Thema: Fehlprüfungen von BPP und VP Prüfern
drmoeller_neuss Am: 30.06.2016 12:20:59 Gelesen: 188876# 18@  
@ Peter Stastny [#15]

Das Grundproblem ist, dass viele Sammler nicht prüfen lassen. "Die ziehen mir das Geld aus der Tasche", "die Prüfer machen doch, was sie wollen", "die Prüfer wissen auch nicht alles, (ich bin Spezialist und weiss mehr)", "Du wartest dann ein Jahr lang auf die Prüfsendung", das sind die gängigen Vorurteile von Sammlern. Nun komme ich als unbedarfter Sammler an den Stand des VP und bekomme eine Kladde mit Fehlprüfungen eines anderen Prüfers gezeigt. Mein Vorurteil wird bekräftigt: Prüfer haben keine Ahnung und kosten nur Geld. Dieser Prüfkunde ist verloren, nicht nur für den BPP, sondern auch für den VP und den VPEX. Otto-Normalsammler kann nämlich nicht zwischen den Prüferverbänden unterscheiden.

Oder als praktisches Beispiel: Du möchtest Dein Badezimmer renovieren lassen und bittest Handwerker um Angebote. Anstatt mit eigenen Leistungen und Referenzen zu werben, legen alle Firmen nur Bilder vom Pfusch der Konkurrenz vor. Das Ergebnis wird sein, Du sagst, mit Hilfe ein paar polnischer "Freunde" komme ich zum gleichen Ergebnis. Alle Handwerksbetriebe gehen leer aus.

Und dann ist nicht Fehlprüfung gleich Fehlprüfung. Sicher ist manches Attest sprachlich holprig oder nicht eindeutig formuliert. Hier liegt es aber am Prüfkunden, auf die ordentliche Erfüllung des Werkvertrages mit dem Prüfer zu pochen.

Dann gibt es die Zweifelsfälle. Kein Prüfer auf dieser Welt kann von allen Tagen alle Stempel in seiner Vergleichssammlung haben. Vorsichtige Zeitgenossen schicken solche Prüfaufträge unbearbeitet zurück, mit einem Zettelchen "ich kann die Echtheit nicht mit absoluter Gewissheit bestätigen". Natürlich brodelt dann wieder die Gerüchteküchte. "Prüfer XX ist überlastet", "Prüfer XX hat zu wenig Vergleichsmaterial" etc. Andere Prüfer sind da grosszügiger und müssen das ein oder andere Fehlurteil in Kauf nehmen.

Und dann kommt noch das Kapitel Farbprüfungen. Laut Prüfordnung sind Farbbestimmungen immer subjektiv. Wer ganz sicher gehen will, braucht eben eine Zweitmeinung. In anderen Bereichen ist das üblich, einen zweiten Gutachter einzuschalten, zum Beispiel bei Baumängel.

Zum Glück sind die meisten Fälschungen gerade gut genug, um Otto-Normalsammler aufs Kreuz zu legen. Damit wird das meiste Geld gemacht. Die üblichen Nachzähnungen, Nachgummierungen oder Falschstempel werden von jedem Prüfer erkannt, selbst von der Basler Prüfstelle.

Ich würde mir an dieser Stelle eine Aussage wünschen, wie zum Beispiel: "VPEX-Prüfer P. S. hat im Jahre 2015 insgesamt 1243 Prüfaufträge mit einem Handelswert von 0.85 Millionen EUR bearbeitet. Davon wurden lediglich 3 Prüfungen berechtigt beanstandet." So etwas schafft Vertrauen, nicht aber das dauernde Gejammere über die böse inkompetente Prüferkonkurrenz. Das schadet nur der Fälschungsbekämpfung.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/9061
https://www.philaseiten.de/beitrag/130081