Thema: (?) (698/703) Die Poststempel von München
Max78 Am: 19.09.2016 15:26:38 Gelesen: 465343# 340@  
@ Eilean [#339]

Servus Andreas,

danke Dir für den Hinweis auf deine website, ich denke lohnenswert für alle, die sich für dieses Thema interessieren. Wirklich gut gemacht und informativ!

Im Endeffekt wollte ich mit meinem letzten Beitrag Deine 2. Vermutung unterstützen, was auch gelungen ist (in diesem Zusammenhang noch der Hinweis, dass sich fast nie Vermerke von Seiten der Post auf Postkartenrückseiten finden lassen). Da ich keine Ahnung von "Nachschlagestellen" hatte, auch hierfür ein Dankeschön, denn rein dem logischen Verstand folgend ist diese Verwendungsart wesentlich sinnvoller. Warum sollte man einem Briefträger "die Last" auferlegen, jede Sendung für größere Betriebe einzeln abzuschlagen?

Dass Briefträgerstempel bei Eilsendungen zu finden sind, ist dagegen klar, es bestätigt die Ablieferung. Warum sollte man sich also bei einer Postkarte ohne Zusatzleistung diese Mühe machen. Die Verwendungsart dieser kleinen runden Stempel ist wohl einigen noch nicht so ganz klar, denn gibt man z. B. bei Ebay den Begriff "Briefträgerstempel" ein, so werden bestimmt 50 % dieser Belege nicht von einem Briefträger gestempelt sein, sondern eher von einem Bearbeiter, der die Post vor Zustellung sortierte, also Posten an Betriebe, auf dessen Briefe keine Straße + Nummer vermerkt war.

Ich hatte doch noch 2 Belege aus München, die ich in Kürze zeigen möchte:



Postkarte aus Jena Aufgabe am 21.08.1898, von Haus zu Haus sozusagen, denn der Absender und Kollege ging davon aus, dass der Empfänger zu Hause war, somit der erste Ankunftstempel Jena links unten in "richtiger" Position. Der nächste Versuch: ab nach Mieders im Stubaital, Ankunft 23.08.98, aber auch da war der Kollege nicht mehr vorzutreffen, also erneut zurück ins Universitätsstädtlein. Briefträger Thiel notiert nun oben links:

ZZ (Zur Zeit) in München, Königstraße 49 I, bei Hof (oder Herrn) von Spiegel, Thiel Bfg.. Auch hier helfen wieder die digitalen Adressbücher, in diesem Falle Jena 1900:



mit dieser Info wird nun aufs Neue "24/8 München" in die Adresszeile geschrieben und schlussendlich erreicht die Karte München am 25. August (Briefpost-Übernahme):



Der Witz daran ist, dass die Poststelle in München nicht registriert, dass die Adresse schon links oben vermerkt wurde und somit erhielt die Karte noch den Nummernstempel mit 65. in blau. Strickt nach "Fahrplan", denn in der Adresszeile war der Straßenname nicht vermerkt. (Na ja, Briefträger Thiel schrieb Königstraße, die Karte sollte aber eigentlich nach Königinstraße).

Um aus ähnlichem Zeitraum ähnliche Belege zu zeigen, damit man einen Vergleich hat, hier einer von mir, der andere aus einem anderen Thema geklaut. :-)



Beide mit Ankunftstempel München B.Ü. (Briefpost-Übernahme). Der Obere ohne den Nummernstempel, da Adresse komplett. Der Untere mit Nummernstempel 4, da Anschrift: Herrn Max Bullinger, Papiergroßhandlung, München.

Und zu guter Letzt noch mit Grüßen an alle "Münchensammler" ein kleiner Auszug aus dem Münchner Adressbuch 1917, sozusagen als Hinweis dazu, wie gut man die digitalen Adressbücher auch im philatelistischen Sinne nutzen kann:



mit Grüßen Max
 
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