Thema: Literatur für Ganzsachensammler
sentawau Am: 26.04.2018 12:42:48 Gelesen: 37467# 4@  
@ GSFreak [#3]



Der Borek Ganzsachenkatalog erschien in zwei Teilen. Der hier abgebildete erste Teil ist besonders für Altdeutschlandsammler wichtig und bis heute nicht ersetzt. Auch sonst enthält er viele Information, die im Michel fehlen.

Gegenüber dem Michel-Ganzsachen Deutschland-Katalog ist der BOREK-Katalog m.E. zwar teilweise etwas unübersichtlicher gestaltet, vermittelt aber oftmals mehr Details zu einzelnen Ausgaben einschl. Privatganzsachen.

Die scheinbare Unübersichtlichkeit rührt daher, dass der Borek Katalog anders strukturiert ist als der Michel Deutschlandkatalog. Dazu Folgendes:

Alle Ganzsachenkataloge gehen zurück auf die Altmeister Carl Lindenberg und Siegfried Ascher. Durch sie wurde es üblich, Umschläge, Postkarten, Rohrpostkarten, Streifbänder usw. getrennt aufzuführen. An diesem Prinzip orientieren sich noch jetzt alle Kataloge, die der Berliner Ganzsachensammler-Verein herausgibt. Dadurch, dass der in den USA erschienene Katalog von Higgins & Gage, an dem bedeutende deutsche Sammler aus dem Umkreis des BGSV mitarbeiteten, sich an den „Großen Ascher“ [Weltganzsachenkatalog] anschloss wurde dieses Ordnungsprinzip auch international üblich. Meier zu Eissen und sein Stab von Mitarbeitern, alle Mitglieder im BGSV, folgten ihm im Borek Katalog natürlich auch.

Beide Bände verfügen übrigens eingangs über gute Register. Der einzige Fehler dieses großartigen Katalogwerks war sein konkurrenzlos hoher Verkaufspreis. Der Nachteil dieses Ordnungsprinzips ist, dass Ganzsachen mit gleichem Wertstempel an unterschiedlichen Stellen verzeichnet sind, wenn sie z. B. sowohl als Postkarten wie auch als Rohrpostkarten ausgegeben wurden.

Als 1974 der erste Michel Deutschland-Ganzsachenkatalog auf den Markt kam, wollte der damalige Bearbeiter dieses Manko beheben und wählte ein anderes Ordnungsprinzip. Es orientiert sich an den Dauerserien. Die Ganzsachen mit deren Wertstempeln gingen voran, ihnen folgten die Sonderwertstempel bis zum Erscheinen der nächsten Dauerserie und so fort. Dadurch kamen Umschläge, Postkarten usw. zusammen, allerdings auf Kosten der chronologischen Abfolge. Wenn Sie im Michel Ganzsachen Katalog den Abschnitt Hindenburgpostkarten ansehen, erkennen Sie, was ich meine.

Trotz anfangs heftiger Kritik setzte sich der Michel Ganzsachen Katalog durch, nicht zuletzt dank des günstigeren Preises, der besseren Vertriebsorganisation und des regelmäßigen Erscheinens. Das neue Ordnungsprinzip bewährte sich jahrelang – bis die einfache Postkarte immer mehr aus der Mode kam und die Post stattdessen das Land mit Sonderpostkarten flutete. Da die bisherige Dauerserie noch nicht durch eine neue ersetzt war, konnten die laufend weiter erscheinenden Sonderpostkarten keine endgültige Katalognummer erhalten und mussten provisorisch mit römischen Ziffern bezeichnet werden. Als man auf diese Weise bis etwa XX gezählt hatte, war offensichtlich, dass das schöne neue Ordnungsprinzip gegen die Wand gefahren war.

Das ist der Grund, weshalb ab der 14. Auflage 1999 bei der Bundesrepublik - und nur dort! – die Sonderpostkarten seit 1949 aus der normalen Zählung herausgenommen und mit einer eigenen Nummerierung als PSo verzeichnet wurden. Entsprechend gibt es bei den Umschlägen neben der Zählung mit U auch eine mit USo. Damit verbunden wurden für alle Ganzsachen der Bundesrepublik neue Katalognummern vergeben. Das muss man wissen, wenn man Michel Ganzsachenkataloge vor 1999 benutzt.
 
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