Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 03.06.2009 14:29:37 Gelesen: 1193272# 162@  
Briefmarken sind Geschichte

Von Sabine Latterner

Der Westen, Castrop-Rauxel (25.05.09) - Die Europastadt macht da leider keine Ausnahme: Die „Briefmarkenfreunde Castrop-Rauxel” haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Das Interesse an Postwertzeichen sei im Laufe der letzten Jahre deutlich gesunken, fasst der Vorsitzende der Briefmarkenfreunde, Ernst Weber, den Trend zusammen.

Dabei war der Zulauf kurz nach Vereinsgründung vielversprechend. Seit 1957 wuchs die Sammlergemeinschaft schnell auf rund 50 Mitglieder an, zehn Jahre später waren es bereits 100 Sammler. Tendenz steigend. „Wir hatten damals auch eine Jugendgruppe”, so Ernst Weber.

"Jüngere haben einfach kein Interesse mehr"

Heute undenkbar: „Jüngere haben einfach kein Interesse mehr”, ist Webers Erfahrung. Mit dem Nachwuchs sehe es im Verein schlecht aus. „Wir haben gerade mal drei jüngere Mitglieder”, erklärt der Vorsitzende. Computer und Fernsehen seien eine zu starke Konkurrenz für die Briefmarken und das Sammeln.

Dabei sei das ein sehr schönes Hobby, betonen die Mitglieder bei einem ihrer regelmäßigen Treffen sonntags im „Haus Bladenhorst”. Es vermittle immerhin sehr viel Wissen, in erster Linie Geschichtswissen. Momentan aber wolle sich einfach keiner mit den Marken belasten.

„Sie werden eher verkauft als gesammelt”, erklärt Weber. Nicht selten kommen Erben eines Briefmarkenalbums oder einer noch größeren Sammlung zu den Castropern, um eben diesen Nachlass schätzen zu lassen. „Und ihn dann zu verkaufen”, beklagt Weber und fragt sich: „Warum führen sie denn die geerbte Sammlung nicht einfach weiter?”

Bei vielen Vereinsmitgliedern macht sich aus diesen Gründen der Frust breit: Sie könnten mit ihren Briefmarken das ganze Haus tapezieren, unzählige Exponate haben sie über viele Jahre zusammengetragen – doch auch sie haben niemanden, der ihre Sammlung fort führt.

Die, die das tun, sind eher eine Seltenheit, so wie Andreas Stehr, eines der jüngeren Mitglieder bei den Briefmarkenfreunden. Er erbte von seinem Onkel noch zu Lebzeiten die Serie „Isle of Man”. Gedruckt von 1958 bis 1972 gebe es davon lediglich zehn bis zwölf Marken. Stehr hegt und pflegt diese geerbte Rarität. „Das sollten alle so machen”, wünscht sich Ernst Weber.

Doch Sammeln ist eine Leidenschaft, die momentan nur die wenigsten packt. Sie aber sind stolz auf ihre – mitunter 250 – Alben, blättern sie gerne durch, schauen sich gerne die Marken an. Auch wenn diese nicht so wertvoll sind wie beispielsweise die blaue oder die rote Mauritius. Oder auch die, die die rauchende Audrey Hepburn zeigt und einen Katalogwert von 100 000 Euro hat. „Wir verschwenden an die teuren Marken keinen Gedanken, weil wir sowieso nicht daran kommen.” Außerdem gehe es den Freunden weniger um das Geld, als vielmehr um das Sammeln und Katalogisieren von Marken.



Darf ich Ihnen mal meine Briefmarkensammlung zeigen?” Ein Satz, der eher selten geworden ist. Nicht etwa, weil Briefmarken rar sind – nein, vielmehr, weil ihre Sammler zu einer Minderheit zählen.

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/castrop-rauxel/2009/5/25/news-120830665/detail.html)
 
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