne Aufdruck "Freies Montenegro" vorkommen, also diejenigen Marken die laut anderen Quellen im Umlauf gewesen sein sollen.

Die Figur von Nikola I. wurde dem Alter entsprechend und mit Lorbeerkranz auf dem Kopf dargestellt, die Performance-Krone betonte Montenegro als Königreich. Hinweis:Frühere Ausgaben wurden in der Staatsdruckerei Wien gedruckt.

Weiter laut Asik:

"Montenegros Nationalisten, Gesetzestreue und Revolutionäre - lebten in den Wäldern in den 3 strategisch wichtigen Standorten: Kom Kücki, Rumi und Lovcen. Sie stoppten einen Versand der Sendung auf der Straße zwischen Kotor und Cetinje, wo ein Teil der genannten Marken enthalten waren und danach zu ihren Propagandazwecken mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" versehen wurden. Eine große Menge an 25 Para Briefmarken wurde dabei zerstört und fehlt daher häufig in der Markenserie."

Die Tatsache, dass die Ausgabe einen Eintrag beim Weltpostverein enthält, unterstützt die Vorstellung, dass sie für den Einsatz in Montenegro bestimmt war und nicht im Exil.

Zusammengefasst würde ich jetzt sagen: Einer der Markenausgaben über die keine Klarheit herrscht.

schöne Grüße
Marcel

[1] http://www.cinderellas.info/wittcoll/collection.htm
[2] http://montenegrina.net/fokus/boris-jabucanin-izdanje-crnogorskih-maraka-gaeta/
 
Quelle: www.philaseiten.de
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