Thema: Wie funktioniert PayPal ?
jueshire Am: 01.05.2018 11:23:15 Gelesen: 5483# 12@  
Hallo,

kann es sein, dass in diesem Thread der Ebay-Käuferschutz und Paypal durcheinander diskutiert werden?

Paypal ist weniger eine Bank als vielmehr ein Mikro-Kreditkarten-Unternehmen, dass die Zeitspanne zwischen der Abbuchung von einem gewöhnlichen Bankkonto und der Gutschrift auf einem anderen gewöhnlichen Bankkonto überbrückt. Dadurch entsteht bei Käufer_innen und Verkäufer_innen der Eindruck, die Bezahlung sei bereits abgewickelt. Das täuscht natürlich, da Paypal die Buchungen nicht schneller vornehmen kann als alle anderen Banken auch. Für diese Überbrückung berechnet Paypal hierzulande 1,9 % des Kaufpreises plus die Gebühr von 0,35 € (für gewerbliche Händler_innen gibt es den 1,7 %-Zins). Wer das mal als Jahreszins hochrechnet, wird feststellen, dass Paypal für einen Kurzzeitkredit (Laufzeit selten mehr als 48 Stunden) Wucherzinsen verlangt, und eine Gebühr, die häufig mehrere Prozentpunkte des Gesamtumsatzes ausmacht.

Kurze Beispielrechnung: Kaufpreis 10 Euro. Überweisung per Paypal kostet einen der Teilnehmenden 10 + 0,19 + 0,35 = 10,54 EUR. (Alle anderen Bankgebühren fallen natürlich trotzdem an). Das sind 5,4 % Zinsen und Gebühren für die Überbrückung von beispielsweise 2 Tagen.

Wer immer die Gebühren zahlt, macht also ein schlechtes Geschäft - und mindestens eine von beiden Parteien zahlt diese Gebühren immer.

Bei Auslandsgeschäften kann Paypal tatsächlich billiger sein als herkömmliche Banken, und vor allem komfortabler, falls im Empfängerland keine SEPA-Überweisungsstandards verwendet werden, denn man benötigt nur eine E-Mail-Adresse und muss sich nicht um Bank- und Bankkonto-Daten kümmern.

Von diesem Thema grundsätzlich zu unterscheiden ist der Ebay-Käuferschutz, in den Paypal (noch) involviert ist. Hier ist es einfach so, dass Ebay seine Unternehmensmacht ausnutzt, um Verkäufer_innen einzuschüchtern: Sofern diese nicht sehr genau nachweisen können, dass sie alle Angaben im Angebot detailliert und richtig gemacht und die Ware zuverlässig versendet haben, droht Ihnen Ebay implizit mit einer Klage wegen Täuschung der Kund_innen und/oder Nichtlieferung der Ware. Verkäufer_innen sichern auf Ebay im Kleingedruckten zu, dass sie alle relevanten Informationen in ihrem Angebot kenntlich machen, und wenn Käufer_innen dann eine Eigenschaft an der gekauften Ware beklagen, die nicht im Angebot genannt oder gezeigt worden ist, haben sie gute Karten, dass sich Ebay rigoros auf ihre Seite stellt. Ebay möchte eben Käufer_innen anlocken und geht davon aus, dass es immer genügend Verkäufer_innen geben wird.

Die Rolle von Paypal ist hierbei eigentlich nur, dass Ebay problemlos die Abwicklung des Geschäfts nachvollziehen kann. Bei anderen Bezahlmethoden müsste Ebay erst einmal von Banken oder Kreditkartenunternehmen die Bestätigung einholen, dass die Bezahlung tatsächlich vorgenommen wurde - das ist ihnen schon zu mühsam und kostspielig, und sie überlassen die Käufer_innen ihrem Schicksal.

Gruß,
Jürgen
 
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