Thema: Rohrpostbelege
Schmuggler Am: 12.08.2009 10:01:47 Gelesen: 1401137# 430@  
@ blaujacke [#426]

Ich fange einfach mal mit dem zuletzt gezeigten Beleg vom 2.10.1918 an - da gibts am meisten zu erklären und schreiben:

Es geht bei diesem Rohrpostbrief um das Thema "Reichsabgabe". Wir haben allgemein bereits über das Thema gesprochen, finde aber spontan in der bisherigen Themenvielfalt nicht die passenden Nummern dazu.

In den Porto- und Gebührenübersichten ab 1.8.1916 bis 31.9.1919 wird für fast alle Sendungsarten eine zeitlich befristete "Reichsabgabe" von unterschiedlicher Höhe in die bisherigen Friedens-Porti und -Gebühren eingerechnet.

In der Rohrpost betrug die Höhe der Reichsabgabe pauschal 5 Pfennig pro Sendung, d.h. die Karte kostete ab 1.8.1916 jetzt 30 (statt 25) und der Brief 35 (statt 30) Pfennig Rohrpostgebühr.

Kurz: Die gezeigte Rohrpostgebühr innerhalb des Rohrpostbezirks betrug letztendlich genau den Wertstempel mit 35 Pfennig.

Diese auch heute für manchen Sammler schwer nachvollziehbare Situation führte natürlich bei dem damaligen Postkunden ebenfalls für Verwirrung; in dem gezeigten Fall hat der Absender mit höchster Wahrscheinlichkeit die Rohrpostgebühr mit "+ Reichsabgabe 7 1/2 Pfennig für eine Briefsendung" daheim verklebt. Eventuelle Kosteneinwände für die zuviel verklebte Gebühr durch die Ehefrau wurden vermutlich mit Hinweis auf die aktuelle Frontlage plus nationaler Unterstützungspflicht vom Küchen- oder Couchtisch gefegt.

Der Reichspost, der flossen in Wirklichkeit die Abgabe statt einer notwendigen Porto- und Gebührenerhöhung zu, war es mehr als Recht - hat nur nichts genützt.

Nochmals der Tipp für Portostufen-Fetischisten und -Interessierte:

Wurde eine eventuelles Weiterleitungsporto "aus dem Rohrpostnetz heraus" benötigt, entfiel in diesem Augenblick die 2. Abgabe der Reichsabgabe; die einmalige Reichsabgabe war ja bereits in der Rohrpostgebühr verankert - ergo ist das Weiterleitungsporto ohne Reichsabgabe. Ist zu 99% bei allen mir bekannten Belegen dieser Art so falsch frankiert.

Noch ein kleiner Hinweis zu der gezeigten Depeschenbeförderung von 1879: "Die Sütterlinschriften, meist auch einfach Sütterlin genannt, sind zwei 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschriften. Neben der bekannteren deutschen Sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift ist, entwickelte Ludwig Sütterlin auch eine weniger bekannte, stilistisch vergleichbare lateinische Sütterlinschrift."

Quelle: Wikipedia.de

Der R1-Stempel "Börse" in blauer oder schwarzer Farbe wurde auch bereits oben besprochen. Was mich in richtigen Erklärungsnotstand bringt, ist die Stempelzeit und -farbe "1877" statt "1888/89" ... - eines von beiden muß unrichtig /falsch sein - nur welches ? Könnte jetzt ein Ganzsachensammler aufgrund des Wertstempels vermutlich mehr sagen ?

Wo isser ?
 
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