Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 09.08.2009 14:04:09 Gelesen: 1188756# 173@  
Mit den Marken Wissen sammeln

Von Jörn Heyenrath

DerWesten.de, Bottrop (06.08.09) - Briefmarkensammeln? Spontan denkt mancher dabei an ältere Herren, die im stillen Kämmerchen kleine bunte Bildchen in ein Album einsortieren. Dass es viel mehr bedeutet, können die Mitglieder des Briefmarkensammler-Vereins von 1930 Bottrop sehr gut erklären.

Wenn Reinhard Kamps beginnt, von seiner Sammlung zu erzählen, glänzen seine Augen. „Ich sammle gezielt Briefe und Briefmarken aus dem Fürstentum Liechtenstein. Besonders die, die keine Frankierung hatten und bei denen Nachporto angefallen ist”, sagte der 64-jährige Geschäftsführer des Vereins. Akkurat hat er die einzelnen Briefe, die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammen, mit einer detaillierten Beschreibung ergänzt und in seine Mappe geklebt. Kamps ist viel unterwegs für seine Sammlung: Neben Tauschbörsen in Essen, Süddeutschland und Ostdeutschland ist er mittlerweile einmal jährlich in Liechtenstein. Er hat überall Bekannte und Freunde, mit denen er sich austauscht und über Briefmarken diskutiert. Hermann-Josef Sondermann hat sich auf Fahrräder spezialisiert: „Meine Sammlung fängt im Jahr 1894 an und setzt sich bis heute fort. Von der Draisine bis zum modernen Rennrad und aus allen Ländern dieser Erde ist alles in dieser Sammlung enthalten.”

Die Geschichte der Briefmarke geht weit ins 19. Jahrhundert zurück: Die erste Marke wurde 1840 gedruckt. Der Begriff Philatelist wurde 1864 von dem französischen Sammler Georges Herpin geprägt. Er bedeutet übersetzt aus dem Griechischen „Freund dessen, was frei von Abgaben ist”. Obwohl der Begriff die Sammlerleidenschaft der Philatelisten nur denkbar schlecht beschreibt, setzte es sich durch.

Ein Mitglied des Vereins hat sich sogar auf Briefmarkensprache fokussiert. Je nachdem, ob Marken waagerecht oder senkrecht aufgeklebt wurden, haben sie eine Bedeutung nach dem Briefmarkenalphabet. Dabei können Botschaften wie „Ich liebe dich” und „Ich hab kein Geld mehr” herauskommen.

Kamps und Sondermann sind sicher, dass sich aktive Sammler ein enormes Allgemeinwissen aneignen. Sammeln heißt, die Geschichte der Marke zu verstehen: Wo kommt sie her? Aus welcher Zeit? Vor welchem Hintergrund wurde sie gedruckt? Kamps: „Eigentlich müssten wir Briefmarkensammler schon Millionäre sein, denn bei Jauch & Co könnten wir jede Frage beantworten.”

„Hinter vielen Briefmarken verbergen sich kuriose Geschichten”, erklärt Reinhard Kamps und erzählt von der prominenten „blauen Mauritius”: „Eigentlich war dieser Brief nur ein Geschäftsbrief zwischen einem Weinhändler in Bordeaux und einem Handelspartner auf Mauritius. Da es diese Marke für diesen Anlass aber nur einmal gab, bieten Sammler heute bis 7,5 Millionen Euro.”

Nicht alle Marken sind so teuer. Die Marktpreise werden gedrückt durch Fälschungen aus Osteuropa, und das Interesse an Philatelie sinkt durch fehlenden Nachwuchs. Gegen Fälschungen gehen die Briefmarkensammler nicht nur mit Lupe und Pinzette vor. Mit einer Zähnungsmaschine kann auch die Größe untersucht werden.

Den Nachwuchssorgen begegnen die Sammler aus Bottrop, indem sie in Kooperation mit der Fichteschule Schülern die Vielfalt ihres Hobbys näher bringen. „Wenn die Kinder dann erstmal anfangen und feststellen, dass es z.B. abertausende Pferde- und Sportmotive gibt, sind sie meist sehr begeistert”, freut sich Reinhard Kamps.



Aktive Briefmarkenfreunde sind Günther Jauchs Fragen gewachsen, erklären Reinhard Kamps und Hermann-Josef Sondermann

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/bottrop/2009/8/6/news-128411752/detail.html)
 
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