Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Schmuggler Am: 29.01.2009 14:15:32 Gelesen: 1405906# 299@  
@ DerLu [#297]

Du hast ja grundsätzlich recht - ABER:

Viele regionale Fakten (nicht nur für die Berliner Rohrpost) sind nicht in überregionalen (= allgemeinen) Verfügungen und ähnlichem zu finden, sondern wurden als Information nur vor Ort bekannt gegeben.

Erst als auch im München die Rohrpost öffentlich wurde, änderte sich die preussische Verwaltungs- und Informationspolitik, da nun auch die bayerische Post bekannterweise sich der Reichspostverwaltung untergeordnete hatte.

Für Berlin ergab sich folgende zitierte Situation:

"(...) Die verfassungsgebende preußische Landesversammlung verabschiedete am 27.4.1920 „Das Gesetz zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ mit 20 Verwaltungsbezirken. Zum 1.10.1920 trat das Gesetz in Kraft.

Mit dem zeitlich korrekten Vollzug des Gesetzes vereinte die Stadt Berlin insgesamt 8 Städte, 59 Landgemeinden und 26 autarke Gutsbezirke, dabei auch das Verwaltungsgebiet Königliches Schloss, zu einer einheitliche verwalteten Stadt, welche insgesamt eine Ausdehnung von fast 900 km2 hatte. Berlin wurde nach New York und London mit fast 4 Millionen Einwohnern die damals drittgrößte Stadt der Welt (...)".

Die Reichspostverwaltung reagierte auf die neue Anforderung und genehmigte für alle Postorte innerhalb der Stadtgemeinde das vergünstigte Ortsporto für alle Sendungsarten; den seit 1.4.1900 bekannten Nachbar-Ortsverkehr und den begrenzten Rohrpostbezirk zu Berlin gab es nicht mehr (...)".

Am 1.10.1920 lagen folgende Postorte "innerhalb der neuen Gemeindegrenze":

Ehemalige "Stadt Berlin" jetzt neu als "Groß-Berlin" mit

Adlerhof Friedenau Niederschöneweide Spandau
Alt Glienicke Friedrichsberg Niederschönhausen Staaken
Friedrichshagen Steglitz
Baumschulenweg Friedrichsfelde Oberschöneweide Stralau
Biesdorf Südende
Blankenburg Grünau Pankow
Blankenfelde Grunewald Pichelsdorf Tegel
Bohnsdorf Gatow Plötzensee Tempelhof
Borsigwalde Treptow
Britz Halensee Rahndorf
Buch Haselhorst Reinickendorf Waidmannslust
Buchholz Heiligensee Rosenthal Wannsee
Buckow Heinersdorf Rudow Weißensee
Hermsdorf Rummelsburg Wilhelmsberg
Charlottenburg Hohenschönhausen Wilhelmshagen
Schlachtensee Wilmersdorf
Dahlem Johannisthal Schmargendorf Wittenau
Dalldorf Schmöckwitz
Mariendorf Schöneberg Zehlendorf
Marienfelde Siemensstadt

Diese Informationen wurden wieder "nur" regional bekannt gegeben - woanders oder gar überregional wäre das auch ohne praktischen Nutzen gewesen.

Auch Tempelhof lag in der neuen Stadtgemeinde und selbstverständlich war auch der Flughafen bei seiner Eröffnung in Verbindung mit der Rohrpost, nur der technische Anschluss erfolgte 1931.

Zur Untermauerung meiner Aussage habe ich 2 typische Belege heraus geholt, welche beide vor dem 1.10. mit Ergänzungsporto bzw. Taxierung befördert worden wären - nach dem 1.10. jedoch dieses Ergänzungsporto nicht mehr benötigten: Beide Postorte lagen innerhalb der neuen Gemeindegrenze und dem neuen, identischen Rohrpostbezirk.

Von B. am 15.10.1920 nach Lichterfelde:




Von B. am 4.5.1921 nach Tegel:



Damit keinerlei Informationslücken entstehen, hier die letztmalig genannten Post- und Bestellorte im Rohrpostbezirk vor dem 1.10.1920:

"(...) Er umfasst die Bestellbezirke der Postämter in Berlin, Charlottenburg mit Westend, Friedenau, Grunewald, Pankow, Plötzensee, Schöneberg, Steglitz, Wilmersdorf, sowie
a) vom Bestellbezirk Berlin-Rummelsburg, jedoch nur der Teil innerhalb der Ringbahn,
b) vom Bestellbezirk Berlin-Treptow die Grundstücke Treptower Chaussee 1-18, 45 bis Ende, am Treptower Park (SO 33) 1-18, 45 bis Ende und Treptower Str. 1-23, 21-77, 78 bis Ende."

Da die Diskussion schon mal im Raume stand: Alles klar?
 
Quelle: www.philaseiten.de
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