Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 14.02.2009 17:28:18 Gelesen: 1324527# 182@  
Kirchenerbauer erhält eine Briefmarke

Von E. Magdalena Preisig

Tagesanzeiger.ch (12.02.09) - Das Porträt des Baumeisters Hans Ulrich Grubenmanns ziert die neue 85er-Sondermarke. Er hatte den Wädenswilern im Jahr 1767 eine neue Kirche erbaut.

Die Schweizerische Post gibt am 5. März eine Reihe von Sondermarken heraus. Gezeigt werden Sujets aus Natur, Kunst und Kultur. «Herausragendes, auf das wir Schweizer stolz sein dürfen», sagt Elsa Baxter, Leiterin Briefmarken und Philatelie, bei der Post.

Mit einer 85-Rappen-Marke wird auch ein berühmter Baumeister des 18. Jahrhunderts geehrt: Hans Ulrich Grubenmann (1709 bis 1783). Er hatte Wohnhäuser, Kirchen und Brücken erstellt, die längsten Brücken mit einer Spannweite von 120 Metern.

Erbaut hat er aber auch die Kirche in Wädenswil: Die Herausforderung war, das Kirchenschiff stützenfrei zu bauen. Die geforderte Länge betrug 36 Meter, die Breite 20 Meter bei einer Raumhöhe von 10 Metern. Mit ihren 1300 Sitzplätzen ist sie die grösste von 50 Kirchen, die Grubenmann gebaut hat. Zu den 49 weiteren gehört die reformierte Kirche Oberrieden, die 1761 fertiggestellt wurde. Die Wädenswiler Kirche vollendete Grubenmann sechs Jahre später. Er stammte aus dem appenzellischen Teufen. Sein Geburtstag jährt sich am 23. Juni zum 300. Mal.

«Grubenmann war ein Genie»

In den Annalen der Kirche steht, dass die kühne Dachkonstruktion im Jahre 1809 verstärkt werden musste. 25 Jahre später wurden einige der Balken mit Eisenbändern noch stärker miteinander verbunden. Auch im 20. Jahrhundert musste die Konstruktion nochmals verstärkt und die Balken mussten vor der Witterung und Holzschädlingen geschützt werden, letztmals 1962. Auf weitere Verstärkungen wurde verzichtet, obwohl verschiedene Fachleute genau das empfohlen hatten.

Der Architekt Peter Fässler, der die Innenrenovation in den Jahren 1998/1999 geleitet hat, sagt: «Grubenmann war ein Genie.» Mittlerweile besteht das weitgespannte Kirchendach seit 242 Jahren. «Vor zehn Jahren mussten lediglich die Schrauben an den Eisenbändern nachgezogen werden, um den Schwund des Holzes auszugleichen», sagt der Architekt.

Den Kirchenhimmel sauber halten

Für Kirchenbesucher ist die charakteristische Balkenkonstruktion im Kirchenhimmel unter dem Dach nicht sichtbar. Sie liegt über der mit Stuckaturen verzierten Kirchendecke. Wer im Turm den schmalen Weg über 56 Stufen auf sich nimmt und durch die niedere und enge Pforte geht, kann die imposante Balkenkonstruktion bestaunen. Walter Rusterholz, Sigrist und ehemaliger Schreiner, führt Interessierte dort hinauf: Nebst Privatpersonen sind das auch Gewerbeschulen mit angehenden Zimmerleuten. «Eine Gruppe finnischer Baufachleute wollte ausserdem den Dachstock des Turmes anschauen», sagt der Sigrist. Er muss auch den Kirchenhimmel sauber halten, «damit Wurmmehl von Holzschädlingen sogleich erkennbar ist».

Die Sonderbriefmarke

Seine genialen Holzkonstruktionen machten Hans Ulrich Grubenmann weit herum bekannt. Auf der Sondermarke erscheint sein Porträt, gemalt von Jakob Brunschweiler im Jahre 1782, und eine Zeichnung der später niedergebrannten Rheinbrücke bei Schaffhausen.

(Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/linkes-ufer/Kirchenerbauer-erhaelt-eine-Briefmarke/story/17217914)



Die geniale Holzkonstruktion in der Wädenswiler Kirche ist für Besucher normalerweise nicht zu sehen. (Bild: Sabine Rock)
 
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