Thema: Gedanken zum Briefmarkensammeln
briefmarkenwirbler24 Am: 23.08.2018 00:52:47 Gelesen: 14928# 53@  
Guten Abend alle zusammen,

mit Interesse habe ich eure Beiträge gelesen (zumindest einen großen Teil davon) und möchte mich auch mal gerne dazu äußern.

Ich bin ja mit 19 Jahren ein sehr junger Philatelist und eventuell beleuchtet meine Meinung auch mal die andere Seite, nämlich für die Altersklasse, für die Werbung betrieben werden soll (wahrscheinlich für noch jüngere, allerdings habe ich auch mit 12 angefangen zu sammeln).

Ich fange mal mit dem Ursprung meiner Sammelleidenschaft an, wie wahrscheinlich so ziemlich jeder habe ich angefangen mit unabgelöster Kiloware, alten Dublettenalben der Verwandschaft/Bekannten, u.s.w., ganz gerecht dem zur Verfügung stehendem Taschengeld, das man in dem Alter bekommt (ziemlich wenig :D). Ich hatte das Glück, dass mein Nachbar ein ziemlich begeisterter Philatelist gewesen ist, der noch dazu die ganze Welt gesammelt hat, das eine Gebiet mehr, das andere weniger intensiv, dadurch konnte ich jedoch einen Einblick gewinnen, was es alles so gibt. Durch Spenden seinerseits und durch kleine Käufe andererseits habe ich dann angefangen Ländersammlungen aufzubauen, habe mir meine ersten Michel-Kataloge zugelegt und schwups war ich ein fanatischer Sammler. Ich konnte Stunden damit verbringen die Marken zu katalogisieren und entsprechend einzusortieren. Dabei genügte es mir nicht oberflächlich nach Michel vorzugehen, sondern ich wollte tiefer in die Materie eintauchen, weswegen ich mir dann Spezialkataloge zugelegt habe.

Ein kurzer Überblick über meine Ländersammlungen in chronologischer Reihenfolge: Deutschland (bewusst Deutschland, weil ich habe alles gesammelt von AD bis BRD), Luxemburg, Irland, Niederlande, Belgien, Schweiz, Österreich, Ungarn, Neuseeland.

So wie ihr seht, eine ziemlich große Spannweite für einen damaligen 13-jährigen, dennoch war ich von jedem Land fasziniert und wollte keins auslassen, vielleicht war ich auch hier etwas infiziert durch meinen Nachbarn und bis heute auch guten Freund. Dabei hat er genau wie ich, nicht oberflächlich gesammelt, sondern hatte/hat auch ein enormes Wissen über sämtliche Gebiete.

Dann kam meine Zeit beim Auktionshaus Köhler, als 14-jähriger dort ein Praktikum machen zu dürfen bzw. auch später dort zu jobben, war für mich natürlich eine große Ehre und ich wurde wieder beeinflusst bzw. mir wurde wieder ein neuer Anstoß in eine andere Richtung gegeben. Ich kam natürlich zum Kontakt mit etlichen Raritäten und großen Sammlungen, die mich faszinierten. Hier war auch die Zeit, in der ich das erste Mal gesteigerte Interesse zu Briefen entwickelte. Ich entschloss mich dann mich von allen Sammelgebieten zu trennen, außer der Schweiz und hierin ab sofort mein Hauptaugenmerk zu legen. Warum ausgerechnet die Schweiz, kann ich gar nicht mehr sagen, aber die Bildnisse und Vielfalt hat mich einfach begeistert.

Ich beschloss ab sofort nur noch Briefe zu sammeln und bin seitdem begeisterter Postgeschichtler, in meinem Alter eher ungewöhnlich und demnach bin ich auf diesem Gebiet etwas alleine, was ich allerdings nicht allzu schlimm finde, denn die Foren, in denen ich aktiv bin, geben mir die Möglichkeit mich mit anderen Sammlern auszutauschen.

Darüber hinaus baue ich mir eine Ausstellungssammlung aus, was finanziell natürlich bei Altschweiz nicht ganz so leicht ist, aber ich glaube, dass ich zumindest auf dem richtigen Weg bin.

Doch warum Postgeschichte?

