Thema: Mindestlohn in Deutschland
achim11-76 Am: 11.11.2017 19:18:20 Gelesen: 4653# 2@  
So ist das nun mal, wenn alles privatisiert werden muss und man sich dann einem Wettbewerb stellen muss - ob das gut oder schlecht ist soll sich jeder selber überlegen. Und es darf ja heutzutage alles nichts mehr kosten ... da hat uns diese Geiz ist Geil Mentalität hingeführt.

Der Zusteller bei uns fährt jedenfalls noch mit einem VW Postbus durch die Gegend - ob das ein privater ist oder einer der direkt bei der Post angestellt ist kann ich leider nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass einmal die Woche der Briefkasten überquillt und die Zeit dazwischen verhungert er, mal abgesehen von Werbeblättchen.

Ich selber war jahrelang bei einer grossen Spedition beschäftigt, die zwar auf dem Papier eine AG ist und privatwirtschaftlich handelt, aber Fakt war, dass der Staat 100%iger Eigentümer ist. Und da kommt das schlechteste von beiden Seiten zusammen - Verbeamtung ist nicht möglich und als privatwirtschaftlich Angestellter kann man ruck zuck rausgeworfen werden.

Man soll auf der einen Seite fette Gewinne erwirtschaften, unbezahlte Überstunden machen und wird nach einem Tarif bezahlt, der zu wenig zum leben aber auch zu viel zum sterben ist, aber wehe man fragt nach 2 Jahren mal nach 50 oder 100 Euro mehr Gehalt - entweder man ist dann so penetrant und nervt ein halbes Jahr rum bis der Vorgestetzte keine Lust mehr hat und mehr rausrückt oder man ist still und dankbar für 30 Euro alle paar Jahre wenn die Tarifverträge neu verhandelt werden.

Als man dann noch meinte, man könnte mich einfach entsorgen, weil ich durch die Arbeit gesundheitliche Probleme bekommen habe, man aber keinen Grund gefunden hat, mich elegant loszuwerden, hat man dann einfach eine Kündigung ausgesprochen, mit der Begründung, dass man das ja darf. Ich bin mir hier so vorgekommen, dass man seine Pflicht getan hat und dann einfach weggeworfen wird. Da ich dann in der Lage war, dass ich den Verein ja auch verklagen darf, habe ich das dann auch getan und den Prozess dann schliesslich auch gewonnen.

Jetzt bin ich bei einer amerikanischen Firma, auf dem Papier scheint es auf den ersten Blick schlechter zu sein als bei einer grossen Firma mit Betriebsrat, Überstunden sind auch inklusive, es gibt keine Zeiterfassung usw., aber die Realität ist eine ganz andere. In der Realität wird darauf geachtet, dass man wenige bzw keine Überstunden macht und auch mal früher geht, wenn wenig los ist.

Man ist um das Wohlergehen der Mitarbeiter besorgt, weil man dort der Auffassung ist, das die Mitarbeiter das höchste Gut ist, was die Firma hat und so lange es den Mitarbeitern gut geht und sie zufrieden sind, machen sie auch einen hervorragenden Job. Wir sind auch angehalten, nicht jeden Preis zu unterbieten, da es die Politik ist, das guter Service auch gutes Geld kostet. Und wir erleben es sehr oft, dass Kunden mal einen günstigeren ausprobieren, aber dann wieder zurückkommen, da es bei uns läuft und getroffene Zusagen eingehalten werden.
 
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