Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 15.06.2009 19:29:03 Gelesen: 1192682# 166@  
Briefmarken: Das stille Glück des Sammlers

Von Julia Seifert

Der Westen, Oberhausen (14.06.09) - Eine Pinzette, um die kleinen Schätze nicht zu beschädigen, eine Lupe, um sie ganz genau betrachten zu können, Geduld, um aus tausenden die eine herauszusuchen, und vor allem Geld im Portmonee, um die Briefmarke dann kaufen zu können – sind die wichtigsten Dinge, die der Philatelist für einen Briefmarken-Großtauschtag braucht.

Denn wirklich getauscht werde bei den Treffen im Revierpark Vonderort nur selten, erklärt Friedhelm Kammilla von den Briefmarken- und Münzfreunden Fuhlenbrock-Vonderort. Sieben Mal im Jahr lädt der Verein Briefmarken-Sammler in das Freizeithaus ein. Den Großtauschtag am Samstag besuchten gut 200 Philatelisten. Die längste Anreise hatten Sammler und Händler aus Kassel und Siegen. Sie kommen gerne, denn die Tauschtage in Vonderort gehören zu den größten Veranstaltungen ihrer Art in der Region.

Kostenlose Schätzung

Doch zurück zum Tauschen. „Das geht in der Regel nur übers Geld”, weiß Kammilla. Dass einer eine Marke habe, die der andere suche, und umgekehrt, so dass es zu einem wirklichen Tausch komme, passiere nur vereinzelt. Vielleicht auch, weil es immer weniger Briefmarkensammler gibt? „Das stirbt aus”, weiß Kammilla, der auf den Treffen inzwischen immer häufiger auf Menschen trifft, die eine geerbte Sammlung verkaufen wollen, weil sie selbst mit dem Hobby des Vaters oder des Großvaters nichts mehr anfangen können: „Deshalb bieten wir bei jeder Veranstaltung an, Sammlungen kostenlos schätzen zu lassen.”

Was kam am Samstag so auf den Tisch? „Das war ganz unterschiedlich”, meint Kammilla: „Da kam einer mit 20 Büchern, die Sammlung war aber nicht viel wert. Dann kam einer, der hatte eine kleine Brieftasche mit nur fünf Marken. Für die bekommt er beim Händler aber gut 450 Euro.”

Weil sie besonders alt waren? Das macht Briefmarken doch wertvoll... „Das kann man so auch nicht sagen”, erklärt der Fachmann. „Es gibt Marken, die sind 140 Jahre alt, aber kaum was wert. Dafür gibt es Marken, die sind vielleicht keine 40 Jahre alt, aber eben wertvoll.” Entscheidend sei in der Regel, dass eine Marke selten sei oder einen seltenen Poststempel trage. Als Beispiel nennt er Briefmarken, die die Post während der Inflation gedruckt hat. „Die waren ja manchmal nur zehn Tage gültig”, erklärt Kammilla, ungestempelt – der Kenner nennt das „postneu” – gäbe es davon tausende auf dem Markt, gestempelte Marken seien schon seltener.

Eine von 3000

Um ein weiteres Beispiel zu demonstrieren, zeigt Friedhelm Kammilla, was er selbst beim Tauschtag erstanden hat: ein Buch mit etwa 3000 Marken. Interessiert habe ihn davon nur eine einzelne. Sie stammt aus dem österreichisch-ungarischen Reich, war dort einmal zwei Kronen wert. Von der Marke gebe es Tausende, so Kammilla, erst der gut erhaltene Stempel aus dem heute italienischen Triest mache sie zu einer Rarität. Der Preis, den der Sammler für das gesamte Buch haben wollte, habe einfach gestimmt. In den kommenden Tagen wird Friedhelm Kammilla den Rest des Albums nach Marken durchforsten, die für ihn auch noch interessant sein könnten, den Rest wird er beim nächsten Großtauschtag weiter verkaufen – oder tauschen.

Den nächsten Großtauschtag gibt es übrigens am 19. August, wieder im Freizeithaus des Revierparks Vonderort, wieder von 9 bis 15 Uhr.



Philatelisten-Großtauschtag im Revierpark Vonderort fand trotz Fronleichnamskirmes und Schlagerfestival sein Publikum

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/oberhausen/2009/6/14/news-122659412/detail.html)
 
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