Thema: Altdeutschland Hamburg: Marken bestimmen
Markus Pichl Am: 24.07.2017 21:50:40 Gelesen: 16204# 11@  
@ 10Parale [#10]

Wenn man das alles schon vorher wüsste?

Hallo 10Parale,

nun ja, zum Sammeln von Briefmarken, vor allem von fälschungs- und verfälschungsgefährdeten, gehört auch dazu, dass man sich möglichst im Vorfeld informiert. Ist ähnlich, als wenn man sich eine elektrische Zahnbürste kauft - da blättern viele Verbraucher erst einmal ein halbes Dutzend Testzeitschriften durch. Nur bei Briefmarken, da legt man gleich ohne Rücksicht auf Verluste direkt los.

Der Briefmarkenhändler Goldner veranlasste Nachdrucke von Hamburg MiNr. 8, 9, 12 und 14 in rauen Mengen. Hierzu steht allerhand im Kohl-Handbuch geschrieben. Es wird vermutet, dass entgegen der Angaben von Goldner bereits im 2. Halbjahr 1868 mit der Herstellung von Nachdrucken begonnen wurde. Im Kohl-Handbuch bezeichnet man diese von Goldner veranlassten Drucke durchweg als Neudrucke. Alleine in den Jahren 1890 bis 1895 wurden 684.000 Exemplare der 1 1/4 Schillinge und 479.600 Exemplare der 2 1/2 Schillinge für Goldner gedruckt. Auf den Zeitraum davor, schätzt man die gedruckte Stückzahl auf weitere insgesamt über 1.000.000 Exemplare.

Man hatte zwar die Ursteine der 1 1/4 u. 2 1/2 Schilling Steindruck-Marken, musste aber im Umdruckverfahren neue Drucksteine herstellen. Daher zeigen die Nachdrucke abweichende Umdrucktypen. Nur ein geringer Teil der Nachdrucke wurde auf originalem Wasserzeichenpapier gedruckt. Selbst wenn also ein geringer Teil originalen Druckmaterials Verwendung fand, in Form der Ursteine, so weicht die überwiegende Anzahl der Erzeugnisse doch weit von den Originalen ab und in einem solchen Fall bin ich geneigt von Nachdrucken zu sprechen.

Das Kohl-Handbuch unterteilt diese Erzeugnisse in zwei Gruppen (ohne und mit Wasserzeichen) und innerhalb dieser beiden Gruppen dann in zwei Untergruppen ("in verausgabten Farben" und in "Phantasiedrucke"). Die dortige Angabe, es handele sich bei zwei Untergruppen um "Neudrucke in verausgabten Farben", konnte ich noch nie wirklich nachvollziehen. Wenige dieser Erzeugnisse mögen den Druckfarben der Originale ähneln, mehr aber auch nicht.

Nachstehend ein paar wenige Beispiele für "Goldner-Drucke", welche wohl in der Druckerei C. Adler in Hamburg hergestellt wurden.



Zugegeben, den sogen. "Phantasiedrucken", welche wohl um 1872 erstmals hergestellt wurden, kann ich einen gewissen Witz in der Sache abgewinnen - weil sie so schön bunt sind. Mit diesen sollten Essais nachgeahmt werden, welche es so gar nicht im Original gab. Daher spricht man von "Phantasiedrucken". Das Sammeln von Essais war zu dieser Zeit in Mode.



Beste Grüße
Markus
 
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