Thema: Potschta - Stempel auf Briefen, Briefstücken und Marken alle falsch
Detlev0405 Am: 03.02.2018 12:42:11 Gelesen: 179785# 349@  
@ Markus Pichl [#348]

Hallo Markus,

da unterliegst du einem leichten Irrtum was die Praxis betrifft. Der 1. Bürgermeister einer solchen Stadt wurde von der Militäradministration bestätigt, in machen Fällen auch direkt eingesetzt. Aber - in dem Moment hatte der Bürgermeister in der SBZ seine vollen Befugnisse zur Ausübung seiner administrativen Macht - sicher und da gebe ich dir Recht, immer mit einem Blick über die Schulter durch die Militäradministration.

Verwaltungsaufgaben, wie das Herausgeben von Briefmarken, sind schon eigenständig durchzuführen vom eingesetzten Bürgermeister und seinen Vertretern.
Deine Frage nach der Legalität der Entscheidung wirst du bestimmt nicht klären - es war damals gängige Praxis, dass zum Beispiel der Bürgermeister zum Telefon griff und den russischen Kommandanten anrief und sich die Genehmigung so einholte.

Ich muss noch eine Korrektur einbringen - Kurt Fischer war erster Stellvertreter von Rudolf Friedrichs, dem durch die Militäradministration eingesetzten Bürgermeister Dresdens. Wenn Du dann noch zur Kenntnis nimmst, das Fischer Kommunist war, wird einiges selbst erklärend - zumindest für mich für als geborenen Ostdeutschen.

Und noch eines zum nachdenken. Einen Druck von ca. 1 Mio Marken erfordert einige Ressourcen. Kein Ostdeutscher in der Zeit von 1945 setzte sich bewusst einer Anklage seitens der Russen wegen Wirtschaftssabotage aus, da es unweigerlich den Weg in die damalige Sowjetunion ebnete. Und solche Anklagen (ohne Gerichtsverfahren) gab es schon bei einem illegal geschlachteten Schwein. Entschuldige die Abweichungen vom eigentlichen Thema, aber man muss auch solche Entstehungsgeschichten auch im zeitlichen Kontext sehen.

Wenn du den Rundbrief von Herrn Strobel richtig verfolgst, kommt er ja zu dem Schluss, das diese Marken nie regulär ! an den Schalter gelangt sind. An keiner Stelle wird die legale Herstellung der Marke in Frage gestellt.

Ich gebe dir noch einen Tipp, wenn du wirklich nachforschen willst. Die russische Militäradministration hat das Verbot und die Vernichtung der Marken erst angeordnet (persönliche Erinnerung an Diskussionen im Briefmarkenklub aus den 60er Jahren), als es von der US Militäradministration am Ausgabetag einen offiziellen Protest gab. Vielleicht bekommt man in entsprechenden US Archiven in Deutschland einen entsprechenden Hinweis oder eine Kopie dieses Protestes. Der Protest muss um den Ausgabetag erfolgt sein. Einen Versuch wäre es zumindest wert.

Beste Grüße
Detlev
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6926
https://www.philaseiten.de/beitrag/171959