Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 14.08.2009 08:42:15 Gelesen: 1305945# 275@  
Alfred Kruse - 56 Jahre Sammelleidenschaft

Von Heike Nieder

Weser-Kurier.de, Oyten (25.07.09) - Alfred Kruses Sammelfreudigkeit schlicht als ein Hobby zu bezeichnen, wäre zu kurz gegriffen. Das, was andere Menschen von ihrem Beruf behaupten mögen, trifft auf Alfred Kruses Freizeitbeschäftigung zu: sie ist eine Berufung. Im Alter von 15 Jahren fing der gebürtige Bremerhavener an, in einer Zigarrenkiste Briefmarken zu sammeln: deutsche, russische, ungarische und kroatische. Letztere wurden schon bald zu seinem ersten Steckenpferd: Er interessierte sich besonders für kroatische Postwertzeichen aus der deutschen Besatzungszeit von 1941 bis 1945. 169 Briefmarken gibt es aus jenen fünf Jahren – Alfred Kruse hat sie alle.

Doch eigentlich kommt es auf Masse gar nicht an: „Es ist nicht wichtig, wie viel man hat, sondern was man hat.“ Beispielsweise seien die sogenannten Aufdruckserien sehr teuer. Das sind jugoslawische Marken, die von den Besatzern einfach weiter verwendet wurden – mit einer entsprechenden Kennzeichnung. „Die kosten zwischen 50 und 400 Euro das Stück.“ Kruse ist Experte auf diesem Gebiet, was ihn 2006 veranlasst hat, sein erstes Buch zu veröffentlichen, Auflage: 150 Exemplare. „Die gingen in die Ganze Welt, von Hongkong bis Südamerika“, sagt Kruse.

Wer über Alfred Kruses Sammelleidenschaft spricht, darf sich nicht auf Briefmarken beschränken. „Als ich um die 30 war, habe ich gemerkt, dass ich auf dem Tauschweg keine neuen mehr bekommen kann.“ Von nun lenkte er seine Aufmerksamkeit auf „alles, was seriöse Sammler in den Papierkorb werfen“. Heißt: „Das, was aussieht wie eine Briefmarke, aber keine ist.“ Stempelmarken, Steuermarken, Werbemarken, Siegelmarken, Ausstellungsmarken, Städtemarken – mittlerweile füllen die bunten Bildchen mit den Zacken unzählige Alben, ein jedes fein säuberlich eingeordnet und beschriftet. „Die Saar bleibt deutsch“ heißt es beispielsweise auf einer sogenannten Propagandamarke aus den 30er Jahren, „Deutschland ist größer als die Bundesrepublik“ liest man auf einem Exemplar aus der Vorwendezeit.

Bücher über kroatische Briefmarken und Marken der DGzRS

Was treibt diesen Mann, der 170 Alben mit Marken besitzt, darüber hinaus eine Sammlung mit 5000 Postkarten von Pariser Kirchen und eine 11 000 Karten umfassende Kollektion mit Abbildungen von Rosen (von den Schubladen mit Heiligenbildchen und den Kartons mit Gläsern einmal abgesehen)? „Wissen Sie“, sagt Kruse, „viele dieser Dinge werden weggeschmissen, wenn ältere Menschen sterben. Eine meiner Absichten ist es, sie zu beschreiben und für die Nachwelt zu erhalten.“ Das erste Ergebnis dieses Anspruchs war der Wälzer über kroatische Briefmarken, das zweite ist ein marineblaues Büchlein mit dem Titel „Der Seenot-Rettungsdienst – Die Spendenbelege und Quittungsmarken der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ (DGzRS), das Kruse jetzt herausgegeben hat. Darin sind außer den Marken auch Sammelbögen, Spenden- und Förderkarten sowie Spendenschiffchen abgebildet.

Aber was haben kroatische Briefmarken aus der Besatzungszeit mit der DGzRS gemeinsam? Eigentlich ist es ganz einfach: Die allumfassende Klammer für diese beiden Themen, überhaupt, für sämtliche Sammlungen des 71-Jährigen, ist sein Interesse. „Es ist ja nicht so, dass ich die Sachen einfach nur horte, ich beschäftige mich damit.“ Wenn er nur könnte, sagt Kruse, er würde drei Leben leben, um seine Neugier zu befriedigen. Als seine Tochter nach Griechenland zog, besuchten er und seine Frau einen Griechischkurs, als sein Sohn Russisch lernte, meldete sich das Paar für einen Russischkurs an. Im Moment befasst sich der 71-Jährige damit, in dem kleinen Dachzimmer Leitungen für eine Hochvolt-Lichtanlage zu legen. „Das ist alles so unwahrscheinlich interessant. Man wird nie fertig.“

Wer Interesse an Alfred Kruses Buch „Der Seenot-Rettungsdienst“ hat, kann sich mit ihm unter 04207/69 92 96 in Verbindung setzen.

(Quelle: http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis%20Verden/8240/56+Jahre+Sammelleidenschaft.html)
 
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