Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
briefmarkenwirbler24 Am: 27.08.2018 19:29:56 Gelesen: 283551# 508@  
Hallo zusammen,

heute möchte ich euch gerne zwei Belege vorstellen, die zwar in ihrer Verwendung sehr häufig sind, allerdings eine bestimmte Sache sehr schön zeigen.

Zu sehen sind zwei Trauerbriefe, die zwar in der gleichen Tarifperiode verschickt (01.09.1876 – 01.11.1884), jedoch unterschiedlich frankiert wurden.

Der erste der beiden Briefe wurde am 26.07.1878 in Rigi Klösterli aufgegeben und adressiert nach Altstetten bei Zürich. Die war bis 1934 eine eigenständige Gemeinde und bildet heute zusammen mit Albisrieden ein Quartier (Kreis 9) der Stadt Zürich. Angekommen ist der Trauerbrief bereits einen Tag später.

Beim zweiten Brief handelt es sich um einen Ortsbrief, der innerhalb Zürichs am 25.03.1881 verschickt wurde. In der Empfängerzeile lassen sich zwei Straßennamen erkennen, also war sich der Absender vermutlich nicht sicher in welcher Straße der Empfänger wohnte oder "Zeltweg" war ein bestimmtes Stadtviertel in Zürich.

Nun kommen wir zu den Frankaturen bzw. zu den Gebühren, die für die Briefe entstanden:

Einen Trauerbrief konnte man sowohl als Drucksache als auch als normalen Brief versenden.

Dabei war jedoch zu beachten, dass Drucksachen immer offen versandt werden mussten und das Couvert nur "Gedrucktes" beinhalten durfte. Drucksachen mussten immer offen verschickt werden, weil nämlich stichprobenartig kontrolliert wurde ob nicht doch "Handgeschriebenes" im Inhalt gewesen ist.

Der zweite Brief wurde, wie man an der Frankatur sehen kann, als Drucksache richtigerweise mit 2 Rappen frankiert. Hier gilt der Tarif vom 01.09.1876 bis zum 01.01.1915, nach dem sämtliche Drucksachen unabhängig von der Entfernung im Inland bis zu 50 gr mit 2 Rappen zu frankieren waren, über 50-250 gr wären 5 Rappen und über 250-500 gr 10 Rappen zu frankieren gewesen.

Der erste Brief wurde siegelseitig verschlossen, sodass man diesen auch nicht als Drucksache verschicken konnte. Demnach handelt es sich um einen einfachen Brief im Fernverkehr, der dann mit 10 Rappen zu frankieren war.

Also hat der Absender der Post quasi 8 Rappen geschenkt, denn er hätte das Couvert als Drucksache verschicken können, hätte er es nicht verschlossen. Man weiß zwar nicht was seine Absicht gewesen ist, vielleicht wollte er dem Empfänger sein Beileid lieber persönlich und handschriftlich mitteilen, jedoch rein "wirtschaftlich" gesehen, hätte er es billiger haben können.

Liebe Grüße

Kevin




 
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