Thema: Erstflug- und Sonderflugbelege
Jürgen Witkowski Am: 02.07.2009 22:11:32 Gelesen: 431845# 158@  
Um die schier unendlich Reihe der epochalen Erstflüge, wie einem Flug von Bukarest nach Mailand im Jahre 2009 ein wenig aufzulockern, möchte ich einen Erstflug-Beleg aus dem Jahr 1929 zeigen. Er ist dem aerophilatelistischen Sammelgebiet der Schleuderflug- oder Katapultpost zuzurechnen.

Die deutsche Katapultpost wurde ins Leben gerufen, um den Postverkehr zwischen den USA und Europa während der Sommermonate zu beschleunigen. Man ersann einen Zubringerdienst, der dazu da war, den Schnelldampfern, wenn sie bereits Bremerhafen verlassen hatten, von Köln aus die Eilpost nach Cherbourg bzw. Southamton per Luftpost nachzusenden. Die Schnelldampfer "Bremen" und "Europa" erhielten Katapultvorrichtungen, die es ermöglichten, Postflugzeuge mit bis zu 200 kg Post schon weit vor der Küste in die Luft zu befördern. Im Laufe der Zeit schaffte man es, dadurch bis zu 72 Stunden Beförderungsdauer einzusparen.


Zeitgenössische Anzeige der "Deutsche Luft Hansa"

Der Brief von Spandau nach Sandusky, Ohio hatte es nicht ganz so eilig. Er wurde mit dem Leitvermerk "Mit Katapultflug Bremen" am 15.7.29 aufgegeben und erreichte per Bahnpost den Dampfer "Bremen" noch vor dem Ablegen am 16.7.29 in Bremerhaven. Die 75 Pf. Porto setzen sich zusammen aus 25 Pf. für einen Auslandsbrief bis 20 g und 50 Pf. Vorausfluggebühr.

Am 22.7.1929 um 13.05 Uhr startete das Flugzeug mit Flugkapitän von Sudnitz und Funkermaschinist Kirchhoff schließlich vom Schiff aus Richtung New York, wo es nach 110 km Flugstrecke um 13.42 Uhr landete. Beim ersten Flug war man wohl noch etwas vorsichtig. Später gelangen Vorausflüge von bis zu 2.487 km bei einer Flugdauer von fast 22 Stunden.

Neben dem roten Schiffstempel und dem Flugbestätigungsstempel hat der Beleg als Besonderheit noch die mit Paginierstempel abgeschlagene Nummer 3855. Um die katapultierten Poststücke zahlenmäßig zu erfassen und dadurch Rückschlüsse auf die Retabilität zu folgern, wurden diese bei der ersten Fahrt und ebenso bei der Rückfahrt nummeriert. Die bis jetzt bekannte Höchstziffer für die Hinfahrt ist 8363, die der Rückfahrt 17781. Der Beleg mit der Nummer 0001 war übrigens an den damaligen Reichspräsidenten Hindenburg adressiert.


Kayssner-Nr. 1a, Haberer-Nr. 1a, Graue/Leder-Nr. K 1b

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
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