Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 02.04.2009 09:28:38 Gelesen: 1120815# 75@  
Hallo,

zum zurücklehnen eine kleine Rosine zur Abwechselung.

Mit dem Postvertrag Bayerns und Frankreichs vom 1.7.1858 wurde bestimmt, dass je 10g Briefgewicht 12 Kr. zu frankieren waren (18 Kr. Porto bei unfrankierter Absendung). In Nürnberg am 7.12.1869 notierte der Absender links unten zwar "fco" für franko, aber so ganz richtig war das nicht.

Zwar ließ sich noch die Nürnberger Aufgabepost von dem Vermerk beeindrucken und druckte auch artig den "P.D." - Stempel als Zeichen der Bezahlung aller Gebühren ab, ja man notierte in der linken oberen Ecke in blau auch "1P" für Premier Port, also 1. Gewichtsstufe, doch richtig war dies alles nicht.

So musste es kommen, dass man in Forbach am 8.12. den Brief wog und feststellte, dass er über 10g wog. Nun wurde links oben eine "2" über der "1" geschrieben, der Vermerk "Afranchissement insuffisant" (Freimachung ungenügend) angebracht und der "P.D." - Stempel gestrichen. Die Folge davon war eine Nachtaxierung von 8 Decimes (24 Kreuzer!) für den Empfänger.

Wie aber kam man auf 8 Decimes? Der Vertrag bestimmte, dass unterfrankierte Briefe wie gänzlich unfrankierte Briefe zu taxieren waren, abzüglich der verwendeten Frankatur.

Ein Portobrief kostete je 10g 18 Kr. (6 Decimes), ein schwerer also 36 Kr. bzw. 12 Decimes. Zieht man nun von 36 Kr. die verklebten 12 Kr. ab, so bleiben genau 24 Kr. übrig, die den 8 Decimes entsprechen. Ein teures Vergnügen, wenn man nicht aufpasste.

Als Beweis füge ich eine Portobrief aus München ein, der links oben mit der blauen "1" als tatsächlicher Brief der 1. Gewichtsstufe mit dem französischen Stempel "6" für 6 Decimes bedruckt wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
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