Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Richard Am: 21.10.2016 09:49:41 Gelesen: 65482# 102@  
Eines der Geschäftmodelle von Stanley Gibbons, für Kunden in ausgesuchte Briefmarken zu investieren und dabei noch Garantien zu geben (Anlagegarantien für z.B. 75 % der Anlagesumme, für 100 % oder sogar für einen Mindestgewinn) wurde in diesem Thema in den letzten 7 Jahren sehr kritisch begleitet.

Für zu viele ähnliche Modelle, zum Beispiel die "Briefmarkenpakete am Bankschalter" von H.C. Schwenn [1] bis hin zum Afinsa Skandal mit fast 200.000 Geschädigten [2] endete sie mit hohen finanziellen Verlusten.

Im aktuellen Geschäftsbericht schreibt Stanley Gibbons zu den hohen Verlusten des vergangenen Jahres:

Another issue for the group has been the controversial ‘buy back’ scheme inherent in Gibbons’ investment portfolios.

The company’s philatelic investment products, guaranteeing customers at least 75% of the book value of their stamps at the end of a given period, were not approved by the UK financial authorities.

The group stopped offering these buy backs to customers in July of this year. However, its auditor put the potential liability to the group for these products at up to £64.3m.


Übersetzt:

Ein weiteres Problem ist die umstrittene Rückkaufgarantie, die ein fester Bestandteil aller Investmentprodukte von Gibbons ist.

Die britische Finanzaufsicht hat die "philatelistischen" Investment-Angebote, die dem Kunden nach Laufzeitende einen Rückkaufwert von mindestens 75% des Anlagewertes garantieren, nicht genehmigt.

Die Finanzgruppe bietet diese Finanzprodukte mit fester Rückkaufgarantie seit Juli diesen Jahres nicht mehr an, hat doch ihr Wirtschaftsprüfer die notwendigen Rückstellungen für diese Produkte mit 64.3 Millionen britische Pfund beziffert.


Kritisch ist dabei, dass die "Werte" von Stanley Gibbons, dem Katalogherausgeber, selbst ermittelt werden. Auch, wenn sie am Markt nicht zu realisieren sein sollten.

Inwieweit dieser Bedarf an Rückstellungen für Eventualverluste bereits in der Bilanz per 31.3.2016 berücksichtigt ist oder zu nochmaligen Bilanzverlusten im laufenden Jahr führen wird, vermag ich aus der Bilanz nach britischem Recht nicht zu erkennen.

Die vor sieben Jahren gewählte Überschrift von Risiken für angeblich weitgehend risikofreie Anlagen in Briefmarken hat sich jedenfalls als zutreffend erwiesen.

Schöne Grüsse, Richard


[1] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45520486.html
[2] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=9248&CP=0&F=1
 
Quelle: www.philaseiten.de
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