Thema: Privatpost - Versand über Deutsche Post
Stefan Am: 21.06.2017 20:04:24 Gelesen: 7112# 8@  
@ hopfen [#1]

Von Augsburg ("LMF") weiß ich, dass dies die Privatpost übernimmt -> mit einer "Sondervereinbarung", einem "Extratarif" der der Deutschen Post ?

Mir wäre neu, dass die Deutsche Post einem Postmitbewerber, hier LMF aus Augsburg, Sonderkonditionen (Preisnachlass auf das Porto außerhalb des üblichen Rahmens) anbietet. Daher gehe ich davon aus, dass LMF mit einem Konsolidierer zusammenarbeitet (bzw. in Eigenregie konsolidiert, siehe [1] Konsolidierungsnummer K7019) und dieser dann über entsprechende Sendungsmengen im Nachhinein eine Teilrückerstattung des Portos von der DPAG erhält, welche wiederum vom Konsolidierer an den eigentlichen Sendungseinlieferer (hier LMF) rückvergütet wird. Ob eine Rückvergütung an den ursprünglichen Absender der Sendung erfolgt, bleibt dem Sendungseinlieferer LMF überlassen.

Die DPAG bzw. ebenfalls damit beauftragte Unternehmen (m.W. im Regelfall der Frankiergerätehersteller) bieten einen kleinen Portonachlass an, wenn ein Absender einen Absenderfreistempel zur Frankierung verwendet und das Porto vorab auf elektronischem Wege (Telefon/Modem/Internet) aufgeladen wird. Der Nachlass wird bei der vor der Frankierung zu erfolgenden Aufladung des Portoguthabens gewährt.

Ergänzend zu den Antworten von Thomas ([#5] und [#7]) zur Fragestellung aus [#6]: Die Frage ist und bleibt: Wer zahlt den Postversand?:

Absender A (hier der Verlag der DBZ) frankiert eine Sendung brutto mit 1,40 Euro und kann davon die 19 % Mehrwertsteuer gegenüber dem Finanzamt geltend machen (= 0,2235 Euro pro Großbrief). Der Briefdienstleister B nimmt die 1,40 Euro brutto entgegen, muss davon allerdings die 19 % Mehrwertsteuer an den Staat weiterreichen. Wenn der Briefdienstleister die Sendung nicht selbst bzw. über Partner zustellen kann, wird diese DPAG-frankiert. Dabei zahlt der Briefdienstleister entsprechend das Porto gegenüber der DPAG von 1,45 Euro (brutto = netto, da zum Universaldienst gehörend). Ob der Absender der Sendung (gültig für vorab unfrankierte Sendungen) das Porto von 1,45 Euro bezahlen muss oder einen anderen Betrag (Bsp. Entgelt für die Eigenzustellung durch den Briefdienstleister) gezahlt wird, ist Verhandlungssache zwischen Absender und Briefdienstleister. Generell hat der Briefdienstleister erst einmal die Arbeit und muss die für die DPAG-bestimmten Sendungen zeitnah aus dem Tagesgeschäft aussortieren und entsprechend für den DPAG-Versand aufbereiten (Bsp. Bereinigung der Frankierzone durch Überkleben eigener Frankierungen, DPAG-Frankierung der Sendung).

