Thema: Rohrpostbelege
Schmuggler Am: 13.02.2009 13:27:23 Gelesen: 1407245# 311@  
@ Postgeschichte [#509]

Ich versuche mich erst einmal an dem Thema "Porto- und Gebührenfreiheiten":

Grundsätzlich hast Du mit dem Verweis auf das Regulativ ohne wenn-und-aber Recht: Im Ortsverkehr gab es bis zum 1. Weltkrieg (1915) nur ganz wenige "Freiheiten" - alle anderen Militaria und sonstige Behörden und Ämter waren Porto- und Gebührenpflichtig.

Im Fernverkehr sah das alles wieder gaaaaanz anders aus.

Die von Dir zitierte Verfügung 96 aus dem Amtsblatt Nr. 50 hat die postalisch richtige Formulierung " Die von den Militär- und Marinebehörden ausgehenden und an Empfänger im Orts- oder Landbestellbezirke des Aufgabe-Postorts gerichteteten Postsendungen" für eine portofreie Beförderung von entsprechend gekennzeichneten Sendungen im Ortsverkehr.

ABER:

1. Nach der obigen Definition waren die portofreien Militärsendungen auch auf den " Bestellbereich des Aufgabepostamtes" ausgedehnt worden. Ergo aber nicht auch auf den Nachbarort-Gebietsverkehr - oder gibts dazu möglicherweise spätere Ergänzungen?

Aus der Sicht eines Schöneberger Postbenutzer war eine Briefpostsendung seit 1912 nach Friedenau zu dieser Zeit bereits wieder "Fernverkehr" - nach Berlin aber der vergünstigte "Nachbarorts-Gebietsverkehr" in der Briefpost. Für die Rohrpost lagen beide Ortschaften im Rohrpostbezirk.

2. Es wird immer von portofreien Sendungen gesprochen - die Rohrpostbeförderung war jedoch eine Gebühr. Auch im Ortsverkehr. So waren z. B. die Ganzsachenumschläge für den Admiralsstab (DRUB) alle mit eben dieser Gebühr "frei" gemacht - da die Rohrpostbeförderung eben kein "Porto" war - und musste frankiert werden. Im Fall der Vorlage: "Hätte frankiert werden müssen."


Zum Thema "Groß-Berlin" kann ich ergänzend beitragen:

Ab ca. 1900 stieß ich bei meinen Recherchen auch immer wieder auf diesen kommunalen Begriff: Die Vision von "Groß-Berlin" geisterte jedoch bereits lange vorher durch die Amtsstuben.

Erstmals wurde am 1.4.1912 ein "Zweckverband Groß-Berlin" per Gesetz(!) als 1. erkennbares, kommunales Zeichen zu einer Vereinigung gegründet. "Beteiligt waren an dem Zweckverband die Stadt Berlin, Charlottenburg, Lichtenberg, Rixdorf bzw. Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf, ebenfalls gehörten die Kreise Niederbarnim und Teltow in der Mark dazu. Ferner sind die Dörfer bzw. Gutsbezirke Biesdorf, Falkenberg, Hellendorf, Höhenschönhausen, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Maldow, Marzahn und Wortenberg genannt. Nicht zu vergessen: Preussens größtes Dorf – der unselbständige Postort Steglitz."

Der Zweckverband umfasste ein Gebiet von ca. 3.500 km2 mit ca. 3 Millionen Einwohnern.

Jetzt lege ich erst einmal ein Stopp ! ein, damit eventuelle weitere Ergänzungen und Kenntnisse einfließen können. Sollte der besseren Übersicht- und Verständlichkeitkeit dienen.
 
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