Thema: Stiftung Philatelie: BDPh benennt vier neue Kuratoren
Richard Am: 21.09.2016 09:05:37 Gelesen: 47651# 54@  
Harte Kante zeigen – noch erlaubt?

In der „philatelie“ 470 August 2016 findet sich auf Seite 26 in der Abteilung „Philatelie und Postgeschichte“, also auf einer der von der Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte mit Inhalt gefüllten (und bezahlten) Seiten ein Beitrag vom Kuratoriumsvorsitzenden Lutz Richter zur Abberufung des BDPh-Präsidenten Uwe Decker als Kurator und Vorstand der Stiftung. Ursache für die Abberufung seien unüberbrückbare Differenzen zwischen Uwe Decker und allen anderen Kuratoriumsmitgliedern. Gleich im ersten Absatz wurde der Artikelüberschrift widersprochen: Im Herbst 2014 wurde er als Kuratoriumsvorsitzender nicht abberufen, sondern nicht wiedergewählt, was weniger spektakulär wirkt.

Sieht man auf der Webseite der Stiftung zum Koraturium nach, liest man folgendes: „Kuratorium: In der Sitzung des Kuratoriums vom 11. Mai 2000 ist die neue Stiftungsverfassung verabschiedet worden nach der neuen Verfassung ist vorgesehen, dass gemäß Paragraph 5.2d der Präsident des BDPh und gemäß Paragraph 5.2e vier weitere vom BDPh benannte Personen vom BDPh im Kuratorium tätig werden. Für die Deutsche Post AG werden drei Personen im Kuratorium vertreten sein, sowie die Museumsstiftung und das Bundesministerium für Finanzen mit jeweils einer Person.“

Danach die Aufzählung der Kuratoriumsmitglieder; für den BDPh sind es diese:

Dr. Heinz Jäger, Turmringer Str. 228,79539 Lörrach
Franz Karl Lindner, Westf.-Friede-Weg 21, 59494 Soest
Franz Fischer, Karl-Marx-Str. 44, 04158 Leipzig
Dr. Eckart Bergmann, Postfach 1308, 99303 Arnstadt

Nun fehlt der gemäß Stiftungsverfassung vom 11.5.2000 § 5.2d obligatorisch zum Kuratorium gehörende BDPh-Präsident, dessen Kuratoriumsmitgliedschaft gemäß § 5.6 nur von seiner Amtszeit als BDPh-Präsident abhängt, und verringert damit mit den vier verbleibenden weiteren BDPh-Mitgliedern gemäß § 5.2e die paritätische Besetzung des Kuratoriums von 5:5 auf 4:5. Unter der Annahme, dass das Kuratorium wenigstens von Seiten der Deutschen Post AG, der Museumsstiftung und des Bundesministerium der Finanzen halbwegs professionell besetzt ist, ist mir unverständlich, wie eine Abberufung entgegen der Vorschriften der Stiftungsverfassung und damit formal ungültig rest-einstimmig beschlossen wird. Noch unverständlicher, dass die verbliebenen BDPh-Mitglieder sich selbst damit völlig entmachtet haben.

Ein Blick nur eine Seite weiter in der philatelie fühlt sich der Ehrenpräsident des BDPh und Kuratoriumsmitglied Dr. Heinz Jäger zu einer Stellungnahme gefordert. Er kritisiert den persönlichen Stil – was immer das heißen mag – von Uwe Decker und spricht fast nur etwas selbst beweihräuchernd vom Vertrauensverhältnis zur Post. Habe ich nicht selbst schon oft auf Veranstaltungen gehört, dass gerade die Arroganz früherer Verantwortlicher im BDPh dieses restlos zerstört habe? Wie gut Philatelie und Post miteinander könnten, sieht man in Österreich. In Zeiten, da sichere Geldanlagen keine oder Negativzinsen bringen, eine Stiftung aber ihr Vermögen nicht antasten darf, ist der Aufruf zur Harmonie in einem verantwortlichen Umfeld kaum mehr angebracht, vielmehr gilt es harte Kante zu zeigen, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Besser hätte er darauf hingewiesen, dass dem BDPh in diesem Konsortium – weil er nichts mehr zu sagen hat – nun nur noch der Part „Harmonie“ verbleibt.

Warum ist es ihm eigentlich nicht gelungen, mäßigend auf Uwe Decker einzuwirken? Dr. Heinz Jäger saß doch wohl neben ihm im Kuratorium, ist er doch zusammen mit Franz Karl Lindner, Franz Fischer, Dr. Eckart Bergmann dort Mitglied! Darf hier einem Außenstehenden die Frage erlaubt sein, wer denn diese Herren dorthin entsandt hat? Meines Erachtens müsste doch der amtierende BDPh-Vorstand dort vertreten sein. Oder ist das ein Altersruhesitz? Vernunft und Weisheit der Altvorderen hat schon die Bayrische Landesbank in den Ruin getrieben. Wer um Gottes willen hat die vorgeschlagen? Ist das Ganze ein Grabenkrieg der Verlierer?

Denn deshalb noch interessanter an beiden Artikeln ist, dass über die Streitigkeiten selbst kein Wort verloren wird und kein Grund genannt wird, warum darüber seit nunmehr fast einem Jahr auch nicht berichtet wird. Auch die „Stellungnahme zum Bericht in der August-Ausgabe der philatelie auf Seite 26“ auf der Webseite des BDPh schweigt sich über die Vorwürfe aus, teilt aber doch Interessantes mit:

„Denn sämtliche gegen Herrn Decker erhobenen Vorwürfe wurden – wie zuvor erwähnt – bereits der Stiftungsaufsichtsbehörde vorgelegt. Diese sah auf Basis der Anschuldigungen – ungeachtet dessen, dass die Anschuldigungen auch sachlich nicht den Tatsachen entsprachen – keine Veranlassung für ein behördliches Einschreiten. Denn eine Abberufung eines Stiftungsorgans aus wichtigem Grund ist z. B. aufgrund von strafbaren Handlungen, Bilanzfälschung oder ähnlichen Tatbeständen zu erwägen, keinesfalls aber aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über Stiftungsinterna oder aufgrund der Tatsache, dass intern unbequeme Fragen gestellt werden.“

Anstatt in den einschlägigen Foren darüber zu spekulieren, wie strafbar sich Uwe Decker verhalten hat und wann er endlich als BDPh-Vorsitzender abtritt, sei zunächst einmal besser geklärt, ob es wirklich sinnvoll ist, jedes umstrittene Interna öffentlich breitzutreten. Interessant nur, wenn in den Foren Personen, die sich brüsten, angeblich alles wissen, aber deshalb nichts sagen können, ihre Meinung dann von Beitrag zu Bei­trag um 180 Grad wechseln.

Was bleibt? Diese Art der Diskussion schadet der Philatelie ungemein – unserer Philatelie!

Samuel Fleischhacker

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Der Autor ist Mitglied der Germeringer Briefmarkenfreunde und schreibt im jährlich mehrfach erscheinenden Vereinsboten.

http://germeringer-briefmarkenfreunde.de/html/juli_2016.html#Harte-Kante

Wir danken für die Nachveröffentlichungsrechte.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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