Thema: Schwaneberger: Kritik an der Michel Redaktion und den Katalogen
Carolina Pegleg Am: 15.08.2009 05:46:34 Gelesen: 65761# 48@  
@ Lars Boettger [#47]

Ja das kann schon sein, dass in den USA ein besserer Dialog zwischen dem #1 Kataloghersteller und den Sammlern herrscht. Insgesamt sind wir Amis ja, wenn man den Sterotypen glauben darf, freundlicher und besser gelaunt, als die oft unnötig grimmigen Deutschen. ;) Was -- natürlich -- völliger Quatsch ist.

Harald bringt im USA Vignetten-Thema (http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1651&CP=0&F=1@) aber ein gutes Beispiel. Die Zeitschrift Linn's, die auf seine Frage im dortigen Thema unter #7 berichtet, antwortet, gehört zur Amos Publishing Co., demselben Verlagshaus, dass auch den Scott Katalog herausgibt. Also, dass war sicher ein gutes Beispiel für hervorragende Kommunikation.

Es trifft auch zu, dass Scott bei den klassischen / semi-klassischen USA Ausgaben zum Teil Erstverwendungsdaten anstelle von Erstausgabedaten angibt. Es ist dabei nicht immer klar (ohne Zuhilfenahme weiterführender Literatur), wobei es sich bei dem im Scott angegeben Datum handelt. Unabhängig vom konkreten Fall kann man Erscheinungsdatum, offiziellen Erstverkauftstag, erster Tag an dem die Marken tatsächlich erhältlich waren, ersten offiziellen Gültigkeitstag, ersten Verwendungstag und von mir aus noch das Druckdatum unterscheiden.

Vielleicht findet sich die Erklärung für die von Briefmarken-Museum festgestellten Abweichungen schon im Vorwort der Kataloge, und die Angaben der Kataloghersteller beziehen sich einfach auf unterschiedliche Zeitpunkte. Kann das eine Erklärung sein? Ich konnte dies nur im Scott US Specialized prüfen, da sich mein Michel USA-Spezial derzeit in Kisten verpackt auf Reise befindet. Scott berichtet jedenfalls entweder Erscheinungstage oder Erstverwendungstage. Konsequent bei dem einen oder anderen zu bleiben wäre vielleicht sinnvoller, aber egal. Es ist nicht die erste Inkonsequenz (vgl. das gesamte Nummerierungssystem). Ich glaube mich erinnern zu können auch bei anderen Ländern massive Unterschiede bei den Erscheinungsdaten zwischen Scott und Michel festgestellt zu haben, und zwar selbst bei modernen Ausgaben. Wenn ich die Kataloge mal wieder alle beisammen habe, schaue ich gerne einmal und berichte.

Lars schreibt -- wie so oft -- beiläufig in [#43] noch etwas wirklich bedenkenswertes: "Fünf Handbücher aus drei Jahrzehnten -- Immerhin sind sich alle einig, dass es Luxemburger Briefmarken gibt. Danach wird es eng." Bei den klassischen Ausgaben, wo es auf die Forschung ankommt, schwirren eine Vielzahl widersprüchlicher Informationen herum. Es ist oft nicht leicht zu entscheiden, welcher Quelle man als Kataloghersteller, dessen Aufgabe nicht die eigene Forschung, sondern die Berichterstattung ist, den Vorzug gibt. Ich erlebe es bei meinen Gebieten, bei denen ich auch oft mehrere Quellen nebeneinander benutze, andauernd.

Wenn es von den Bayern Nummern 3 und 7 amtliche FDC gäbe, dann hätten wir das Problem nicht. Da muss man, wie es ein Schweizer Sammlerfreund einmal gesagt, vielleicht einfach mal locker durch die Hose atmen. Die im Michel derzeit enthaltene Information kommt sicher irgendwoher. Wenn neue -- gesicherte -- Information vorliegt, soll das selbstverständlich korrigiert werden. Ich habe eigentlich keine Bedenken, dass auf eine freundliche Nachricht dann seitens des Verlages auch freundlich reagiert wird. Jedenfalls war dies stets meine Erfahrung, dass es, wie man sagt, so aus dem Wald herausschalt, wie man hineinruft. Wenn dann aber -- aus welchen Gründen auch immer -- der Verlag einer anderen Quelle den Vorzug gibt, dann ist es eben so. Es gibt ja Alternativen. Wer mit den Mühlradstempel-Katalogisierung im Michel nicht einverstanden ist, kauft sich halt den Sem. Wem die Katalogisierung allgemein zu oberflächlich ist, tritt eben in eine der beiden Arge Bayern ein usw.

Im Ernst, es gibt keinen Katalog der "perfekt" ist, der fehlerlos ist, und bei dem alle Entscheidungsspielräume (Farben usw.) in jedem Einzelfall über alle Gebiete, Jahre und Ausgaben hinweg, stets so getroffen worden sind, wie man es selbst bevorzugt und für richtig hält. Kein Katalog ersetzt den eigenen Kopf. Ebenso wenig die eigene Autonomie so zu sammeln, wie man es eben mag.

In eigener Sache: Ich habe meine hier hinterlegte Information schon aktualisiert und nächste Woche ist Umzugswoche. Ich freue mich sehr auf die Wiedervereinigung mit meiner Sammlung. Also bis in ein paar Tagen, und dann wieder mit Fokus auf philatelistische Themen, wenn ich auch einmal wieder etwas zeigen kann. Das hier war ja eigentlich ein bisschen undankbar. Viel unnötiges böses Blut unter Freunden, oder nicht?
 
Quelle: www.philaseiten.de
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