Thema: Fehlprüfungen von BPP und VP Prüfern
drmoeller_neuss Am: 20.06.2016 12:14:44 Gelesen: 190360# 8@  
@ Cicero

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Jede Fehlprüfung ist eine zu viel. Aber Prüfer sind eben auch nur Menschen und machen Fehler. Für solche Aussetzer haben Prüfer eine Versicherung. In Deinem Fall der vermeintlichen Saarland stehen Dir alle Rechte aus einem Werksvertrag zu. Du kannst von der VP-Prüferin Ney ein korrigiertes Attest verlangen. Wenn Du dadurch finanzielle Nachteile erlitten hast, kannst Du auch Schadensersatz geltend machen.

Um die Zuverlässigkeit eines Prüfers beurteilen zu können, muss man die Fehlprüfungen in Relation zu der Gesamtzahl der Prüfungen sehen. Von Schlegel sind einige Fehlprüfungen bekannt (im stampsx-Forum einfach die "erweiterte Suche" bemühen). Das liegt einfach daran, das Schlegel sehr viele Prüfsendungen bekommt. Natürlich ist es dämlich, eine Postkarte aus den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland mit einer Adressenangabe "8 München 50" als "überfrankierte Fernpostkarte" zu prüfen. Auf der anderen Seite, die Marke und der Stempel sind echt, und Prüfer sind keine Halbgötter, die Otto-Normalsammler das Denken verbieten. Aber gegen diesen einen Fehler stehen eben vielleicht 10.000 einwandfreie Schlegel-Prüfungen, und dann relativiert sich das Ganze. Ein Skandal ist das nicht.

Auch mir wurde am VP-Stand ein Ordner mit angeblichen Fehlprüfungen eines BPP-Prüfers vorgelegt. Einmal abgesehen, dass gerade für Ausgaben in Notzeiten ein bestimmter Ermessensspielraum bei der Stempelechtheit bleibt, der sich durch neue Forschungsergebnisse einengen kann (ich denke nur an die Potschta-Marke aus der SBZ), halte ich es für einen sehr schlechten Stil, mit Fehlleistungen anderer Prüfer für sich selbst Werbung zu machen. Der VP ist gut beraten, solche "Präsentationen" einzelner Prüfer am VP-Stand und damit im Namen des gesamten Prüferverbandes abzustellen. Schade, dass der VPEX zu den gleichen unlauteren Methoden greift.

Auf den philaseiten werden Fehlleistungen einzelner Prüfer und unsauberes Verhalten der Prüferverbände nicht unter den Tisch gekehrt. Ich erinnere nur an die Diskussion über die langen Bearbeitungszeiten einzelner BPP-Prüfer, die es noch nicht einmal für nötig erachten, nach Monaten dem Kunden eine Eingangsbestätigung zu schicken, geschweige denn auf Emails zu reagieren. Auf VP-Seite war es ein von einem Auktionshaus gesponsertes Abendessen, das laut eigener (!) Pressemitteilung des VPs den für einen geselligen Abend üblichen Rahmen bei weitem gesprengt hat.

Ich finde es gut, zwei Prüferverbände in Deutschland zu haben. Nicht jeder kommt mit "seinem" Vorstand zurecht, und dann ist es gut, einen zweiten Verband als Alternative zu haben. Der VP hat jetzt auch Prüfer für kleine, abgegrenzte Prüfgebiete bestellt. Natürlich kann man das als "Rosinenpickerei" bezeichnen, auf der anderen Seite ermöglicht es einen Einstieg. Und für viele berufstätige Prüfer ist es die einzige Möglichkeit, das Prüfgeschäft und den Beruf unter einen Hut zu bringen.

Wo ich Cicero recht gebe, ist der Umgang der Prüferverbände mit einzelnen Fehlleistungen. Die langen Prüfzeiten einzelner BPP-Prüfer und das "Toter Mann"-spielen, werden als "Einzelfälle, [in denen] nicht immer optimal kundenorientiert agiert wird", heruntergespielt. Es ist auch nicht hilfreich, als Prüfer und Verband immer von der "päpstlichen Unfehlbarkeit" auszugehen. Fehlprüfungen gibt nun einmal, genauso wie Ärzten Kunstfehler passieren. Gar nicht erst zum Arzt zu gehen, ist aber die schlechteste Lösung. Davon wird niemand gesünder.

Beiden Prüferverbänden täte es gut, dem Kunden klar und deutlich aufzuzeigen, was er im Falle einer Beschwerde zu tun hat und an wen er sich wenden kann. Etwas mehr Transparenz wäre auch wünschenswert, zum Beispiel Statistiken über die Gesamtanzahl der Prüfungen und die Prüfzeiten. Dann lassen sich einzelne Fehlprüfungen in das Gesamtbild besser einordnen.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/9061
https://www.philaseiten.de/beitrag/129451