Ich hatte schon immer einen Drang neues Wissen zu scheffeln und war demnach auch sehr gut in Geschichte in der Schule, im Abi hatte ich dann 15 Punkte im LK ohne auch nur ansatzweise den Gedanken zu haben "Jetzt muss ich schon wieder pauken", nein für mich war das immer ein Selbstläufer, weil es mir extrem Spaß gemacht hat, mich damit zu befassen. Und das hat sich dann auch irgendwann wechselseitig beeinflusst, ich konnte durch die Philatelie Neues lernen und auch umgekehrt. Es macht mir auch eine große Freude mich mit jedem einzelnen Beleg zu beschäftigen und diesen knacken zu können, man erweitert immer wieder seinen Horizont und steckt sich selbst neue Ziele. Eine Zeitlang war ich zwar abstinent (2 Jahre ca.) aber die Pause hat mir gut getan, denn jetzt habe ich wieder umso mehr Freude an der Philatelie.

Nun meine Meinung zur Zukunft der "Jungsammler":

Wofür ich mich nie wirklich begeistern konnte, ist das Motivsammeln. Ich kann verstehen, dass es Sammler gibt, die dort ihren Spaß dran haben und will auch nicht pauschalisieren, dass Motivsammeln grundsätzlich schlecht ist, weil das natürlich absolut subjektiv ist, aber:

Als ich das erste Mal auf einem Tauschtag gewesen bin (in Neuwied), wurde ich sofort von der Jugendgruppe gefragt, ob ich denn auch sammle bzw. was. Damals hatte ich wie gesagt noch Ländersammlungen und gab als Antwort, dass ich eben verschiedene Gebiete nach Spezialkatalog sammle. Sämtliche Jugendliche dort haben allerdings Motivsammlungen gehabt (es waren meiner Erinnerung nach 8-10 Kinder) und auch mich haben sie dann dazu bewegt für diesen einen Tag mir ein Motiv auszusuchen und das dann zu suchen.

Ich kann dazu sagen, ich finde es ist der falsche Weg immer nur den Einstieg über das Motivsammeln zu wählen, es mag sein, dass sich viele Kinder dafür begeistern können und logischerweise bekommt man nicht das Interesse eines 8-jährigen durch Postgeschichte, aber es ist meines Erachtens der nachhaltigere Weg. Hätte mein Nachbar damals Motive gesammelt, ich glaube ich hätte mich nicht lange für die Philatelie begeistern können, denn man wird älter und ab einem gewissen Alter ändern sich auch die Interessen und ich für meinen Teil habe wie gesagt immer zur Philatelie gestanden, weil ich meinen Wissensstand erweitern konnte und es enormen Spaß gemacht hat sich mit der Geschichte der Länder zu befassen.

Wenn man von Anfang an nur gewohnt ist Motive zu sammeln, ist der Sprung zu anderen Gebieten der Philatelie natürlich schwer und viele Jugendliche hören dann genauso schnell mit dem Sammeln auf wie sie begonnen haben. Und ich glaube man hält Jugendliche eher am Sammeln, wenn sie sich mit Postgeschichte oder Ländersammlungen befassen als mit Motiven (ich rede jetzt von der entscheidenden Zeit zwischen 16 und 18 wo die meisten aufhören).

Wie gesagt, ich möchte an der Stelle das Motivsammeln absolut nicht schlecht reden oder sagen, dass man hieraus nichts schöpfen kann, sondern vielleicht einen Anreiz dazu geben, dass man vielleicht mal den Anstoß über andere Gebiete der Philatelie gibt. Schaden tut´s keinem und ich glaube, dass man dadurch auch mal Abwechslung reinbekommt, ich sehe nämlich auf Messen immer nur Jugendliche die bestimmte Motive sammeln, aber nur extrem selten Ländersammlungen oder gar Postgeschichtler und ich bin ja das beste Beispiel, dass man auch in jungen Jahren damit anfangen kann.

Ich weiß zwar nicht, wo ich mich diesbezüglich hin wenden kann, aber ich kann auch gerne mal einen Artikel über meine Sammlung schreiben und entsprechende Briefe zeigen, sodass ich Jugendliche evt. begeistern kann. :D

Ich hoffe, dass ihr meine Intention verstanden habt und dass sich die Motivsammler nicht auf den Schlips getreten gefühlt haben (mir fiel halt eben nur dieses Beispiel aus eigener Erfahrung ein).

Liebe Grüße und gute Nacht

Kevin
 
Quelle: www.philaseiten.de
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