Thema: Wie schwer ist eine Briefmarke?
Max78 Am: 05.10.2016 09:52:13 Gelesen: 22404# 4@  
Hallo Ben,

Deine Frage klingt erst einmal etwas eigenartig, aber auch ich habe mir darüber schon Gedanken gemacht, und zwar im Zusammenhang mit der Papierstärke, dessen Messung einigen Leuten nicht so einfach fällt. Folgende Antworten kann ich darauf geben, mit dem Hinweis, dass ein Mathe-Leistungskurs dafür nicht nötig ist, auch wenn er bei mir eher Qual der Wahl war. :-)

1. Das Gewicht der einzelnen Marken läßt sich mit einer Präzisionswaage mit Sicherheit auf ein hundertstel bis tausendstel genau messen. Ich denke da nur an das Solartec-Institut in Freiburg, die Wafer für der Solaranlagen produzieren oder die Chemieindustrie und ihre Labore.

2. Das Flächenmaß g/m2 zeigt ja schon, dass man die Papierstärke durch eine definierte Fläche zuzüglich Gewicht ausrechnen kann. Man könnte eine Marke nehmen, wiegen, das Format (Mittelwert mit und ohne die Zähne) nehmen, und dann hochrechnen auf 1 m2. Ich habe das mal bei alten Papieren aus dem 18. Jahrhundert gemacht, um zu sehen, in wie fern sich die g/m2 unterscheiden.

3. Und nun das interessanteste: Würde es im philatelistischen Sinne Sinn machen? Meiner Ansicht nach NEIN, und da habe ich schon ein paar Gedankengänge durchgedacht. Vor allem beschäftigte ich mich mit der Frage, warum sich eigentlich das Sammelverhalten zwischen Amerikanern und Deutschen so unterscheidet. Sieht man sich einen USA-Spezial-Katalog an, wird einem sofort klar, dass dort oft ganz andere Parameter ein Rolle spielen wie bei uns. Da denke ich z.B. an die Unterteilung in verschieden Formatunterschiede des Markenbildes (hervorgerufen durch Rotationsdruck) oder irre Verzähnungen, die man bei uns eher in die Schublade "Zufälligkeit" stecken würde. Ich bin noch relativ jung, aber um so länger ich mich mit den deutschen "Spezialgebieten" auseinandersetze, umso klarer wird mir, wie präzise und genau die Generationen vor uns schon dafür gesorgt haben (mit ein paar ganz wenigen Ausnahmen, wo es eher ums "lukrative" ging), gute Parameter zu entwickeln, um einzelne "Arten" voneinander zu trennen.

Sprich, das Gewicht einer Briefmarke wird im Endeffekt kein guter Parameter sein, um sie zu definieren! Gerade die Herstellung in Zeiten von Zeitnot, Mangel an Papier oder Produktionsmöglichkeiten bringen Marken in unterschiedlichsten Arten hervor. Nur ein paar Beispiele: breite oder schmale Marken der Krone/Adler-Serie; die Bayern-Pfennige mit großen oder kleinen Zähnungslöchern, die Postmeistertrennung der Zwangszuschlagsmarken, Importpapier bei DDR-Dauerserien, postfrisch oder ohne Gummi, und und und ...

Am besten ist das Beispiel AM POST: Ich bin mir sicher, dass ein Prüfer die verschiedenen Papiersorten nicht nur am Gewicht (oder Papierstärke) ausmacht, sondern an dem ganzen Erscheinungsbild. Er wird die Papierunterschiede schon mit einer Lupe erkennen können. Sprich möchte man eine definitive Unterscheidung von 2 unterschiedlichen Papiersorten vornehmen, reicht der Parameter Papierstärke (Gewicht) nicht aus. Nur unter Berücksichtigung weiterer Parameter wie Färbung und Papierstruktur (Oberfläche) läßt sich genau sagen, ob es sich wirklich um ein anders hergestelltes Papier handelt.

Fazit: Man könnte das Gewicht einer Marke als einen Orientierungswert nehmen. Das macht aber keinen Sinn, weil vor uns bestimmt schon viele andere etwas besseres gefunden habe. :-)

Man könnte beim Sonntagsrätsel mal die Frage stellen, wie schwer eine Krone/Adler-Marke (breites Format) mit oder ohne Firmenlochung G.F. ist (ohne Benutzung einer Waage). Ich glaube, dass daran nur die "Mathefreaks" Freude hätten.

mit Grüßen Max
 
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