Thema: Moderne Privatpost - Wer nutzt sie und in welchem Umfang ?
Stefan Am: 05.08.2016 10:59:51 Gelesen: 4570# 7@  
@ Vernian [#1]

aus gegebenen Anlass, da ich gerade bei den aktuellen Posts von "Nordpost" reingeschaut habe, stellen sich mir doch mal so einige Fragen:

a) überwiegend von wem

und

b) in welchem Umfang

werden Privatpostdienste genutzt und ...


DL8AAM hat es in seinem Beitrag [#3] bereits treffend beschrieben: es handelt sich bei den Absendern vor allem um regional tätige Unternehmen jeglicher Größenordnung (von klein bis sehr groß) sowie der öffentliche bzw. kirchliche Dienst (Bsp. Behörden und Ämter oder karitative Einrichtungen). Aus Sicht des Briefdienstleisters macht es auch Sinn, sich vorwiegend um derartige Kunden zu bemühen. Je mehr Sendungen eines Absenders mit eigenem Personal zugestellt werden können, umso eher kann nach Abzug sämtlicher Kosten ein Gewinn übrig bleiben. Für Sendungen, welche an Zustellpartner zwecks Zustellung im Nachbargebiet (oder bundesweit) abgegeben werden, muss oftmals auch ein Teil des Portos an den zustellenden Briefdienst weitergereicht werden. Die Kosten für (möglichst wenige) Sendungen via DPAG sind davon abhängig, was zwischen Absender und Briefdienstleister vertraglich vereinbart wurde. Im Regelfall bleibt immer ein Rest übrig, welcher über die Deutsche Post verschickt werden muss/soll - je kleiner der Anteil, umso besser.

Es gilt zu bedenken, dass nicht jeder Absender berechtigt ist, die Vorsteuer von 19% zu ziehen (Bsp. Behörden und kirchliche Einrichtungen) und damit generell individuelle Preise verhandelt werden müssen. Bei großen Absendern besteht auch die Möglichkeit bzw. ab einer gewissen Größenordnung (Portovolumen) tatsächlich auch die Pflicht (!), sich über Ausschreibungen den passenden Anbieter zu suchen (Bsp. Stadtverwaltungen, größere städtische/regionale und Landesbehörden/Ämter oder Bundesagenturen für Arbeit). Oft genug (allerdings nicht immer) ist der vom Briefdienstleister angebotene Preis ausschlaggebend.

c) in welchem Umfang für den Postdienst spielen die verausgabten Briefmarken dabei eine Rolle?

Grundsätzlich, wie von deiner Seite bzw. in weiteren Beiträgen bereits geschrieben, sind die Briefmarken für verschiedene Kundenkreise gedacht, z.B.:

- kleine Unternehmen (bei denen sich aufgrund der täglichen Sendungsmenge an sich eine Abholung der Sendungen beim Absender aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnt)
- Privatpersonen
- Kunden wie der Arbeitergeber von DL8AAM
- im Einzelfall auch Sammler (je nach Briefdienstleister)

-> in allen Fällen bringt der Absender seine Sendungen selbst zum Briefkasten oder Annahmestelle des Briefdienstleisters

Bundesweit betrachtet scheint mir die Nutzung der Briefmarken von Postmitbewerbern unterschiedlich verteilt zu sein. Ich sehe vergleichsweise häufiger Markenbelege (nach NRW) von Briefdienstleistern aus den neuen Bundesländern, allen voran z.B. PostModern aus Dresden und die PIN Mail AG aus Berlin. RPV aus Cottbus ist ebenfalls stark vertreten, wie die Biberpost aus Magdeburg oder die LVZ Post aus Leipzig. In den alten Bundesländern fallen im Norden Deutschlands vor allem die Citipost mit den verschiedenen Franchisenehmern sowie die verschiedenen Nordbrief-Niederlassungen auf.
Regional (Bundesland NRW) sehe ich weniger Privatpostbriefmarken auf Beleg, da seit einigen Jahren auch kaum noch briefmarkenausgebende Unternehmen existieren. Ad hoc fallen mir für NRW lediglich die Unternehmen Brief und Mehr aus Münster sowie die Citipost in Bielefeld ein. Im Süden Deutschlands (Bayern und Baden-Württemberg) sehe ich vor allem Sendungen z.B. der BW-Post aus Stuttgart nebst weiteren Niederlassungen, LMF aus Augsburg und die Mannheimer Morgenpost.

Der Gebrauch von Privatpostbriefmarken ist m.E. alles eine Frage von:

- der Werbung für das Produkt Briefmarke,
- der Notwendigkeit des Kaufs durch den Kunden (Anreiz der Portoersparnis),
- Angebot der Briefmarken in der Fläche (Anzahl der Verkaufsstellen) sowie der vorhandenen Briefkästen -> niemand mag unnötig mehrere Kilometer für die Abgabe/Einwurf einer Sendung fahren oder laufen

Wenn man über ein ordentliches Filialnetz verfügt (Bsp. PostModern oder Biberpost), ausreichend Briefkästen aufstellt und vernünftig verteilt (Briefkastendichte ähnlich dem der Deutschen Post AG), preislich brutto und netto spürbar unter dem Porto der DPAG liegt sowie Werbung macht (Bsp. Anzeigen in der örtlichen Presse) und vielleicht auch das ein oder andere gut gelungene (lokal bekannte/beliebte) Briefmarkenmotiv herausgibt, dann kann man als Briefdienstleister auch nichtbriefmarkensammelnde Kunden ansprechen und Briefmarken verkaufen.

Natürlich muss auch die Briefzustellqualität und der Service des jeweiligen Mitarbeiters (Bsp. Auftreten des Briefzustellers) stimmen und möglichst wenig Fehler in der gesamten Produktionskette von A wie Abholung (bei dem Absender) bis Z wie Zustellung (bei dem Empfänger) aufkommen (irren ist im Einzelfall auch hier menschlich). Es ist ähnlich wie der "Buschfunk" über Ärzte/Krankenhäuser/Apotheken oder Frisöre und ein guter Ruf kann viel wert sein.

Gruß
Pete
 
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