Thema: Potschta - Stempel auf Briefen, Briefstücken und Marken alle falsch
olli0816 Am: 08.01.2018 10:21:50 Gelesen: 197904# 282@  
@ Peter Feuser [#281]

Man muss natürlich beachten, dass das Attest 2004 ausgestellt wurde und zu dem damaligen Zeitpunkt gestempelte Ausgaben zweifelhaft, aber noch nicht wie in der jetzigen Zeit als immer falsch angesehen wurde. Das erklärt die Atteste und da die Marke zum damaligen Zeitpunkt sehr teuer bezahlt wurde auch die Anzahl der Atteste. Marken in dieser Preisklasse werden meist nur mit Attest gehandelt. Es liegen also massive finanzielle Interessen dahinter.

So weit ist das schon klar. Rein inhaltlich wäre es sicher auch schon früher möglich gewesen, diese Ausgabe gestempelt als immer falsch zu bewerten. Das ist ähnlich wie bei den Deutschen Reich Michel 909/910, wo es auch eine Reihe Atteste gibt und bei genauerer Betrachtung man sich schon fragen darf, warum diese ausgestellt wurden.

Natürlich sind mit diesen Falschattesten (nichts anderes sind sie de facto) Sammler massiv geschädigt worden. Das betrifft nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart, wo munter gestempelte Posta-Marken zu immer noch recht hohen Preisen von Auktionshäusern und Händlern angeboten werden. Ich habe weiter oben aufgelistet [#263], was alles an gestempelte Posta-Marken bei einer Gärtner-Auktion 2017 angeboten wurde. Hier noch einmal:

Gärtner hat z.B. in der letzten Auktion insgesamt 5 (!) Lose mit der gestempelten Poschta-Marke als Brief angeboten:

Los 18120 Brief für 200 EURO mit Attest Ströh von 1987 (kein Zuschlag)
Los 18121 Brief mit Eckrand für 300 EURO mit Attest Ströh von 1987 (kein Zuschlag)
Los 18122 Brief für 250 EURO mit Attest Ströh von 1997 (kein Zuschlag), wo über den Stempel fabuliert wurde, als wäre doch die Möglichkeit da, dass er echt wäre. Wird im letzten Satz relativiert, weil man es nicht nachweisen könne (hüstel)
Los 18123 gestempelte Marke auf Briefstück mit Attest Ströh von 2002 für 220 EURO (kein Zuschlag)

Und jetzt kommt der Hammer:

Los 18127 "Schornsteinfeger-Brief" für 800 EURO mit Attest Ströh von 2004 mit einem Zuschlag von 720 EURO. Herzlichen Glückwunsch, lieber Käufer. Wärst Du lieber nach Malle gefahren und hättest einen Eimer Sangria geleert, dann wäre das Geld sinnvoller angelegt gewesen.

Das heißt, mit diesen Attesten werden auch heute noch Sammler massiv geschädigt.

Es mag sein, dass Markus Pichl in seiner Ausdrucksweise sehr direkt ist, aber in der Sache hat er recht. Ich würde nicht "Inkompetenz" als Ursache nennen, sondern wirtschaftliche Interessen, da zur damaligen Zeit durchaus ein Satz hineingehört hätte, dass die Möglichkeit besteht, dass die Ausgaben nicht echt gestempelt existieren können. Geschädigt sind all diejenigen worden, die für diese Stempelfälschung viel Geld ausgegeben haben. Viele haben sich auf die Atteste verlassen, dass die Angaben richtig sind. Heute bekommen sie nur noch einen Bruchteil und wenn man sich die fehlenden Zuschläge bei der Gärtner-Auktion (es machen sich viele Auktionatoren heute noch schuldig, Gärtner ist absolut keine Ausnahme und soll hier nicht an den Pranger gestellt werden) zeigen inzwischen, dass es sich herumgesprochen hat, dass die Marke schlicht nichts/ganz wenig wert ist.

Ich bin gerade bei diesem Umstand ganz bei Markus, dass diese Atteste Betrug am Sammler sind. Und zusätzlich: Sie werden von Marktteilnehmern aller Art weiterhin genutzt, um Sammler hinter die Fichte zu führen. Ich bin mir nicht sicher, ob der arme Tropf, der für diesen dusseligen "Schornsteinfeger-Brief" 720 EURO + Zuschlag sich überhaupt bewusst ist, dass er das Geld auch gleich hätte verschenken können.

Für diesen Umstand ist der BPP auf jeden Fall mitverantwortlich. Aber auch die Auktionatoren und Anbieter auf Plattformen sollten offen auf die Problematik hinweisen. Eine grundlose Diffamierung ist es also nicht, wenn ich die Sache auch nicht so scharf sehe wie Markus. Aber sich hinzustellen, dass das Attest korrekt wäre und es ist ja nichts passiert, finde ich persönlich indiskutabel. Deshalb ist eine Löschung nicht zielführend. Es sollte durchaus diskutiert werden, wo Sachen falsch laufen.

Grüße
Oliver
 
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