Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 01.03.2009 17:50:42 Gelesen: 1323530# 192@  
Im Kinderpostamt fing alles an

Von Stefan Reinelt

Mediaquell, Kaarst (26.02.09) - Feinheiten gehen beim Abdruck seiner Kunstwerke schon einmal verloren. Trotzdem verzichtet Paul Effert nicht auf die Detailarbeit, denn die Sammler schauen sich seine Werke auch gerne unter der Lupe an. Der 77-Jährige gestaltet Motive für Briefmarken.

An 110 Wettbewerben für Postwertzeichen hat Paul Effert seit 1989 teilgenommen. Die ersten Briefmarken gestaltete er bereits als Achtjähriger. „Damals habe ich mit meiner Schwester am Tisch gesessen. Ich war das Postamt“, erinnert er sich. Mit Buntstiften malte er Kinder, Kirchen, Schiffe und Landschaften. Mit Pelikanol wurden die Marken auf die Briefumschläge geklebt, mit einer Kartoffel abgestempelt. Das Porto wurde in Rosinen bezahlt.

Zeichnen war immer sein Lieblingsfach in der Schule. Nach dem Abitur absolvierte Effert eine Lehre als Lithograph und studierte angewandte Grafik. Als freiberuflicher Grafikdesigner arbeitete er für Buchverlage, gestaltete Kataloge und Plakate für Museen. Erst 50 Jahre nach jenem Kinderspiel wandte er sich wieder der Gestaltung von Briefmarken zu und verlagerte schließlich seinen Schwerpunkt darauf.

Sondermarke zur Einheit

Seinen ersten Beitrag leistete Effert zum Wettbewerb „1300 Jahre Mission und Martyrium der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan“, den er direkt gewann. Die vom ideellen Wert vielleicht bedeutendste Arbeit war die Briefmarke zur Deutschen Einheit. „Ich dachte mir, der Begriff muss groß herausgestellt werden. Mit einem Pinsel habe ich ihn in Schwarz, Rot, Gold unterstrichen“, sagt Effert. Für die Entwürfe hatte er nicht wie gewohnt sechs bis acht Wochen, sondern nur acht Tage Zeit. In der Bundesdruckerei sollte er die Farben noch einmal kontrollieren. „Ich hatte das helle Rot zu bemängeln. Doch die Marke war schon längst im Druck.“ Die Sondermarke erschien in der höchsten Auflage aller Zeiten: 95,625 Millionen. Die Bezahlung ist – in diesem Fall: leider – nicht von Stückzahl oder Verkauf abhängig. Es sind Honorararbeiten, die einst vom Bundespostministerium aufgegeben wurden, heute vom Finanzminister. Peer Steinbrück gefiel Efferts Entwurf für die Sondermarke zur deutschen Ratspräsidentschaft 2007 nicht, obwohl er vom Kunstbeirat bereits einstimmig ausgewählt wurde. Weiße, schattierte Sterne sollten für die EU-Länder stehen, nur einer war in den Deutschlandfarben hervorgehoben. Der Minister wollte es bunter, also überarbeitete Paul Effert seinen Vorschlag. „Der entsprach überhaupt nicht meinen eigentlichen Vorstellungen. Der Kunstbeirat überzeugte schließlich Steinbrück von meinem ersten Entwurf.“

Steinbrück gefiel’s erst nicht

Die Motive für Briefmarken gestaltet Paul Effert in sechsfacher Größe zum Original. Vieles würde sich heute am Computer umsetzen lassen, doch der Künstler bastelt und malt lieber. „Die Sterne für die EU-Ratspräsidentschaft habe ich aus Karton ausgeschnitten, um die plastische Wirkung herauszubekommen“, erklärt Effert. Bei der Marke für die Internationale Funkausstellung 1993 schnitt er Farbpapier aus, zum Thema Toleranz malte er eine Hand mit Filzstiften aus.

Gewinnt Paul Effert einen Wettbewerb, entwirft er auch den entsprechenden Ersttagsstempel. Seine letzte Teilnahme war anlässlich von 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Die Marke erscheint im kommenden Jahr, wird aber nicht von einem Motiv des Kaarsters geziert. Die Vorgabe war, dass der Reichstag und das Bundesratsgebäude integriert werden. Effert wollte ein feierliches Bild, ausgewählt wurde dann eine Marke, die lediglich Schwarz-Weiß-Fotos von beiden Gebäuden zeigt. „Da war ich schon etwas enttäuscht.“



Paul Effert entwarf die Sondermarke zur Deutschen Einheit.

(Quelle: http://kaarst.mediaquell.com/2009/02/26/im-kinderpostamt-fing-alles-an-546/)
 
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