Wenn eine Freimachung mittels Absenderfreistempel durch den Briefdienstleister erfolgt, ist vom Betreiber der "Portoaufladestation" C ein geringer Nachlass möglich. Wenn der Briefdienstleister zusätzlich einen Konsolidierer D vor der Einlieferung bei der DPAG E zwischenschaltet (oder selbst konsolidiert, was vorab einen entsprechenden Vertrag zwischen zukünftigen Konsolidierer und DPAG voraussetzt), kommt im Regelfall ein weiterer Nachlass auf das bereits gezahlte Porto von 1,45 Euro hinzu. Dies setzt allerdings neben inhaltlichen Kriterien (Bsp. maschinenlesbare Empfängeranschrift) auch eine gewisse Menge seitens des Konsolidierers voraus, um den Nachlass von der Deutschen Post zu erhalten. Die Höhe des Portonachlasses ist auch davon abhängig, ob die Sendung am Briefzentrumseingang (BZE) oder Briefzentrumsausgang (BZA) des Briefzentrums eingeliefert wird. Bei Ersterem befindet sich der Brief bereits im Zielbriefzentrum und wird auf den Zustellbezirk feinsortiert; bei Letzterem muss der Brief von einem Briefzentrum zum anderen gefahren werden (entsprechend mehr Eigenleistung muss die DPAG übernehmen und umso geringer fällt der Nachlass aus).

Jürgen Olschimke hat vor elf Jahren (2006) einen auch heute noch lesenswerten Artikel [1] für die Zeitschrift "philatelie" geschrieben und auf seiner Internetseite veröffentlicht. Einzelne Angaben (Bsp. Preise) sind heute nicht mehr aktuell bzw. bestimmte beschriebene bzw. gezeigte Briefdienstleister existieren heute nicht mehr. Verschiedene in dem Artikel angegebene Grundsätze/Prinzipien sind m.E. auch heute noch gültig.

Seit ein paar Jahren werben die Privatpostler mit bundesweitem Versand - es MUSS also einen Versand-Verbund geben! (nicht nur die PIN-Gruppe).

Die PIN-Gruppe ist in der ersten Hälfte des Jahres 2008 zerschlagen worden, nachdem verschiedene Töchter in Konkurs gegangen bzw. verkauft wurden. Aktuell existieren mehrere Verbünde regional agierender Briefdienstleister. Hierbei handelt es sich um P2 - die zweite Post (http://www.die-zweite-post.de/ ), die Mail Alliance (https://www.mailalliance.net/ ) und das Netzwerk der verschiedenen "Citipost"-Briefdienstleister nebst angeschlossenen Partnern (http://www.citipost.de/ ). Zwischenzeitlich existierte noch die Xanto Logistics, Nachfolger der für die Vernetzung untereinander innerhalb der PIN Gruppe zuständigen Tochter PIN Logistics.

Ergänzend zur Citipost-Briefmarke der DBZ aus Beitrag [#1] ein weiteres Exemplar, dieses Mal zu 2,20 Euro. Der Scan zeigt den oberen Abschnitt eines Großbriefes (C4).



C4-Sendung vom 19.04.2017 an einen Empfänger im Ruhrgebiet, Weiterleitung von der Citipost Göttingen (ma3772) an das Briefzentrum von Postcon in Essen

Ich bin mir nicht schlüssig, ob der philapress Verlag tatsächlich Briefmarken zur Frankatur benötigt oder es sich eher um eine Werbemaßnahme seitens des Absenders gegenüber dem Endkunden, hier zufälligerweise im Regelfall Briefmarkensammler, handelt. Bei größeren Absendern (wo ich problemlos den Verlag einstufen würde) wird im Regelfall das Porto im Nachgang zwischen Absender und Briefdienstleister berechnet; der Briefdienstleister geht dadurch generell in Vorkasse. Der Brief an sich würde von der Frankierung her identisch aussehen, nur ohne Briefmarke. Leider, zum Ärgernis einiger Sammler (bzw. Interessenten) wird in den bisher hier gezeigten beiden Fällen die Briefmarke nicht im Briefzentrum der Citipost Göttingen entwertet. Briefmarken aufkleben und manuell stempeln artet durchaus in körperlich anstrengender Arbeit aus, wenn man mehrere 1000 Sendungen innerhalb kurzer Zeit bearbeiten muss.

Gruß
Pete

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=84646#M286
[2] http://jolschimke.de/privatpost/konsolidierung-ein-weiterer-schritt-zur-liberalisierung-der-postmaerkte.html
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/10445
https://www.philaseiten.de/beitrag/155510